Teil IV Schreibwerkstatt UniWehrsEL:“Tatort Frankfurt – Welche Rolle spielt die Magie der Musik?“ Auftakt: Café Hauptwache
Der Opernkrimi im UniWehrsEL endete im Teil III damit, dass ein junger Mann alleine im Zuschauerraum des Probensaals der Frankfurter Hochschule für Gestaltung und Musik sitzt. Auf der Bühne steht Sie, seine Carmen. Diese Mezzosopranistin erscheint ihm unvergleichlich. Er folgt ihr genau so wie alle anderen, glaubt, sie singe nur für ihn. Doch was ist das? Seine Carrmen, sie kann es nicht sein, das weiß er – hat er geträumt?. Aber sie gleicht ihr. Nur ist sie diesmal im opulenten Tosca-Kostüm gekleidet, steht allein und singt: „Vissi dàrte, vìssi d’amore …“. Er spürt es, sie singt es nur für ihn diese Wort: „Ich lebte nur für die Kunst, ich lebte für die Liebe …“ Sie fühlt, dass er da ist, er fühlt, dass sie ihn braucht, jetzt und für immer. Ihre Stimme füllt den Raum, sie zittert vor echter Emotion – oder ist es Angst? Uns erreichten zahlreiche kurze Szenen, die andeuten, wie es weitergehen könnte. Gekennzeichnet sind diese durch den Begriff „Eingefügte Szene“ und anonymisierte Kürzel der Schreibenden.
Ausgangsüberlegungen Auftakt
Ritter bleibt Ermittler, obwohl er nicht viel Sinn für Kunst hat und eigentlich Opernmusik für „Schreierei mit Requisiten“ hält. Er traut sich durchaus zu die Mord-Serie in der Opernszene zu verhindern.
Ivo Burn, sein Freund, gilt als Musikwissenschaftler, Opernliebhaber und zudem als Experte, in diesem Fall besonders wesentlich, als ausgewiesener Puccini-Kenner. Er berät Ritter seit dem sogenannten „Carmen-Mord“, der leider auch noch auf seine Aufklärung wartet.
Bei einer kurzen Kaffeepause im „Café Hauptwache“ bringt Kommissar Ritter seinen Freund Ivo Burn auf den laufenden Stand: „Die bekannte Opernsängerin Maria Bellani, die für eine gefeierte Inszenierung von Tosca in der Hauptrolle vorgesehen ist, erhält anonyme Drohbriefe mit Zitaten aus der gleichnamigen Oper.“
Wieder sind Ritters und Burns Ausgangsüberlegungen, es müsse sich um einen verrückten Fan handeln. Aber nun schwirrt die Angst mit, da plane tatsächlich wieder der „Carmen-Mörder“ auch die Tosca eins zu eins im echten Leben nachzustellen, wieder mit tödlichem Ausgang.
Fragestellung: Was weiß eigentlich Ritter über diesen Freund, außer dass er exzentrisch rüberkommt, ein messerscharfer Analytiker ist – und ein außerordentliches Faible für Dramatik hat?
Eingefügte Szene im Polizeipräsidium S. V.: Burn auf Motivsuche
Burn erklärt Ritter, es könne sich durchaus auch um eine Täterin handeln. Beispielsweise eine Sopranistin, deren Karriere durch die gefeierte Tosca-Darstellerin zerstört wurde. Hat Burn doch neulich erst in der Zeitung über gewisse ‚Intrigen und Mobbing‘ und letztlich um einen ‚gestohlenen Auftritt‘ berichten können. Sein Bericht, in dem ihm eigenen geschliffenen Stil, sorgte für Furore, besonders als er darauf hinwies, die Tosca-Darstellerin wolle sich nun, genau wie ihr berühmtes Vorbild, scheiden lassen. Er, Burn, habe dies als köstlich empfunden, diesen Klatsch über physische und psychische Zerrüttung bis zum finalen Sprung vom Dach, der aber bei dieser Protagonistin bislang noch ausstehe.
