Fotografin Candida Höfer Glühbirnen und Trees -Ausstellung im Landesmuseum Darmstadt
Von Mai bis August 2025 konnte man in einer Ausstellung im Landesmuseum Darmstadt die Bilder der renommierten deutschen Fotografin Candida Höfer (geb. 1944) bewundern. Ihr genügen Studioaufnahmen nicht, vielmehr zeigen ihre großformatigen Fotografien menschenleere Räume wie etwa Museen oder Opernhäusern. Mit den 53 in Darmstadt vorgestellten Werken zeigte sich eine spannende Weiterentwicklung ihres künstlerischen Ansatzes. In vier Themenbereichen gegliedert, entstanden beseelte Innenräume und besonders spannend, auch in Szene gsetzte Glühbirnen (2021) und Trees (2021). Der Kulturbotschafter des UniWehrsEL war für uns vor Ort.
Liebe Leser des Blogs UniWehrsEL,
beide Serien Glühbirnen (2021) und Trees (2021) eröffnen Räume für Projektion. Wie Tiere im Seminar „Anima(l)“ als Spiegel menschlicher Seelenzustände verstanden werden, geben Höfers menschenleere Bilder dem Betrachter Raum, seine inneren Bilder, Ängste oder Sehnsüchte hineinlesen zu können. Als Anregung fürs Seminar könnten Höfers Bilder als visuelle Stimuli genommen werden, um die Wirkung der Bilder auf die Seminarteilnehmer zu ergründen.
Welche Ideen kommen dem Betrachter bei Candida Hofers Werken in den Sinn?
Besonders eindrücklich finde ich die Gegenüberstellung von Monumentalität und Sparsamkeit: Mir blieb der Labrouste-Saal der Nationalbibliothek in Paris im Gedächtnis: Eine hohe, lichtdurchflutete Kuppeldecke wölbt sich über Reihen fein gearbeiteter Lesetische. Die runde Deckenstruktur erinnert fast an eine Kirche. Monumentale Bücherregale, Rundbögen mit Landschaftsmalerei und ein sanftes, natürliches Licht lassen den Saal wie ein Gemälde der Renaissance erscheinen. Fotografiert wurde die Szene 1998 von Höfer in einer Zentralperspektive. Keine Menschenseele ist in dem stillen Raum zu sehen — und gerade diese Abwesenheit macht die Bilder so eindringlich. Ich glaubte, das Holz der Tische riechen zu können, hörte in Gedanken meine Schritte auf dem Parkett.
Beim Gang durch die Säle wird dem Besucher klar: Hier liegt ein Lebenswerk vor uns. Candida Höfer, Jahrgang 1944, gehört zu den renommiertesten deutschen Fotografinnen; ihre Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie (1973–1982) und die Jahre als Schülerin bei Bernd und Hilla Becher (Ausstellung Städel 2017 Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse) haben ihre strenge Bildauffassung geprägt.
Die Ausstellung ist am 24.08.2025 in Darmstadt zu Ende gegangen. Die Schau zeigt die mittlerweile 81-jährige Künstlerin von einer sehr zurückgenommenen Seite: Laut Museum war Höfer an der Gestaltung der Schau beteiligt, steht für Interviews aber nicht mehr zur Verfügung — ihre Fotografien sollen für sich sprechen. Das tun sie sehr überzeugend. Auch im Frankfurter Städel Museum kann man Höfers Bilder digital bewundern wie das Mausoleum Salzburg 1996.
Opernhäuser, Theatersäle, Kirchen oder Bibliotheken erscheinen leer und imposant; doch wie Martin Faass, Direktor des Hessischen Landesmuseums, betont, sind das keine nüchternen Architekturdokumente. „Architekturfotografie ist ein primär dienendes Medium… Eine solche Fotografie haben wir hier natürlich nicht.“ Stattdessen sind es künstlerische Portraits von Räumen — Inszenierungen, in denen Licht, Schatten und Perspektive zu einem eigenen Ausdruck verschmelzen.
Der Betrachter spürt, wie Höfer aus der Tradition der Düsseldorfer Fotoschule kommt; bei Bernd und Hilla Becher hat sie strenge Linien und Sachlichkeit gelernt. Doch ihre Innenräume sind etwas Eigenes: Alltägliche Objekte — Stuhlreihen, leere Tische, eine Bühne — werden zu Protagonisten, als könnten jederzeit Menschen eintreten. Diese Diskrepanz zwischen sichtbarer Leere und der unsichtbaren Präsenz des Menschen macht die Bilder für mich so berührend.
Auch spätere Arbeiten zeigen ihre Wandlungsfähigkeit: 2020 etwa eine fotografierte Stahltreppe im Musée Carnavalet, die wie ein dicker Pinselstrich die Komposition durchzieht. In Darmstadt wird diese Bandbreite sichtbar — von monumentaler Ruhe bis zur feinen, abstrakten Poesie.
Ich bin noch immer beeindruckt: Höfers Räume sind nicht nur Abbild, sie sind Einladung. Als Betrachter wird man allein gelassen und zugleich hineingezogen — in eine Stille, die erzählt.
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