Du betrachtest gerade „Warum in die Ferne schweifen“? – „Anima“, pradiesischer Zauber des Japanischen Gartens in Würzburg

Mein Reisebericht zu Norwegens mystischer Landschaft hat andere Leser angeregt, dem UniWehrsEL über ihre Ausflugserlebnisse zu berichten. Dabei gilt für viele: „Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah“. Angelehnt an Goethe, der viele seiner Weisheiten wunderbar literarisch ausdrücken konnte, so wie in seiner berühmten „Erinnerung„, gilt wohl auch für sie: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen: Denn das Glück ist immer da.“ Danke lieber Schreibender, dass Du uns an Deinen gefühlvollen Erinnerungen teilhaben lässt!

Liebe Leser des UniWehrsEL,

es war einmal in einem kleinen, friedlichen japanischen Dorf, umgeben von sanften Hügeln und plätschernden Bächen, wo die Menschen in Harmonie mit der Natur lebten. Eines Tages, als die Sonne sanft über den Horizont schimmerte, machte sich ein Reisender aus Frankfurt auf den Weg nach Würzburg. Er hatte von einem geheimnisvollen Ort gehört, dem Japanischen Garten, einem Geschenk der Partnerstadt Otsu, und war voller Neugier und Vorfreude.

Als er den Garten betrat, öffnete sich vor ihm ein unerwartetes Paradies, das wie ein geheimnisvoller Traum wirkte. Die kunstvolle Gestaltung des Gartens, mit seinen künstlichen Hügeln, dichten Wäldern und sprudelnden Wasserquellen, schuf eine Atmosphäre, die das seelische Wohlbefinden der Besucher förderte. Der Reisende erinnerte sich an den Schriftsteller, Sänger und Multimedia-Künstler André Heller, der mit „ANIMA – die Rückkehr des Paradieses“ ein eigenständiges Garten-Meisterwerk, einen märchenhaften „Weltgarten“, am Rande von Marrakesch erschaffen hat.

Anima, so sagt Heller, ist die weibliche Sele in uns. So wie es der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung postulierte ist „Anima“ das weibliche Prinzip, die innere Einstellung des Mannes in seinem Unbewussten, also die weibliche Seite in seinem psychischen Apparat. Mit seinem Garten hat Heller diesen Anteil ausleben und praktizieren können, quasi als Ergänzung einer fehlenden inneren Weiblichkeit nach außen projiziert. Von einer Frau wird erwünscht, die Verkörperung dieses Bedürfnisses zu sein. Dies bedeutet, dass die eigene Lebendigkeit und Lebenslust ins Unbewusste verdrängt oder verleugnet wird. Infolgedessen wird das eigene Potenzial als etwas Fremdes, Feindseliges und Bedrohliches angesehen, das bekämpft werden muss, so kann man es im Deutschen Ärzteblatt nachlesen.

Weiter schweifen die Gedanken des Reisenden von Anima zu Anima-L der Ausstellung der Prinzhornsammlung in Heidelberg vom Dezember 2024 bis 30. März 2025 Künstlerisch gestaltete Tiere werden zu Stellvertretern für seelische Ausnahmeerfahrungen. Die Natur des Menschen spiegelt sich im Gestalten von Gärten, weiter gedacht auch in Tiersymbolen, Hybriden zwischen Mensch und Tier, Architektur, Musik. Sie veranschaulichen Emotionen, sind Projektionsfläche für Identität, Mittel zur Kommunikation. Vorfreude auf das kommende Seminar Anima_L kommt in diesem Moment auf. (Bild Anonym, Teufelsziege, 1926, Inv. Nr. 4995. © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg)

Die Magie der Natur

Die Luft war erfüllt von einem sanften Duft nach frischem Gras und blühenden Pflanzen, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Blätter der Bäume schimmerten. Hier, in dieser Miniatur der Landschaft um Ōtsu, schien die Zeit stillzustehen. Der Reisende fühlte sich, als wäre er in eine andere Welt eingetaucht, in der die harmonische Verbindung von Mensch, Tier und Natur überwältigend war.

Die Gestaltung des Gartens war bis ins kleinste Detail geplant. Der Reisende bemerkte, wie der Wechsel der Perspektiven, asymmetrische und dezentrale Anordnungen sowie unebene Wege, ihn sanft durch den Garten führten. Jeder Schritt war wie ein sanftes Lied, das die Stille umarmte und ihn einlud, die Schönheit und Fragilität der Natur zu schätzen.

Als er dem Ufer näher kam, das möglichst naturnah gestaltet war, entdeckte er mehrere große Steine, die den Fluss überqueren konnten. Doch einer der Steine war verrutscht, und er konnte einen schimmernden Gegenstand im Wasser erkennen. Sein Herz schlug schneller, als er sich bückte, um ihn zu untersuchen. Es war ein kleiner, verzierter Anhänger in Form einer Schildkröte – ein Symbol der Unsterblichkeit, das die mythologische Verbindung zur Insel im Teich herstellte.

