Abstracts der Teilprojekte "Stadtforschung"

Mit der Stadtforschung ist ein Bereich der kulturwissenschaftlichen Perspektive angesprochen, der sich mit dem Thema Raum beschäftigt. Dabei meint Raum nicht einen zu füllenden Behälter, sondern ein Nebeneinander von menschlichen Praktiken, Bedeutungen und Zuschreibungen. In diesem Sinne meint Stadtforschung, einen Raum zu verstehen, zu erfahren und zu erforschen. Die Infrastrukturen einer Stadt sind immer verbunden mit dem Verhalten ihrer Planer, Besucher und Bewohner.

Anne Winckler

"Auf Pilgerpfaden unterwegs in Frankfurt"

Europäische Zentralbank vom Main aus gesehen
Europäische Zentralbank vom Main aus gesehen

In diesem Beitrag bewegen wir uns auf Pilgerspuren längst vergangener Tage und gehen dabei der Frage nach, wie es sich anfühlt, in einem durch die moderne Geschäftswelt geprägten Frankfurt der Gegenwart einer versunkenen Zeit zu begegnen. Wir wandern im Frankfurter Stadtgebiet ein Stück auf dem Weg, den der Prozessionszug mit dem Leichnam des Heiligen Bonifatius im Jahr 754 n. Christus von Mainz nach Fulda genommen hat. Außerdem sind wir auf den Spuren der Jakobspilger unterwegs, die sich beginnend mit dem 11. Jahrhundert n. Christus von Osten oder Norden kommend, zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago di Compostela aufgemacht haben. Dabei lernen wir die beiden Heiligen ein wenig kennen und erfahren ob und inwieweit sie heute noch im Frankfurter Stadtbild präsent sind. Mit der U-Bahn und zu Fuß bewegen wir uns im Großstadtdschungel, während unsere Fantasie in die Lebenswelten unserer Ahnen eintaucht.

Frankfurt Skyline vom Main aus gesehen
Frankfurt Skyline vom Main aus gesehen

Eigentlich unvorstellbar, dass im Retortenstadtteil Riedberg, Anfang des 21. Jahrhunderts aus dem Boden gestampft, Verbindungen geknüpft werden, die mehr als 1250 Jahre zurück reichen in die Zeit, als der Leichnam eines Heiligen zur letzten Ruhestätte getragen wurde.

Den Jakobsweg wiederum bringt uns Johann Wolfgang Goethe ein Stück näher, in dieser Stadt vor mehr als 250 Jahren geboren. Er hat die ehemalige Pilgerherberge ‚Compostel‘ am Mainufer noch gesehen und in seinem Werk ‚Dichtung und Wahrheit‘ beschrieben.

Sie haben Zweifel, ob man auf Pilgerpfaden in einer Stadt wie Frankfurt unterwegs sein kann?
Machen Sie sich mit uns auf den Weg und kommen sich am Ende vielleicht dabei selbst ein Stück näher.

Rudolf Dederer

Öfter mal was Neues! – Goethe, Schiller, Stoltze in Frankfurt

 Goethe-Denkmal von 1844 auf dem Goetheplatz © Rudolf Dederer
Goethe-Denkmal von 1844 auf dem Goetheplatz © Rudolf Dederer
Friedrich Stoltze als Sozialrevolutionär auf dem Hühnermarkt, Collage
Friedrich Stoltze als Sozialrevolutionär auf dem Hühnermarkt, Collage © Rudolf Dederer

Die moderne Stadt Frankfurt scheint sich alle 25 bis 50 Jahre neu zu erfinden. Abzulesen ist das nicht nur an ihrer Architektur und besonders der für Europa einmaligen Hochhauskulisse, sondern auch an der „Möblierung“ der öffentlichen Plätze mit Statuen, Denkmälern und Brunnen. Was diese betrifft befindet sich Frankfurt gerade in einer Phase der Besinnung auf Geschichte und Tradition: Der in Frankfurt geborene große deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) und der für seine Mundartdichtungen bekannte Frankfurter Dichter und Publizist Friedrich Stoltze (1816 – 1891) stehen hoch im Kurs und ihre Denkmäler wieder auf ihren angestammten Plätzen in der Frankfurter City. Die Goethe-Skulptur von 1844 steht auf dem Goetheplatz, der Stoltze-Brunnen von 1895 auf dem Hühnermarkt in der rekonstruierten Altstadt.

