Du betrachtest gerade Val Kilmer als Jim Morrison und Batmann – was bleibt, wenn das Unvermeidliche eintritt?

Am 02. April 2025 ist der Hollywoodschauspieler Val Kilmer gestorben. Für einen Lesenden  des UniWehrsEL fühlt sich dies surreal an, denn für ihn war er mehr als nur ein Schauspieler – er war ein Held seiner Kindheit. Für ihn war er einer der besten Darsteller, die Hollywood in den 1990ern hervorgebracht hat, ein Mann, der seine Rollen nicht nur spielte, sondern sie lebte. Zwei seiner Filme haben ihn als Jugendlichen besonders geprägt: The Doors und Batman Forever. Zwei völlig unterschiedliche Welten, zwei unvergessliche Rollen. Dazu ein Blick auf zwei seiner besten Filmrollen als Jim Morrison und Batmann; bewusst gegenübergestellt, weil sie gegensätzlich sind. Viel Spaß beim Lesen.

Liebes UniWehrsEL,

Jim Morrison war mehr als nur der Frontmann der „Doors“, er war die Stimme einer Generation. In Oliver Stones The Doors (1991) verschmolz Val Kilmer mit der Rolle des legendären Frontmanns der Rockgruppe. Als Jugendlicher tauchte ich durch diesen Film in die Welt des Rock ein, in die Poesie und den Exzess, die Morrison ausmachten. Kilmer war nicht einfach ein Schauspieler – er war Jim. Er sang selbst. Er brachte die Selbstzerstörung, den Starruhm und das Leiden eines Mannes auf die Leinwand, der mit seiner Kunst die Welt verändern wollte, aber letztlich an sich selbst zerbrach.

Morrison war ein Sexsymbol wider Willen. Die berühmten Bilder von 1967, die ihn als verführerischen Rockstar zeigten, hasste er – er wollte als Poet wahrgenommen werden, nicht als Objekt der Begierde. Kilmer zeigt diesen inneren Zwiespalt meisterhaft: Die Anziehungskraft eines Stars, der sich selbst verachtet, dessen Musik zeitlos bleibt, dessen Leben aber viel zu früh endet.

In The Doors zeigt Oliver Stone nicht nur die kreative Genialität Jim Morrisons, sondern auch seine selbstzerstörerische Seite. Bewusstseinserweiternde Drogen, Alkohol und die Obsession mit dem Tod ziehen sich wie ein dunkler Schleier durch den Film. Morrison begibt sich auf einen gefährlichen Pfad – getrieben von der Idee, über die Grenzen des Bewusstseins hinauszugehen, das Leben zu spüren, auszureizen und letztlich herauszufordern. Doch was er als künstlerische Ekstase erlebt, wird zum unkontrollierbaren Exzess.

Diese Obsession, sich selbst an die Grenzen zu treiben, ist nicht nur eine Frage persönlicher Tragik, sondern spiegelt auch die Sehnsucht der Gesellschaft nach Trost und Sinn wider. Wie gehen Menschen mit Verlust um, wenn Schicksal unausweichlich ist? Diese Frage durchzieht die Oper L’Invisible von Aribert Reimann wie kürzlich im Blog zu lesen war. Die Oper verarbeitet eine persönliche Tragödie des Komponisten – den Tod seines Bruders bei einem Bombenangriff – und stellt den menschlichen Umgang mit Vergänglichkeit ins Zentrum.

Wie Morrison in seinen Liedern sucht auch L’Invisible (Oper nach der Vorlage von Maeterlinck) nach einer Antwort auf die fundamentale Frage: Was bleibt, wenn das Unvermeidliche eintritt? Morrison beschrieb den Tod oft als eine Art Befreiung, fast schon als Übergang in eine höhere Existenz. Doch was er letztlich fand, war kein spirituelles Erwachen, sondern ein tragisches Ende in der Badewanne eines Pariser Apartments.

Batman – Ein ernsthafter Held in einer knallbunten Welt

Vier Jahre später wurde Kilmer zum Dunklen Ritter. Batman Forever (1995) war ein völlig anderes Erlebnis – ein überdrehtes, neonfarbenes Spektakel, das sich von seinen düsteren Vorgängern abgrenzte. Hier kämpfte Kilmer als Batman gegen den irrwitzigen Riddler (Jim Carrey in einer brillanten Wahnsinnsperformance). Während die Welt um ihn herum immer greller und lauter wurde, blieb Kilmer ernst, fast zurückhaltend. Sein Batman war eine Konstante in der bunten Welt des Joel Schuhmacher.

