Ich bin ein großer Fan von T.C. Boyle, einem US-amerikanischen Autor, dessen Sprache, Stil und inhaltliche Gestaltung seiner Bücher, die fast immer eine Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen in den Staaten ist, mich sehr für ihn einnimmt.
Ich hatte mich entschlossen, einmal ein Buch von ihm auf englisch zu lesen, um Stil und Sprache im „O-Ton“ auf mich wirken zu lassen. Deshalb bestellte ich mir den Erzählband „I walk between the Raindrops“.
Auch wenn ich beim Lesen nicht jedes Wort verstanden habe, erschloss sich mir immer der Sinn der Geschichten. Seine muttersprachlichen Wendungen und seine unverblümte Sprache gefielen mir ebenso, wie die Übersetzungen in deutsch, die ich durchweg für gelungen halte.
Die letzte Geschichte in dem Erzählband heißt: „Dog Lab“ und liest sich fast wie eine
Parallelgeschichte zu meiner Erzählung „Rover“. Als ich „Rover“ schrieb, kannte ich „Dog Lab“ noch nicht.
„Dog Lab“ endet für T.C. Boyle ungewöhnlich mit einem Happy End und er beschreibt darin die besondere Beziehung zwischen einem Medizinstudent und einem Hund aus dem Versuchslabor der medizinischen Fakultät Eine Beziehung, die sich manchmal entwickelt, ohne das Zutun des Menschen, fast zufällig und von Tierliebe, Vertrauen und Herzenswärme auf beiden Seiten geprägt ist.
Hier die Kurzfassung: Ein Student steht davor seine erste „Test-OP“ an einem Versuchstier vorzunehmen, das von den Angestellten des Labors schon betäubt den Studenten zur Verfügung gestellt wird. Als er abends seiner Freundin davon erzählt, reagiert diese mit der Bemerkung, warum er ein Tier operiere, er wolle doch kein Veterinär werden. Seine Erklärungsversuche bleiben unverstanden. Es folgt eine weitere Operation, die die Beziehung zu seiner Freundin weiter belastet. Aus einem Impuls heraus geht der Student abends in das Tierlabor und „besucht“ den Hund. Er öffnet die Käfigtür und krault ihn, der ihm die Hand leckt. Nach einer weiteren Operation mit dem gleichen Tier, wiederholt er seinen Besuch, nimmt eine Hundeleine und führt ihn heimlich aus dem Gebäude, damit der Hund, den er schlicht „Dog“ nennt, frische Luft, Gras, Blumen und an anderem schnuppern kann. Nach der dritten OP, die schon weitergehend als die vorigen war, sodass er den Hund auf der Seite liegend abends im Labor findet, zeigt dieser nur noch schwache Reaktionen auf ihn.
Als der Student abends im Apartment seiner Freundin von ihr einen Brandbrief an eine Tierschutzorganisation findet, steht sein Entschluss fest: vor der letzten OP, die den Hund das Leben kosten würde, holt er ihn aus dem Käfig heraus und nimmt ihn mit nach Hause. In seiner Wohnung und der seiner Freundin kann er aber nicht bleiben, da die Vermieter keine Tiere dulden.
Beide besuchen seine Mutter, die sich nach dem Tod des Vaters einsam fühlt, bringen ihr den Hund und diese ist mit dem Namen „Dog“ nicht einverstanden. Sie tauft ihn „Freddie“, er lebt bei ihr glückliche 15 Jahre, stirbt eines natürlichen Todes und wird von der Mutter beweint.
Neben der Kritik an Tierversuchen, die für die Tiere tödlich enden und den einhergehenden Versuchen an den Tieren, die mit Leid für das Tier verbunden sind, ohne dass sie eventuell vorher ein natürliches Leben gehabt hätten, beschreibt die Geschichte die besondere Beziehung zwischen Hund und Mensch, wenn ein direkter, einfühlsamer Kontakt aufgenommen wird, der alles verändert. Der Mensch kann sich der Anhänglichkeit des Tieres, die er in diesem Fall nicht verdient, nicht entziehen. Aus dem Versuchsobjekt, wird ein Subjekt, ein fühlendes Lebewesen und eine Verbundenheit entsteht.
Mit freundlichen Grüßen
Edith Mandler
Herzlichen Dank, liebe Edith, für die Empfehlung zu Dog Lab
Liest man die Geschichte von T. C. Boyle über Jackson, dem Medizinstudent mit „Übungsoperationen“ an Laborhunden, wird man unwillkürlich an eine der Geschichten von Maxi Obexer erinnert. Sie ist leider nicht so gut ausgegangen. Wir beschrieben diese im Beitrag zu „Rosinante“ und „Orpheus Hund„, die von Klugheit und Empathie der Tiere künden, von der wir Menschen lernen könnten.
Haruki, ein männlicher, Affe, dient der Kognitionsforschung in einem Labor. Seine Schädeldecke wird geöffnet und durch eine Zementhaube ersetzt. Seine Qualen werden durch die Pharmaindustrie legitimiert. „Sein Mensch“, der Versuchsleiter will zeigen, „wie sich Verlangen im Verstand nachzeichnen lässt.“ Immer wieder taucht die Frage auch beim Versuchsleiter auf: ,,War es das wert?“ und weiter ,,Wenn Tiere kein Bewusstsein haben, warum forscht man dann am offenen Hirn, um von ihrem auf das unsere zu schließen?“
Danke auch an die einprägsamen Bilder und das Bild des Hundes hinter Gittern von Cyril auf Pixabay
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