Beide Denkmäler, aber auch manche andere sind in Frankfurt ganz schön herumgekommen. Die „Wanderungsbewegungen“ einiger von ihnen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Eingriffe in das Stadtbild, der damit verbundene Identitätsverlust, andererseits aber auch die Chance neuer Identitätsbildung, werden in dem Artikel „Öfter mal was Neues! Goethe, Schiller, Stoltze in Frankfurt“ beschrieben. Eine ganz subjektive, auf den Erfahrungen des Autors beruhende Darstellung, in der Goethe mit bisher unveröffentlichten Gedanken in Gedichtform sogar selber zu Wort und Stoltze ganz groß herauskommt.

Thomas Brand

Eine Reise zu unbekannten, geheimnisvollen, vergessenen Orten

Das botanische Institut am Palmengarten c Thomas BrandIn  Frankfurt machen wir uns auf den Weg, zu faszinierenden ,verlorenen Orten. Es gibt traditionell in Frankfurt wenige unbekannte, aufgegebene Gebäude. Aber der Weg führt uns über das alte Polizeipräsidium, das botanische Institut am Palmengarten, das sich sinnigerweise die Natur zurückholt ,bis hinaus in den Stadtwald zu dem Oberforsthaus. Oder auch in der Stadt der verlassene Ostbahnhof.

Getarnter Bunker für dasMunitionslager Einsatzflughafen © Thomas Brand
Getarnter Bunker für dasMunitionslager Einsatzflughafen © Thomas Brand

Die Faszination besteht im selber entdecken, der beeindruckenden Ursprünglichkeit und das hautnahe Erleben von individueller Geschichte. Lost Places Jäger beachten die Regeln: Niemals den Standort verraten, immer den Ort zu zweit aufsuchen, da sich die Situation minütlich ändern kann und das Eigentum respektieren. Ob die vergessene Mafia Villa im Wald, alte Druckerei Sachsenhausen, oder auch außerhalb von Frankfurt die riesigen, leerstehenden Ymos Werke in Obertshausen. Kaum bekannt der Einsatzflughafen von 1936 im Wald von Mainhausen, getarnt als Bauernhof. Heute existieren die zugewucherten Bunker im Wald, der Flughafen Tower und die als Fachwerkbauernhaus getarnte Kommandantur. Viele Lost Places im Osten Deutschlands. Auch in Oberitalien, ganze Dörfer oder leerstehendes, komplett eingerichtetes Hotel, in dem politische Größen wie Willy Brandt Station machten, warten darauf, von Urbexern ( Lost Places Jäger ) entdeckt zu werden.

Winfried Obermeier

Der Zoo beginnt unter der Erde

O. Herfurt 1862-1934, deutscher Maler und Illustrator Postkartenserie nach den Lügengeschichte des Baron von Münchhausen
O. Herfurt 1862-1934, deutscher Maler und Illustrator Postkartenserie nach den Lügengeschichte des Baron von Münchhausen

Meine Sicht auf die U-Bahn hat sich durch mein Studium an der Universität der dritten Lebenshälfte in Frankfurt geändert. So bin ich früher immer mit dem Auto in die Stadt gefahren, die Ziele in der Stadt habe ich immer zu Fuß erreicht. Der Gang zur U-Bahn, aber auch zu Zug, Straßenbahn und Bus habe ich wegen der Menschenmassen vermieden.Üble Gerüche, lärmende und pöbelnde Menschen, die fehlende Möglichkeit zum Ausweichen ließen mich gerne lange Spaziergänge an der frischen Luft in der Großstadt bevorzugen.

