Oliver Sacks: „Zeit des Erwachens“ – Gedanken zum Beitrag „Iolanta und Machtstrukturen“
Im Beitrag zu „Iolanta“ wurde im Kontext von Verschweigen und Blindheit – im eigentlichen und übertragenen Sinn – auch nach dem Erwachen gefragt. Das plötzliche Aufwachen und Erkennen einer Situation, die von Unwissenheit, Isolation, Abhängigkeit und Kontrolle geprägt war. Eine „Heilung“ würde in diesem Sinne eine Transformation in die Freiheit bedeuten. Tief im Inneren des „Blinden“, des aus sozialen, physischen oder psychischen Gründen „Verstummten“ liegt die Sehnsucht nach einer Welt, die eine Weiterentwicklung zulässt, ohne Abhängigkeit und eigenbestimmt, der Wunsch, eine Grenze, die gleichzeitig Schutzraum und Käfig ist, zu verlassen. Von einer „Zeit des Erwachens“ schreibt der Mediziner und Schriftsteller Oliver Sacks.
Lieber Kulturbotschafter des UniWehrsEL,
Ganz spontan erinnert mich die von Ihnen geschilderte Problematik an Oliver Sacks „Awakenings – Zeit des Erwachens„. Zum Inhalt: „Der Neuropsychologe Oliver Sacks stieß Ende der sechziger Jahre in einem Krankenhaus bei New York auf Überlebende einer Epidemie, und er begann, sie mit einem neu entdeckten Medikament, L-Dopa, zu behandeln. Die Wirkung des Medikaments war überwältigend – jahrzehntelang „erstarrte“ Menschen erwachten plötzlich wieder zum Leben. Oliver Sacks beschreibt in seinem Buch die Geschichte dieser Menschen und die schier unfassbaren Folgen der Dopamin-Behandlung.“
Nach Hollywoodart wurde „Zeit des Erwachens“ auch verfilmt unter dem Motto: „Stell Dir vor, Du lebst. Aber nur innen. Von außen gesehen bist Du katatonisch, in einer Art Koma, in der du auf keinerlei Reize reagierst. So in etwa leben die Patienten, von denen Penny Marshall (Big – 1988; „Jumpin‘ Jack Flash“ – 1986) in ihrem Film erzählt.“ Verfilmt mit dem leider verstorbenen Robin Williams.
L-Dopa im Fokus der Öffentlichkeit
L-Dopa bleibt auch 40 Jahre nach Beginn des Einsatzes zur Behandlung von Parkinsonerkrankungen Gegenstand einer kontroversen Diskussion. Der oft überraschenden Wirksamkeit der ersten Jahre steht das spätere Auftreten von unvorhersagbaren Wirkfluktuationen, im Sinne von Schwankungen, die zu einem wechselnden Ansprechen der Symptomatik führen. Auch Dyskinesien, als Störung des physiologischen Bewegungsablaufs einer Körperregion, eines Körperteils, eines Organs oder einer Zellstruktur stehen den ersten Wirkungen gegenüber. Man spricht vom „L-Dopa Spätsyndrom“.
Wunderhafte Behandlungseuphorie und bittere Enttäuschung durch die L-Dopa-Behandlung von Langzeiterkrankten nach Enzephalitis lethargica sind nicht zuletzt durch die Fallbeschreibungen von Oliver Sacks (Awakenings 1973) in den Fokus der Öffentlichkeit gelang. Allerdings ohne großes Interesse in der wissenschaftlichen Literatur.
Oliver Sacks , ein schreibender Neurologe und Bestsellerautor
Der, in einer Kopfschmerzklinik in der Bronx arbeitende, Sacks begann in England in den Sommerferien 1967 ein Buch über die Migräne zu schreiben. „Ohne bewusste Planung“ sei es aus ihm förmlich „herausgebrochen“, so schreibt es der 1933 in London geborene Sacks in seiner Autobiografie „On The Move“.
Damit war der Weg vom Mediziner zum Schriftsteller vorbestimmt. „Eine Anthropologin auf dem Mars“. wurde von der Zeitschrift «Bild der Wissenschaft» zum Wissenschaftsbuch des Jahres erklärt. Spannend und humorvoll repäsentiert Sacks Fallgeschichten und führt die Leser in das „surreale Universum von Individuen, die durch einen Defekt unter der Schädeldecke einen integralen Aspekt des In-der Welt-Seins verloren haben, das Farbgefühl oder den Bezug zur Gegenwart zum Beispiel.“
In „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ verwechselt ein Musikwissenschaftler Hydranten mit spielenden Kindern, ein anderer kann eine Zeitlang riechen wie ein Hund. Es sind die Folgen von Hirnverletzungen, „ein kleiner Tumult in der zerebralen Chemie, und Menschen geraten in eine andere Welt, in die Gesunde nicht vordringen.“
Schließlich schrieb Lawrence Weschler die Biografie von Oliver Sacks. Erst begonnen, dann unterbrochen, schließlich auf dem Totenbett mit über 80 Jahren und krebskrank erzählte der Neurologe von seinem abwechslungsreichen Leben. Lesen kann man, wie er mit dem Motorrad durch Amerika raste, von der kalifornischen Meisterschaft im Gewichtheben und von Lebenskrisen mit Drogenabhängigkeit und depressiven Schreibblockaden.
Mit besten Grüßen und Dank für die zahlreichen Anregungen!
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