Teil V Schreibwerkstatt UniWehrsEL:“Tatort Frankfurt – Welche Rolle spielt die Magie der Musik?“ Auftakt: In der Oper Frankfurt
Im Teil IV unseres Opernkrimis endete die Generalprobe mit einem großen Schrecken für die Diva. Und wieder wird die gespenstische Szene durch die schreckliche Musik aus dem CD-Player untermalt. Aus der Dunkelheit kommt ein bösartiges Kichern. Dann fällt etwas auf dem Boden. Ein langer Gegenstand, vielleicht ein Brieföffner, blitzt kurz in der Dunkelheit auf. Dann ist da nur noch das unheimliche Singen der traurigen Carmen vom Band … Einige Tage später. Die Diva hat sich von dem Schrecken erholt und ist bereit, die geplante Toska Vorstellung stattfinden zu lassen. Sie glaubt sich bei diesem erhöhten Polizeiaufgebot sicher. Warum sollte der oder die Mörderin ausgerechnet heute Abend zuschlagen?
Eingefügte Szene F. W.: Toca-Inszenierung
Der erste Akt beginnt: Die Tosca-Inszenierung läuft an. Alles läuft planmäßig. Die Polizei ahnt von der Bedrohung, findet aber nichts Greifbares. Auch wenn Burn darauf spekuliert, die Drohungen würden genau der Dramaturgie der Oper folgen. Er ist sich sicher, der oder die TäterIn wird Spuren hinterlassen. Ähnlich wie beim Carmen-Mord, schon da ist ihm ja das Prospekt zur Toska-Aufführung ins Auge gefallen. Noten, Arien-Texte, Libretto-Zitate deklariert er als deutliche Hinweise, die zur Spur des Mörders führen.
Burn selber glaube eher, so lässt er es Ritter wissen, an eine Täterin. Man müsse wohl der Spur nachgehen, jemand aus dem Ensemble fühle sich als Tosca berufen und fühle sich übergangen.
Ritter sichert daraufhin das Opernhaus mit zahlreichen Undercover-Beamten und Beamtinnen, aber was ist das? Im letzten Akt der erfolgreichen Aufführung senkt sich der Vorhang. Als er sich wieder hebt, liegt die Diva blutüberströmt am Boden. Auf dem Dach der Oper Frankfurt sieht man eine dunkle Gestalt verschwinden und eine alle verhöhnende Melodie erklingt.
Ritter kennt sie inzwischen die Habanera aus Carmen, und sie schallt wieder aus einem abgenutzten CD-Player. Laut, schrill, trotzig. Eine Spottmelodie. Ritter presst die Lippen zusammen. Er hasst diese Art von Musik. Sie lullt ihn nicht ein, sie verwirrt ihn nur. Was soll das hier alles? Was verdammt noch mal soll ihm dieses Spektakel sagen?
Er beugt sich über den CD-Player und drückt mit festem Daumen auf die Stopptaste. Nichts. Er drückt wieder. Nichts.
Sein Atem wird schwerer, sein Ärger wächst. Was soll dieser Unsinn? Er zieht den Stecker aus der Wand.
Und doch – die Musik verstummt nicht.
Eingefügte Szene E. M.: Die Spurensicherung, die inzwischen eingetroffen war, war nicht begeistert, Fingerabdrücke von Kommissar Ritter auf der Stopptaste und dem Stecker zu finden. Einer der Männer im weißen Ganzkörperoverall beschwerte sich bei Ritter: »Dass sie nach 20 aktiven Dienstjahren noch immer nicht die einfachsten Verhaltensregeln am Tatort begriffen haben, ist mehr als traurig.« Ritter war beleidigt angesichts des berechtigten Vorwurfs, wie er sich insgeheim eingestand. Verteidigte sein Verhalten aber mit den Worten: »Diese Musik ist einfach nicht zum Aushalten!« Und an den Pathologen gewandt: »Morgen will ich den Obduktionsbericht auf meinem Schreibtisch haben.«, sagte er schärfer als er es beabsichtigt hatte, einfach aus schlechtem Gewissen heraus.