Warzenschwein Pumba ist auch schon da! Vegetarische Ernährung schleimig und vitaminreich, kein Problem Hakuna matata swahili Figurenpyramide errinnert an die Bremer Stadtmusikanten, die Pflanzen an eine Art naive Malerei
Warzenschwein Pumba ist auch schon da! Vegetarische Ernährung schleimig und vitaminreich, kein Problem Hakuna matata swahili Figurenpyramide errinnert an die Bremer Stadtmusikanten, die Pflanzen an eine Art naive Malerei

Auch gehe ich vom Hauptbahnhof zur Universität in Bockenheim gerne zu Fuß durch das Westend, lernte abends bei Dunkelheit aber die U4 am Senckenbergmuseum zu schätzen, insbesondere mit den tollen Darstellungen des studentischen Lebens. Ich habe die Deodorantvielfalt analysiert, und habe dabei die Untergrundstationen als Kunstorte kennengelernt, die auch die Welt über der Erde ankündigen.Die Geschichte der C-Strecke wurde von mir erforscht, und bewies, dass viele Probleme beim Bau gelöst werden mussten.

Meine Lieblingsuntergrundstation ist die U-Bahns-Station Zoo geworden, der ich mich ausgiebig mit den künstlerischen Wandgestaltungen beschäftigt habe; persönlich habe ich auch Kontakt zu dem Künstler Avni Koyun aufgenommen. Mich fasziniert, dass der Weg zum Zoo Frankfurt bereits unter der Erde beginnt. Gleichermaßen sind alle neuen U-Bahnstation ein tolles Zwischenziel auf dem Weg zur Erkundung der Sehenswürdigkeiten über der Erde geworden, was noch zu weiteren Forschungen anregt.

Kurzes Video von Winfried Obermeier

Martin Willenbacher

Streifzug zum Thema Essen durch Frankfurt

Fleischversorgungszentrum Frankfurt
Fleischversorgungszentrum Frankfurt

Ausgehend von der Fragestellung, ob in einer Metropole wie Frankfurt immer noch Nahrungsmittel produziert werden und wie die Versorgung einer Stadt dieser Größe erfolgt, machen wir uns auf die Suche nach den Verteilerzentren und Produktionsstätten im Stadtgebiet. Beginnend im Norden Frankfurts im Stadtteil Nieder-Erlenbach, wo sich Teile der wenigen landwirtschaftlichen Flächen in Frankfurt befinden geht die Fahrt zum Frischezentrum in Kalbach, dem Nachfolger der früheren Großmarkthalle, wo Obst und Gemüse umgeschlagen werden.

Der Lohrberg ist die Heimat des einzigen Weinbergs in der Stadt und sogar Honig wird in Randlagen und sogar auf dem Dach des MKK produziert. Das Fleischversorgungszentrum in Fechenheim hat mittlerweile viele Funktionen des früheren Schlachthofs übernommen, was auch vielen Frankfurtern nicht bekannt ist. Auf dem Weg nach Oberrad sehen wir das Gebäude der EZB, in dem die ehemalige Großmarkthalle integriert ist. In Oberrad werden die Kräuter für die grüne Soße produziert, die ganz in der Nähe in der grünen Scheune oder in der Gerbermühle genossen werden kann, sogar ein Denkmal wurde dem Frankfurter Nationalgericht gewidmet.

Weniger bekannt ist das Perishable Center Frankfurt, das für den Umschlag von verderblichen Waren ein zentraler Knotenpunkt am Flughafen ist, der dafür sorgt, dass die Zwischen- und Großhändler in Frankfurt stets frischeste Waren haben. Der Streifzug endet in der Kleinmarkthalle, einem Bau aus den 50er Jahren, nach eigenem Bekunden ein „Stück Frankfurt mit Herz“, wo der Endverbraucher allerlei internationale kulinarische Köstlichkeiten findet.

