Film „The Artist“ über Umwälzungen in der Technik und (tierische) Helfer in der Not
Im Seminar Anima(l) – Tiere als Spiegelbilder menschlicher Seelenzustände steht die Beziehung zwischen Tier und Mensch im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden untersuchen unter anderem, ob Tiere emotionale Zustände reflektieren und als Seelentröster in der Not fungieren können. Der Film „The Artist“zeigt, dass die Beziehung zwischen Mensch und Tier oft tiefer geht als so manche zwischenmenschliche Beziehung. Der Hund Uggie, der heimliche Star des Films, verkörpert die Idee, dass ein tierischer Begleiter nicht nur Trost spendet, sondern auch aktiv das Schicksal seines Menschen positiv beeinflussen kann. In einer Schlüsselszene hängt der Schauspieler Georg emotional am alten Ruhm seiner Filmzeit fest und bringt sich selbst durch ein Feuer, aus Unachtsamkeit ausgelöst, in Lebensgefahr. Es ist der Moment, wo der Hund seinem Herrchen das Leben rettet. Dazu ein Leserbrief:
Liebe Leser des Blog UniWehrsEL,
Am 10. 11.25 sah ich den Film The Artist (2012) nach über 10 Jahren wieder und wurde sofort an die aktuellen Umwälzungen durch KI-Technik erinnert. Der Film, der die Umbruchsituation vom Stummfilm zum Tonfilm eindrucksvoll inszeniert, spricht heute eine neue Transformation an: Während einst das gesprochene Wort die Filmwelt revolutionierte, verändert heute Künstliche Intelligenz die Produktion, das Synchronisieren und sogar das Schauspiel selbst. Die Parallelen zwischen Georg Valentins Angst vor der technologischen Umwälzungen mit der Erfindung des Tonfilms und der heutigen Sorge deutscher Synchronsprecher, durch KI-Modelle ersetzt zu werden, zeigen, dass das Thema des Films hochaktuell ist. In den folgenden Zeilen greife ich diese Ideen auf und verknüpfe sie mit den gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen, die die KI‑Ära mit sich bringt.
Als das Feuer das kleine Appartement von Georg Valentin verschlang, schien das Schicksal endgültig besiegelt – bis sein treuer Russell Terrier Uggie, der stets an seiner Seite war, panisch durch die Flammen sprang, das Fenster öffnete und mit klopfenden Pfoten nach Hilfe suchte. Ein mutiger Schutzmann, der dem Hund folgte, stürzte hinein, rettete den erschöpften Schauspieler aus den Flammen und brachte ihn in Sicherheit. Dieser dramatische Rettungsakt markierte den Wendepunkt einer Geschichte, die von glanzvollen Höhen zu einem tiefen Abgrund führte.
Der Aufstieg von Poppy Miller begann genau in dem Moment, in dem Georg Valentin, einst der gefeierte Star der Stummfilm‑Ära, in die Umbruchsituation von Stummfilm zum Tonfilm geriet. Während die junge Poppy die technologischen Umwältzungen mit der Erfindung des Tonfilms mühelos annahm, blieb Georg an seiner Vergangenheit hängen. Der Film The Artist verzichtet bis zur letzten Szene auf das Sprechen mit Ton, ein bewusstes Stilmittel, das die Angst des Stummfilm‑Stars vor dem Verlust seiner Bedeutung greifbar macht.
Georg Valentin erlebte seine Phobie gegenüber der neuen Tontechnik als existenzielle Bedrohung. Diese Phobie entwickelt er nachdem er sich zunächst mit arrogantem Gehabe über die neue Technik lustig gemacht hat. Doch sein Humor hilft ihm nicht aus der Krise. In seiner Vorstellung war er unersetzlich; er glaubte, die Menschen kämen „nur seinetwegen“ ins Kino. Diese Selbstwahrnehmung nährte die Furcht, in die Bedeutungslosigkeit zu stürzen, sobald das gesprochene Wort die Leinwand erfüllte. Während er sich weigerte, das neue Medium zu nutzen, stieg Poppy Miller wie ein Phönix auf, nahm die technischen Neuerungen einfach so hin und wurde zum Symbol einer neuen Generation, die den Klang als Erweiterung ihrer Ausdruckskraft verstand.
Al Zimmer, der visionäre Studioboss, erkannte früh, dass die neue Tontechnik nicht nur künstlerische, sondern vor allem ökonomische Vorteile bringt. Während er seine Produktionen mit Klang füllte und damit die Kassen klingeln ließ, blieb Georg an seiner Vergangenheit hängen und sah sich bald auf dem Holzweg. Der kapitalistische Mechanismus der Filmindustrie belohnt Anpassungsfähigkeit; wer sich nicht anpassen kann, wird schnell aussortiert.
Doch das Schicksal schenkte Georg ein zweites Mal Hoffnung. Poppy Miller, die ihn mit ihrer Begeisterung für das Neue ansteckte, motivierte ihn, etwas Neues zu wagen. Gleichzeitig stand sein treuer Butler und Freund Clifron ihm in den dunkelsten Stunden bei, ein Netzwerk, das ihn vor dem endgültigen Absturz bewahrte. Ohne dieses soziale Netzwerk – das Netzwerk aus Freunden, Mentoren und Kolleginnen – hätte sein Fall wahrscheinlich das Ende seiner Karriere bedeutet.
Nicht jeder Mensch hat das Glück, auf ein solches Rückgrat zurückgreifen zu können; die Realität ist, dass in einer kapitalistischen Logik diejenigen, die sich nicht anpassen oder nicht die geforderten Eigenschaften mitbringen, schnell zu Außenseitern der Gesellschaft werden.
Durch Poppys unermüdlichen Einsatz gelang es Georg schließlich, wieder Teil der Schauspielfamilie zu werden. Er lernte, seine Stimme zu nutzen, und fand eine neue Ausdrucksform, die sowohl seine Erfahrung als auch die modernen Möglichkeiten vereinte.
Das Ende des Films zeigt ihn am Set, umgeben von glücklichen Gesichtern, Poppy an seiner Seite und den Film‑Leuten, die ihn wie ein Familienmitglied behandeln. In diesem Moment scheint er wieder vollständig aufzublühen, ein Filmstar, der seine Vergangenheit akzeptiert, aber die Gegenwart mit offenen Armen empfängt.
Der Schluss lässt jedoch Raum für kritische Reflexion: Das Bild einer glücklichen Familie am Set mag romantisch wirken, doch es verdeckt die harte Realität, dass viele Künstler ohne ein starkes Netzwerk und die Bereitschaft zur Veränderung in der heutigen, von Technologie dominierten Branche keinen Ausweg finden. Georg Valentin hat zwar sein persönliches Happy End gefunden, doch es bleibt ein fahler Beigeschmack beim Zuschauer.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag und die Images auf Pixabay
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