„Der König der Löwen“ Internationales Jungendmusikorchester Darmstadt – Gedanken zum Löwen als Symbol
Am 24.08.2025 besuchte der Kritiker I. Burn das Konzert des Internationalen Jugendmusikorchesters Darmstadt in der Orangerie — ein Abend, der ihm wegen der eindrücklichen Darbietung von Elton Johns Musik zu Disneys „Der König der Löwen“ besonders im Gedächtnis blieb. Wie er beschreibt, trafen die Melodien das Publikum unmittelbar, war doch „Der König der Löwen“ eines der beliebtesten und bekanntesten Stücke des Abends. Der Wunsch diese Melodie zu spielen kam von dem Orchester selbst. Dies zeige wie sehr der Film sich ins popkulturelle Gedächtnis der Jugendlichen eingebrannt habe.
Sehr geehrtes Redaktionsteam des UniWehrsEL,
Beim Jugendmusikorchester kamen Jugendliche aus neun Partnerstädten von Darmstadt zum Musizieren zusammen. 2025 waren die Städte Alkmaar, Brescia, Freiberg, Gyönk, Plock, San Antonio, Troyes eingeladen. Mein Augenmerk galt besonders dem „König der Löwen“.
Der Film „Der König der Löwen“ erschien ursprünglich 1994 als Trickfilm und kehrte 2024 in neuem Gewand als fotorealistisch-animierter Film ins europäische Kino zurück. Der Film „Der König der Löwen“ erzählt eine einfache, archetypische Geschichte: Aufstieg, Fall und Wiederauferstehung eines jungen Löwen namens Simba, eingebettet in das motivische Prinzip des „Kreises des Lebens“ — Geburt, Wachstum, Verantwortung, Tod und Erneuerung. Diese Erzählstruktur spricht unmittelbar grundlegende menschliche Erfahrungen an und macht die Musik zu einem emotional starken Anker für kollektive Empathie.
Die Kombination aus einprägsamen, emotionalen Melodien und kraftvoller Inszenierung weckt unmittelbar Gefühle von Nostalgie im Zuhörer, weil bekannte Themen (wie Elton Johns Songs und Hans Zimmers Score) Erinnerungen an persönliche Lebensabschnitte aktivieren und das gemeinsame Hörerlebnis im Konzert eine soziale Verbundenheit erzeugt. Die universelle Erzählung vom Erwachsenwerden, von Schuld und Wiedergutmachung bietet Identifikationsflächen für Zuschauer jeden Alters, weil Simbas Konflikt—Verlust, Selbstzweifel und die Rückkehr zu seiner Lebensaufgabe —als metaphorischer Entwicklungsweg verstanden werden kann, in dem sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen wiederfinden. Die Trickfilm-Bildsprache und die archetypischen Figuren liefern dem Publikum starke und leicht zugängliche Symbole für Mut, Loyalität und Verantwortung, indem visuelle Motive (Sonnenaufgang, Weite der Savanne, der Kreis des Lebens) und klare Figurencharakterisierungen (der weise Mufasa, der hinterhältige Scar, die treue Nala) psychologisch sofort verständliche Rollenmodelle und moralische Kontraste anbieten.
Aus psychologischer Sicht, in Anknüpfung an das Seminar „Anima(l)“ — Tiere als Spiegelbilder menschlicher Seelenzustände — fungiert der Löwe als vielschichtiges Symbol: Er reflektiert Mut, Kraft und Herrschaft, aber auch Verlust von Identität, Schuld und die Suche nach Zugehörigkeit.
Ein zweiter, politisch-satirischer Kontext, in dem mir Motive aus „Der König der Löwen“ begegneten, war die Satiresendung Extra3: In einer Parodie wurde der bayerische Ministerpräsident Markus Söder als „böser Löwe“ dargestellt, der den „guten Löwen“, den Bundeskanzler Friedrich Merz, hintergeht — die Pointe beruhte auf Merz Unerfahrenheit im Regierungsamt. Der erfahrene Schlaukopf Söder, weiß wie Regierungsarbeit in der Praxis funktioniert, während Friedrich Merz noch nie ein Amt innehat und deshalb als Lehrling dem erfahrenen Söder und seinen „guten Ratschlägen“ vertraut. Aus diesem Bild leite ich ab, wie der Löwe in der Öffentlichkeit doppeldeutig wirkt: Er kann zur Projektion legitimer Führungsstärke werden, aber ebenso zur Metapher für Machtmissbrauch oder politisches Machtspiel. Die Rezeption hängt von Kontext und Zuschreibung ab.
Historisch (man denke nur an den Nemeischen Löwen und Herkules) und kulturell ist der Löwe ein vielfaches Zeichen: Wappen, Monumente, Malerei und Skulptur verwenden ihn als Attribut für Souveränität, Schutz und Rechtsgewalt. In der Kunst wird er zugleich idealisiert und entmystifiziert — je nachdem, ob der Fokus auf der physikalischen Kraft oder auf moralischer Verantwortung liegt. Diese Ambivalenz lässt sich auch auf die Führungsqualitäten Simbas übertragen: Er beginnt als sorgloser Junge, lernt durch Krise und Reue Verantwortung zu übernehmen und wird zum (hoffentlich) gerechten Herrscher in der Savanne. Das macht ihn zu einer exemplarischen Führungsfigur — nicht durch reinen Machterhalt, sondern durch moralische Reifung und Pflichtbewusstsein.
„Hakuna Matata„, sprich „Ohne Sorgen“, der filmische Lebensmotto-Song, steht für eine heitere Lebensweisheit: Sorgen loslassen, im Moment leben. Als psychologisches Konzept ist es ambivalent — kurzzeitig entlastend und stimmungsaufhellend, langfristig aber problematisch, wenn es zur Vermeidung von Verantwortung führt. Im narrativen Gefüge des Films funktioniert Hakuna Matata als notwendige Kerbe im psychischen Gefüge Simbas: Er findet Trost, verliert aber zeitweise die Verbindung zu seiner Herkunft — erst die Rückkehr zum Kreis des Lebens bringt Balance zwischen Unbeschwertheit und Pflichterfüllung.
Im Alltag begegnet uns der Löwe oft ungefragt — sei es als Konzertmelodie, als politisches Bild oder als Wappen an Gebäuden. In Konzertsälen wird seine Musik ein gemeinsames Ritual: die Zuhörenden erleben Gemeinschaft. Als Beobachter sehe ich darin, dass die Geschichte des Löwen Simba dem Zuschauer hilft, innere Zustände zu untersuchen: Wir hören die Musik und denken dabei über Macht, Trauer, Hoffnung und Versöhnung nach, weil der Löwe diese Gefühle in dem Zuhörer wachruft.
Fazit: Der Löwe funktioniert als kulturelles Kompressionssymbol — in Disneys „Der König der Löwen“ als Dramaturgie des Kreises des Lebens; in der Satire als Projektionsfläche politischer Deutung; im Konzert als musikalischer Katalysator gemeinsam- erlebter Emotionen. Er verbindet Archetypisches mit Alltäglichem: Mut, Führung, Verantwortung und die Sehnsucht nach Sinn finden in ihm eine Form, die dem Einzelnen in Musik und Bild immer wieder begegnet.
Deshalb danke ich dem Internationalen Jungendmusikorchester Darmstadt dafür, dieses interessante Stück im Konzert aufgegriffen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
I. Burn
Herzlichen Dank für die Images des Löwen auf Pixabay!
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