Christel Enders

Faszination Frankfurt: Die "Skyline"

Skyline-Blick auf Frankfurt mit Schiffsanlegestelle © Christel Enders
Stadtmodell im Planungsdezernat © Christel Enders
 „Grand Tower“ Luxus in Formvollendung © Christel Enders
„Grand Tower“ Luxus in Formvollendung © Christel Enders

Warum denn in die Ferne schweifen, wo das Schöne quasi vor der Haustür liegt! Eine Mainschifffahrt eröffnet neue Perspektiven. Plötzlich sieht man ungeahnte Blickwinkel und entdeckt die Heimatstadt aufs Neue. Es lohnt sich, versprochen!

Beim Anblick der Skyline fragt man sich, wie viele Wohnhochhäuser gibt es eigentlich? Wo stehen diese, auch mitten zwischen den Bürotürmen? Wer wohnt dort und wer kann es sich leisten dort zu wohnen. Sind das Luxuswohnung oder gibt es auch Wohnungen mit Sozialbindung. Luxus, Notwendigkeit, Faszination, von jedem etwas. Erleben Sie in meinem Beitrag eine Mainschifffahrt mit der Primuslinie entlang der Skyline Richtung Griesheimer Schleuse.

W. W.

... Tango in Frankfurt?

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte Foto pixabay.de
Shoes made for dancing! Foto pixabay.de

Claro! In Frankfurt gab es vor Corona eine reichhaltige, spannende Tangoszene. Nein, nicht die künstliche, abgehackte, englische Variante, die  wir in der Tanzschule zu lernen versuchten … Sondern die harmonische, warme und verbindende Form aus Südamerika – der Tango Argentino!

Wird er wieder neu entstehen? In den Tanzsälen und in den Kaschemmen in und um Frankfurt? Was macht für den Außenstehenden den Reiz, die Faszination des Tangos aus? Ist es die Atmosphäre, das Exotische, die Nähe oder die Berührung, die berührt? Oder die etwas anderen Rituale und Regeln aus einer anderen Kultur? Für Neugierige auf jeden Fall prickelnd und interessant und fordert geradezu zum Weiterlesen heraus. Adelante!

Anett Dederer-Lassen
               &
Hans-Christian Lassen (Hamburg)

Leseratte und Bücherwurm – Flanieren zu Frankfurts öffentlichen Bücherschränken

Nach Lesestoff stöbern: In immer mehr Stadteilen gibt es Bücherschränke c Stadt Frankfurt am Main
Bücherschrank am Oeder Weg / Bornwiesenweg. Nach Lesestoff stöbern: In immer mehr Stadteilen gibt es Bücherschränke c Stadt Frankfurt am Main

Kostenlos zugängliche Bücherschränke im öffentlichen und frei zugänglichen privaten Raum gibt es seit Jahren und inzwischen in vielen deutschen Städten. Frankfurt ist hier mit 81 über die ganze Stadt verteilten Bücherschränken Spitzenreiter. Das Prinzip dieser rund um die Uhr offenen Schränke ist, dass man ihnen gespendete Bücher entnimmt und eigene Bücher einstellt, d.h. spendet. So können Bücher immer wieder neue Leser finden. Die Schränke werden von der Stadt aufgestellt, aber von Privatpersonen (sog. Paten) betreut. Der erste Schrank steht seit 2009 am Merianplatz in Bornheim.

Ein Bücherliebhaber, wenn nicht gar eine Leseratte bzw. ein Bücherwurm sollte man schon sein, um den kulturellen Rang der öffentlichen Bücherschränke würdigen und genießen zu können. Es soll Menschen geben, die extra wegen der Bücherschränke von weit her nach Frankfurt reisen! Daneben sollte man Freude am Flanieren haben, es jedenfalls versuchen. Die Bücherschränke stehen i.d.R. an belebten Orten, deren bauliche und soziale Umgebung über den jeweiligen Stadtteil Aufschluß geben.