Aber auch Obsession sei ein durchaus denkbares Motiv, fährt Burn fort, „ich kenne da einen verhinderten Künstler, der glaubt, dass Kunst ‚wahr‘ werden muss. Es ist diesem Menschen durchaus zuzutrauen, eine Oper wie die Tosca als ‚lebendiges Gesamtkunstwerk‘ aufzuführen, sich dabei selbst als Regisseur verstehend, sozusagen ein ‚reales Todesdrama‘ zu inszenieren.“
Auch die Idee von ‚Kunstinstallation is going wrong‘ bringt Burn Ritter zu Gehör: „Wieder ein radikaler Performance-Künstler, warum auch nicht weiblich, will die Grenzen zwischen Bühne und Realität sprengen und kündigt eine „Toska-Performance in Echtzeit“ an. Nicht möglich? Habe ich alles schon erlebt! Ich denke da an ein provokantes Kunstprojekt, das anfangs noch für ein Spiel gehalten wurde und sich dann als bitterer Ernst entpuppte!“
„Und das Fazit aus allem, was ich gesagt habe“, schließt Burn, „wir suchen nach einer Person, die Tosca und die Oper als einzige Möglichkeit versteht, für sich selbst Bedeutung zu erlangen, weil genau dies im wirklichen Leben für sie fehlt – hier kann sie die Fäden ziehen und sich Gott gleich fühlen!“
Ritter hat aufmerksam zugehört und seufzt zu seinem eigenen Erstaunen: „Wer Tosca nach Puccinis Oper nachstellen will, dem bieten sich anscheinend viele dramaturgische Möglichkeiten, Kunst und Realität verschwimmen zu lassen. Nie gedacht, dass Opernleidenschaft so mörderisch ist!“
Eingefügte Szene S. V. „Vissi dàrte“ – Ich lebte für die Kunst
Es ist Abend in der Oper Frankfurt. Die Generalprobe soll noch einmal zeigen, ob alles gut vorbereitet ist. Ritter, wie immer nüchtern und pragmatisch, und der charismatische I. Burn blicken zu Maria Bellani, der Sopranistin, die heute die Tosca singen wird. Sie weiß nicht, dass sie im Hintergrund beobachtet wird.
Ritter flüstert: „Ich verstehe es nicht! Warum will jemand so einen Kitsch zur Realität werden lasen?“
Leise aber bestimmt entgegnet Burn: „Tosca ist mehr als Kitsch. Sie ist eine Frau, die gegen Macht, Gewalt und Verrat kämpft – mit nichts als ihrer Stimme. Wer das wirklich fühlt … könnte glauben, dies rechtfertigt alles.“
Ritter, zieht die Mundwinkel nach unten: „Mord als Kunstform?“
Burn antwortet nicht. Stattdessen zieht er ein zerknittertes Blatt aus der Manteltasche. Es ist ein Drohbrief, heute anonym per Boten eingetroffen. Nur eine Zeile steht darauf:
„Und Tosca wird diesmal nicht springen, sie wird fliegen.“
Burn zeigt es Ritter. Seine Stimme wird ernst. „Das ist keine Drohung, das ist eine Regieanweisung!“
Maria springt auf, starrt in den Schnürboden über ihr. Die Kulisse knarzt. Ein schwarzes Seil hängt herab – exakt da, wo sie im letzten Akt vom Dach „springen“ soll.
Burns Augen weiten sich … „Das ist nicht von der Technik …“
Ritter stürmt auf die Bühne, ruft: „Scheinwerfer aus! Alle runter von der Bühne!“
Ein Mitarbeiter zieht panisch an einem Schalter. Dunkelheit, Stimmengewirr. Maria wird vom Dirigenten hinter die Kulisse geführt.
Burn steht wie erstarrt. Er blickt in die Dunkelheit über der Bühne.
Da ertönt die Musik wieder, in der Dunkelheit scheint jemand den alten CD-Player wieder in die Gänge gebracht zu haben. Diese Melodie würde Ritter inzwischen unter Tausenden wieder erkennen. Ist das eine Drohung? Will da eine andere den Platz der Tosca einnehmen? Warum hat sie gerade diese schreckliche Habanera aus Carmen dazu gewählt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mord an der jungen Frau und dem heutigen, versuchten?
Krankenwagen blinken vor dem Gebäude. Maria hat einen Schock erlitten, Ritter raucht schweigend eine Zigarette. Burn sitzt auf einer alten Holzkiste, den Kopf in den Händen.
Ritter sieht ihn eine Weile lang an: „Ich versteh’s nicht. Warum Oper? Warum so melodramatisch?“
Die schreckliche Musik aus dem CD-Player wird immer lauter und von einem gespenstischen Lachen begleitet. Ritter hebt die Waffe und ruft: „Wer ist da?“
Aus der Dunkelheit kommt ein bösartiges Kichern. Dann fällt etwas auf dem Boden. Ein langer Gegenstand, vielleicht ein Brieföffner, blitzt kurz in der Dunkelheit auf. Dann ist da nur noch das unheimliche Singen der traurigen Carmen vom Band …
Einige Tage später. Die Diva hat sich von dem Schrecken erholt und ist bereit, die geplante Tosca Vorstellung stattfinden zu lassen. Sie glaubt sich bei diesem erhöhten Polizeiaufgebot sicher. Warum sollte der oder die Mörderin ausgerechnet heute Abend zuschlagen?
Jetzt sind Sie wieder gefragt, liebe Leser wie kann das Gespann Ritter und Burn weiter agieren?
Danke für die Frankfurt Impressionen und das Bild von lapping auf Pixabay
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