Die Geschichten der Steine

Anlässlich der Landesgartenschau im Jahr 1990 entstand in Würzburg dieser japanische Garten, ein bedeutender Beitrag der japanischen Partnerstadt Otsu. Die Planung und Unterstützung des berühmten japanischen Landschaftsarchitekturbüros von Prof. Nakane verdeutlichten die enge Verbundenheit zwischen diesen beiden Städten. Der Garten war nach der heutigen Präfektur Shiga benannt, deren früherer Name Ohmi war. Otsu, eine der größeren Städte dieser Region am Biwa-See, spiegelte sich in diesem Garten wider, der eine Miniatur der Landschaft um den größten japanischen Binnensee darstellte.

Die drei Hauptelemente des Gartens – Gebirge, See und Flüsse – schienen wie die Kulisse eines alten Krimis, in dem jeder Stein und jeder Wasserfall eine Geschichte zu erzählen hatte. Das Suzuko-Gebirge, das Nosaka-Gebirge und das Ibukii-Gebirge umrahmten den Garten majestätisch und schufen eine Atmosphäre, die sowohl beruhigend als auch geheimnisvoll war. Der Reisende konnte die geographische Umgebung der Stadt Ōtsu förmlich spüren, während er den schmalen Pfad entlangschritt, der sich durch die sanften Hügel schlängelte.

Die 400 Tonnen Granitfindlinge, sorgfältig von japanischen Landschaftsarchitekten im Fichtelgebirge ausgewählt, bildeten das gestalterische Grundgerüst des Gartens. Jeder Felsen schien ein Geheimnis zu bergen, und der Reisende konnte nicht anders, als sich zu fragen, welche Geschichten sie wohl erzählen könnten, wenn sie sprechen könnten. Vom höchsten Punkt des Gartens aus hatte er einen atemberaubenden Blick auf den See, der den Biwa-See symbolisierte.

Die Entdeckung der Geheimnisse

Der nördliche Teil des Gebirges senkte sich sanft in eine flache Hügellandschaft, die den Fluss umarmte. Sein Verlauf war unberechenbar, bestimmt von kleinen Wasserfällen und tiefen, geheimnisvollen Stellen, die im Schatten der Bäume verborgen lagen. Das Ufer war so naturnah gestaltet, dass der Reisende das Gefühl hatte, in eine andere Welt einzutauchen. Mehrere große Steine ermöglichten es ihm, den Fluss zu überqueren, und er fühlte sich wie ein Entdecker, der auf der Suche nach verborgenen Schätzen war.

Der Fluss und der große Wasserfall, der den Teich speiste, schienen wie die Pulsadern dieses Gartens. Das Wasser plätscherte leise und schuf eine Melodie, die ihn in ihren Bann zog. Er konnte die Kraft und die Lebendigkeit des Wassers spüren, während er weiterging und die Geheimnisse des Gartens erkundete.

Plötzlich entdeckte er eine Insel, die durch zwei Brücken mit beiden Ufern verbunden war. Ihre Form erinnerte an eine Schildkröte, ein Symbol der Unsterblichkeit für Japaner und Chinesen. Diese mythologische Verbindung ließ ihn innehalten und nachdenken. Was könnte diese Insel wohl verbergen? Welche Hoffnungen und Träume waren hier zum Ausdruck gebracht worden? Die ruhige Atmosphäre des Gartens schien ihm zuzuflüstern, dass dieser Ort weit mehr war als nur eine attraktive Zusammenstellung von Bäumen, Sträuchern, Wasser und Steinen. Hier lebten die Träume der Menschen, die diesen Garten geschaffen hatten, und er fühlte sich, als wäre er Teil eines größeren Mysteriums.

Während er weiter durch den Garten wanderte, wurde ihm klar, dass jeder Schritt, den er machte, ihn tiefer in die Geheimnisse dieses Ortes führte. Die harmonische Verbindung von Mensch, Tier und Natur war nicht nur eine Illusion; sie war die Essenz des Gartens selbst.

Fazit als Ausflugsziel

Der Japanische Garten in Würzburg ist ein wahres Juwel, das nicht nur durch seine ästhetische Schönheit besticht, sondern auch durch die tiefere Verbindung zur Natur und Kultur. Er bietet den Besuchern die Möglichkeit, in eine Welt einzutauchen, die von Harmonie und Frieden geprägt ist. Die kunstvoll gestalteten Wege, die sanften Wasserläufe und die geheimnisvollen Ecken laden dazu ein, die Seele baumeln zu lassen und die kleinen Wunder der Natur zu entdecken.

Ob für einen entspannten Spaziergang, eine meditative Auszeit oder einfach nur, um die Schönheit der Pflanzen und die Ruhe des Wassers zu genießen – dieser Garten ist ein idealer Ort für alle, die dem Alltag entfliehen möchten. Die Verbindung zur japanischen Kultur und die sorgfältige Gestaltung machen den Garten zu einem einzigartigen Erlebnis, das sowohl für Einheimische als auch für Touristen ein unvergessliches Ausflugsziel darstellt.

Herzlichen Dnk auch an Pixabay für ergänzende Bilder!