Man sollte deshalb die Schränke nicht „abklappern“, sondern „aufsuchen“ und auf dem Weg zu ihnen auf die Stadtarchitektur, die Schönheit von Parkanlagen, auf Eigenarten der Passanten, die Bewegungen auf den Straßen, die Atmosphäre, auf Wind und Wolken achten, wie es berühmte Flaneure, z.B. der Frankfurter Schriftsteller Siegfried Kracauer, vor uns machten. Der „Bücherflaneur“ gewinnt so eventuell eine ganz neue Sicht auf die Stadt am Main.

Rudolf Dederer

Friedrich Stoltzes Erzählung „Von Frankfurts Macht und Größe"

Nachmittagsstimmung auf dem Hühnermarkt in der rekonstruierten Frankfurter Altstadt mit Friedrich-Stoltze-Brunnen von 1895. Hier ungefähr begann der Spaziergang, den Friedrich Stoltze 1821 als 5Jähriger mit seinem Großvater machte und später in seiner Erzählung „Von Frankfurts Macht und Größe“ beschrieb. © Rudolf Dederer
Nachmittagsstimmung auf dem Hühnermarkt in der rekonstruierten Frankfurter Altstadt mit Friedrich-Stoltze-Brunnen von 1895. Hier ungefähr begann der Spaziergang, den Friedrich Stoltze 1821 als 5Jähriger mit seinem Großvater machte und später in seiner Erzählung „Von Frankfurts Macht und Größe“ beschrieb. © Rudolf Dederer

Unter dem Titel „Von Frankfurts Macht und Größe“ hat der Frankfurter Mundartdichter, Schriftsteller und Herausgeber politisch-satirischer Zeitungen, Friedrich Stoltze (1816 – 1891), ein Lehrstück in Sachen urbaner Faszination verfasst. Er hat in Mundart einen Spaziergang geschildert, den sein Großvater, Gastwirt eines bekannten Äppelweinlokals in der Frankfurter Altstadt, mit ihm von der Altstadt über den Römerberg zum Main und, nach dem Übersetzen über den Fluss in einem Kahn, vom Sachsenhäuser Ufer bergauf zur Sachsenhäuser Warte machte. Diese Erzählung soll in seiner Kindheit zu den Lieblingstexten des Frankfurter Philosophen der ‚Frankfurter Schule‘, Theodor W. Adorno (1903 – 1969), gehört haben.

Friedrich Stoltze war zur Zeit des Spaziergangs mit dem Großvater 5 Jahre jung, wie er selber im Text erwähnt, d.h. die Geschichte trug sich 1821 zu, vor 200 Jahren. Damals hatte die Stadt am Main noch keine imponierende, europaweit einzigartige Skyline. Aber ihre Silhouette mit zahlreichen Türmen und Türmchen, aus der als Wahrzeichen der stämmige, sandsteinrote Dom ragte, war markant und in der Mainebene weit sichtbar. Die bestand vor allem aus Wiesen, Feldern und Wäldern. Lebhafter Handel und Wandel spielten sich dagegen in der Stadt ab, die mit ihrem Binnenhafen ein wichtiger Warenumschlagsplatz war.

Friedrich Stoltzes Großvater, ein Frankfurter mit Leib und Seele, wollte seinem Enkel die Geschäftigkeit der Stadt, ihre erstaunliche, ja „unglaubliche“ Ausdehnung, Bedeutung und Größe vor Augen führen. Er muss ein packender Erzähler von Frankfurter Geschichte und Geschichten gewesen sein. Denn wenn er davon anfing, „hawwe merr (Kinner) dagesotze un hawwe Maul un Nas uffgesperrt. Un von alle dene Geschichte un weise Lehre kimmt’s aach her, dass ich so e gelunge Frankforter Kind warn bin un Leib un Lewe uff mei Vatterstadt halt.“ Das versichert Friedrich Stoltze in seiner Erzählung. Wenn man so will, hat man hier eine „Betriebsanleitung“ für die (frühkindliche) Erzeugung von Faszination für einen Ort und die Identifikation mit ihm.