Was den Film heute so interessant macht, ist seine unterschwellige Botschaft: Fernsehen verblödet die Menschheit. Der Riddler kontrolliert die Gedanken der Menschen durch seine Technologie – eine Parallele, die sich in unserer Zeit aufs Internet übertragen lässt.

War Batman Forever eine düstere Zukunftsvision?

Auf den ersten Blick erscheint Batman Forever wie ein kunterbuntes Spektakel – grelle Farben, überzeichnete Charaktere, ein fast comicartiger Wahnsinn, angeführt von Jim Carreys völlig überdrehtem Riddler. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich eine bemerkenswerte Mediensatire, die sich rückblickend fast prophetisch anfühlt.

Edward Nygma entwickelt in dem Film eine Maschine, die das menschliche Gehirn direkt beeinflusst. Sie sendet Fernsehsignale und digitale Bilder direkt in die Köpfe der Konsumenten und erlaubt es ihm gleichzeitig, die Gedanken der Nutzer zu lesen. Eine beängstigende Vorstellung – damals pure Science-Fiction, heute gar nicht so weit hergeholt.

Natürlich gibt es (zum Glück) keine Geräte, die Gehirnwellen direkt manipulieren. Aber braucht die Menschheit solche Geräte überhaupt noch? Das digitale Zeitalter hat es geschafft, dass Menschen freiwillig ihre Daten preisgeben. Facebook, Instagram, TikTok – riesige Datenbanken voller Vorlieben, Ängste, Sehnsüchte. Statt einer Gedankenmanipulation werden die Konsumenten einfach zu gläsernen Menschen. Der Riddler hätte sich vermutlich sehr darüber gefreut, dass er nicht einmal mehr einen komplizierten Apparat bauen müsste – heutzutage genügen ein paar clever programmierte Algorithmen.

Ein weiteres Element aus Batman Forever gewinnt heute eine neue Bedeutung: die Frage nach Reizüberflutung und geistiger Gesundheit. Die 1990er hatten ihren Fernsehkonsum – endlose Stunden vor dem Bildschirm, wenig Bewegung, ungesunde Snacks. War Fernsehen eine Art Betäubungsmittel, das die Menschen in willenlose Konsumenten verwandelte? Heute hat die Gesellschaft eine neue Art von Medienkonsum: das ununterbrochene Scrollen, das ständige Online-Sein, die permanente Benachrichtigungskultur. Konzentrationsprobleme, zu wenig Ruhephasen, eine wachsende Unfähigkeit, sich einfach mal von digitalen Ablenkungen zu lösen – all das sind Folgen der modernen digitalen Welt. Und ja, manchmal fühlt sich das Internet an wie das Gerät des Riddlers: eine Informationsflut, die alles überschattet und die Menschen immer weiter in ihren Bann zieht.

Also, war Batman Forever eine düstere Zukunftsvision? Vielleicht nicht im klassischen Sinne – aber es lässt sich bereits erkennen, wohin die Reise gehen könnte. Eine überdrehte Mediensatire, die heute erschreckend aktuell erscheint. Wie sieht der Leser das? War der Film einfach nur Popcorn-Kino oder steckte tatsächlich eine beunruhigende Warnung darin?

Ein Vermächtnis, das bleibt

Val Kilmer war nicht nur Jim Morrison. Nicht nur Batman. Er war ein Schauspieler mit unbändiger Hingabe, ein Talent, das die 90er Jahre geprägt hat. Als Jugendlicher war ich fasziniert von seinen Rollen, und heute, da er nicht mehr ist, bleibt diese Faszination bestehen.

Er lebt weiter – in seinen Filmen, in seinen Charakteren, in den Erinnerungen all jener, die ihn als Held ihrer Kindheit oder als brillanten Schauspieler bewundert haben. Sein Jim Morrison singt immer noch Light My Fire, sein Batman kämpft weiterhin gegen den Riddler.

Danke, Val Kilmer. Für die Geschichten, für die Figuren, für die Magie. Du bleibst unvergessen.

Ein Fan von Val Kilmer und Leser des Blogs UniWehrsEL

Danke für alle Bilder und besonders das Bild von Jim Morrison von Natalie auf Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:4. April 2025
  • Lesedauer:9 min Lesezeit