Als sein Smartphone klingelte, schaute er kurz auf die Nummer und nahm das Gespräch an, da es sich um seine Dienststelle handelte. »Ich verstehe«, brüllte er:“
„Tote in der Hochschule für Gestaltung, bei den Proben zu Turandot,“ ruft er laut, erleichtert diesen Tatort verlassen zu können und der fürchterlichen Melodie zu entkommen. Sollte sich doch der Pathologe und die Spurensicherung mit diesem Mysterium beschäftigen. Er war Realist und glaubte nicht an Magie, aber das hier war selbst ihm etwas unheimlich.
(Die Redaktion: Schreibender nimmt Bezug auf einen Auszug in Teil III , Handlungsort Hochschule für Gestaltung– ein Mann hat die probende Diva beobachtet )
Eingefügte Szene K. I.: Neue Spur – die „Opernserie“
Ein drittes Opfer wird gefunden – diesmal als Turandot, denn die soll im Frühjahr in Frankfurt wieder aufgenommen werden, wie Burn erklärt. Die junge Frau liegt in einem Blutfleck, als wäre sie selbst nach einem Wahnsinnsanfall gestorben. Selbst für Ritter, dem Opern eigentlich überhaupt nichts sagen, wird erkennbar, dass der Täter oder die Täterin offenbar berühmte Operntragödien chronologisch oder thematisch nachstellen will.
Burn erläutert: „Alle bisher verbindenden Frauenfiguren der Opern, Carmen, Tosca und nun Turandot, enden mit dem Tod der weiblichen Hauptfigur – durch Gewalt, Verzweiflung, Eifersucht und letztlich Selbsttötung. Und alle Komponisten stammen aus dem 19. Jahrhundert. Eine Opern-Serie? Ein nachgestellter Ritualmord?“
Nur ein Opernkenner kommt Ritters Meinung nach in Frage: „… ein frustrierter Künstler, vielleicht ein Ex-Regisseur, oder ein enttäuschter Fan. Irgendwie enden alle seine Überlegungen in einer Sackgasse …“
Täterpsychologie – Burn entwickelt eine Theorie
Burn muss mit seiner Opernkenntnis wieder einmal einspringen. „Ich befürchte, dieser Mensch arbeitet auf das ‚perfekte Finale‘ hin,“ denkt er laut. „Diesem Kerl kommt es auf die Inszenierung an. Vielleicht ein perverser Regisseur, der Kunst und Realität vermischt? Mein Gott, vielleicht könnte sein letztes Opfer eine Art ‚Madame Butterfly‘ sein -eine junge Frau, die sich selbst opfert. Die Oper endet mir einem rituellen Selbstmord – will dieses Untier vielleicht sogar das Opfer dazu bringen, sich selbst das Leben zu nehmen?“
Die Falle – ein Rollenspiel
„Ich will dir einen Vorschlag machen, mein lieber Ritter“, seufzt Burn, „Um diesem Monster eine Falle zu stellen, müssen wir uns auf ein gewagtes Rollenspiel einlassen. Du hast eine junge Kollegin, die wie sie mir vor einiger Zeit verriet, nicht nur ein sehr großer Fan der Oper ist, sondern für einige Zeit in die potentielle Opferrrolle schlüpfen könnte …“ „Auf gar keinen Fall“, fällt ihm Ritter ins Wort, „Du musst verrückt geworden sein, um so etwas überhaupt nur vorzuschlagen …“
„Denke doch bitte erst einmal darüber nach, mein Lieber“, fährt Burn ungerührt fort, wir inszenieren eine scheinbare Aufführung von der „Butterfly“, klar mit versteckter Überwachung. Du und Deine Leute postieren wir überall in einem Proberaum. Vorher machen wir überall publik, dass wir einen neuen Opernstar entdeckt haben, ein Wunderkind, ein neuer Star am Opernhimmel, der die „Butterfly singt, das kann sich dieser vermeintliche Opernkenner und Liebling tragischer Bühnenmorde doch unmöglich entgehen lassen …“
„Ich bin da raus“, schreit Ritter, „selbst wenn ich ein ganzes Netz von erfahrenen Ermittlern zusammen bekäme …“. „Stelle Dir doch nur einmal vor, der Typ durchschaut den Plan und die junge Kollegin käme in seine Hände … .“
Kann I. Burn den Kommissar von diesem gewagten Plan überzeugen? Kann es wirklich gelingen oder durchschaut der Mörder dieses Spiel um Leben und Tod?
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