Renate Goldbach
          &
Julius Jonasch

Genügend öffentliche Toiletten?

Die von Cyprien Gaillard geschaffene Skuptur
Die von Cyprien Gaillard geschaffene Skulptur „Frankfurter Schacht“ © Renate Goldbach

Bei unseren interessanten Spaziergängen durch Frankfurt unter Corona Bedingungen haben wir das schöne Erleben der Stadt mit dem Nützlichen verbunden. Es lohnt sich, am Mainufer oder im Bethmannpark zu entspannen. Der Weg zum neu errichteten Goethe – Turm oder in den Frankfurt vor gelagerten Stadtteil Höchst ist der Mühe wert.

Auf unseren Erkundungen hatten wir auch immer das Nützliche im Blick. Wir gingen der Frage nach, inwiefern in Frankfurt für ausreichende und saubere öffentliche Toiletteneinrichtungen gesorgt ist. Das ist notwendig, wo täglich zigtausend  Menschen zusammentreffen — zum Shoppen, als Touristen oder auf dem Weg zur Arbeit.

Unsere Erfahrung erteilt der Stadtverwaltung kein großes Lob, aber das sollte niemand davon abhalten, den hier beschriebenen Spuren zu folgen.

Anita Wessling

Bethmannpark - Ein Bürgerpark in Frankfurt

Immer wieder haben wohlhabende Bürger der Stadt Frankfurt die Bürger der Stadt an ihrem Wohlstand teilhaben lassen. So entstand, nach und nach, auch der kleine Bethmannpark. Den Anfang machte J.Ph. Bethmann, 1715 – 1793, der 1783 ein Grundstück vor der damaligen Wallanlage der Stadt kaufte. Die Auflage war, die Gärten mussten für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

S. M. von Bethmann, 1768 – 1826, kaufte auf der stadtseitigen Fläche der Wallanlagen ein Areal, das bereits als Landschaftsgarten mit Teich konzipiert war. Dort erbaute er ein Museum für seine Kunstsammlung: Das Adrianeum, später Odeon. Es war das erste Bürgermuseum in Frankfurt. Bekannteste Skulptur ist die ‚Ariadne auf dem Panther‘, heute im Liebieghaus.

Im Jahr 1987 wurde der Chinesische Garten angelegt. Ein Geschenk der Universität Peking. „Ein friedlicher Platz zum Ausruhen. In der Stille findet man Kraft zu neuem Denken.“ Der kleine, interessante Park am Rande der City ist zu erreichen mit der U-Bahn U4 bis Merianplatz sowie von der Konstabler Wache mit den Strassenbahnen 12 und 18 bis Hessendenkmal.

Katrin Swoboda

„Soulfood in Bockenheim“ Speisekarte alphabetisch

Bockenheimer Warte © Katrin Swoboda
Bockenheimer Warte © Katrin Swoboda

Bis zur Eingemeindung 1895 war Bockenheim, westlich von Frankfurt, ein eignes Städtchen. Sichtbar ist das heute noch am Grenzturm, der sogenannten „Warte“ . Hier wurde früher kontrolliert, wer ein- oder ausreisen wollte. Auch Voltaire passierte das am 1. Juni 1753, gegen den ein Haftbefehl vom preußischen König vorlag und der ihm einen „Hausarrest“ in Frankfurt bis zum 1. Juni1753 verschaffte. Nach der Integration in die ehemalige Reichsstadt wurde die ganze „Grenzregion“ zur kulturellen Meile: die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität wurde dort 1914 als „königliche Stiftungsuniversität“ gegründet, das Senckenberg-Museum entstand und das gegenüberliegende ehemalige Eisenbahndepot wurde- unter Denkmalschutz .zur Spielstätte für Schauspiel, Oper und andere kulturelle Ereignisse. Und unser kultureller Spaziergang beginnt hier.

Irma Hansmann

Musikerlebnisse in Frankfurt

Musikerlebnisse in Frankfurt
„Soul in der „Fabrik“ in Sachsenhausen“ © Irma Hansmann

Zum urbanen Lebensgefühl gehört für mich unter anderem auch, jederzeit ein Angebot an musikalischen und  kulturellen Ereignissen zur Auswahl zu haben. Und da hat Frankfurt eine Vielzahl an Veranstaltungsräumen mit unterschiedlichsten Musikrichtungen und kulturellen Vorführungen zu bieten.

Ich stelle hier eine kleine Auswahl meiner Lieblingslokalitäten vor, in denen ich, oft auch abseits der großen Museen und Konzerträume, musikalische, künstlerische und kulturelle Erlebnisse genieße, manchmal verbunden mit kulinarischen Überraschungen. Ich nehme Sie mit zur Musik unter Bäumen im Palmengarten, in alten Kellergewölben, umgebauten Fabrikhallen, Kunstgalerien, Theatern und Gaststätten mit Bühnen. Gemeinsam ist diesen Veranstaltungsplätzen, dass sie von allen Altersgruppen gern besucht werden.

Beate Stahl

Scherenschnitte von Hannelore Uhse

Mit-Leser
Mit-Leser

Mein Beitrag handelt von einer Frau, die nach Krieg und Vertreibung heimatlos wurde und sich eine neue Heimat suchen musste. Diese fand sie dann in Frankfurt als sie ihren Mann kennen lernte.  Sie schrieb alle ihre Gedanken in Tagebücher und Büchern, aber am meistens liebte ich die Geschichten, die sie mit ihren Scherenschnitten ausschmückte. Die Scherenschnitte, die ich vorstelle, stammen aus einem ihrer Bücher, die sie mir vererbte. Dieses Buch hat auch einen Namen: „Ich ging durch die Straßen“.

In den 50 er und 60 er Jahren konnte sie sich mit Werbeaufträgen (z.B. in der Frankfurter Rundschau) etwas dazu verdienen. Auch die Berichte ihrer Bergtouren in der Sektion Frankfurt des Alpenvereins waren mit ihren humorvollen Scherenschnitten beschrieben

Anne Winckler

Wer ist Louisa?

Louises letzte Ruhestätte – Foto: A. Winckler
Louises letzte Ruhestätte – Foto: A. Winckler

Eigentlich war ich nur auf der Suche nach Antwort auf die Frage, wer oder was hinter „Louisa“ steckt, nach der eine Haltestelle des öffentlichen Personennahverkehrs und ein naheliegender Waldspielpark benannt sind: Dann tauche ich aber tief ein in die Frankfurter Stadtgeschichte des 19. Jahrhunderts. Begegnen Sie mit mir Persönlichkeiten, die diese Zeit in der Stadt mit geprägt haben.

Der Streifzug führt uns vom Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen auf der südlichen Mainseite über den Fluss hinüber auf den alten Peterskirchhof in der Innenstadt und schließlich auf den Hauptfriedhof an der Eckenheimer Landstraße. Am Ende meiner Recherche stehe ich vor dem Grab der Namensgeberin  des Parks und der Haltestelle: Louise Friederike Borgnis, geborene Boode, verwitwete v. Bethmann, geboren am 13. April 1792 in Demerara, Niederländisch-Guyana, gestorben am 8. April 1869 in Frankfurt. Zunächst verheiratet mit dem 25 Jahre älteren Simon Moritz von Bethmann. Aus der Ehe stammen vier Söhne. Der zweite Ehemann Matthias Franz Borgnis war 8 Jahre jünger. Aus dieser Ehe gehen zwei Söhne und zwei Töchter hervor.