Neuer Superman: Schaffung von Freund- und Feindbildern und was ist eigentlich die Norm?
Am 11. Juli 2025 feierte der neue Superman-Film von James Gunn seine Premiere. Während die weltweiten Kritiken überwiegend positiv ausfielen und den Film als erfrischende Neuinterpretation des ikonischen Charakters lobten, äußerten viele deutsche Kritiker ihre Unzufriedenheit. Sie bemängelten, dass der neue Superman zu durchschnittlich und wenig inspirierend sei. Diese unterschiedlichen Bewertungen werfen die Frage auf, was die Norm in der Gesellschaft ist und wie sie die Wahrnehmung von Charakteren beeinflusst. In diesem Kontext ist es interessant zu betrachten, wie Disney-Schurken und andere Figuren, die die Norm brechen, in der Popkultur dargestellt werden. Dazu ein Leserbrief mit großem Dank!
Liebe Leser des Blog UniWehrsEL,
zunächst leitet mich die Frage: Was ist eigentlich die sogenannte ‚Norm‘? In der Gesellschaft wird Normativität oft durch Werte, Erwartungen und Ideale definiert, die von der Mehrheit akzeptiert werden. Superman, als Symbol für das Gute und die Hoffnung, entspricht diesen Erwartungen und wird als Vorbild angesehen. Luthor hingegen stellt die Norm in Frage und zeigt, dass Reichtum und Macht nicht zwangsläufig mit moralischem Verhalten einhergehen.
Das führt für mich weiter dazu, welche Eigenschaften eigentlich bei den Disney-Schurken zu finden sind un inwieweit dies zu Vorurteilen und Verschwörungsmythen führen kann. Disney-Filme sind bekannt für ihre klaren Unterscheidungen zwischen Gut und Böse, wobei die Schurken oft nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Figuren wie Ursula aus „Arielle, die Meerjungfrau“ oder auch Jafar aus „Aladdin“, Loki aus dem Marvel-Universum, Lex Luthor aus den DC-Comics und Scar aus „König der Löwen“ sind hervorragende Beispiele für Charaktere, die sich durch ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen von den anderen abheben. Sie können zu Vorurteilen und Verschwörungsmysthen durch ihr Aussehen beitragen.
1. Schaffung von Freund- und Feindbildern
Die klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die oft durch das Aussehen von Bösewichten verstärkt wird, führt dazu, dass Zuschauer Feindbilder entwickeln. Wenn bestimmte Merkmale mit Bösem verbunden sind, sehen Menschen, die diese Merkmale haben, oft als Bedrohung. Das kann in der echten Welt zu Misstrauen und Vorurteilen gegenüber bestimmten Gruppen führen.
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Ursula: Ihre majestätische, aber bedrohliche Erscheinung als füllige Meereshexe bedient das Vorurteil, dass Menschen, die von den gesellschaftlichen Schönheitsidealen abweichen, auch böse oder manipulativ sind. Diese Darstellung schafft ein Feindbild, das Zuschauer dazu bringt, sie als Bedrohung für die unschuldige Arielle zu sehen.
· Jafar: Jafars dürrer, scharfer Look und seine dunklen Gewänder verstärken das Bild des hinterhältigen Schurken. Sein Aussehen und Verhalten machen ihn zum perfekten Feindbild, das die Zuschauer dazu anregt, ihm von Anfang an zu misstrauen und ihn als Bedrohung für Aladdin und das Königreich zu sehen.
2. Verstärkung von Stereotypen
Wenn Schurken immer wieder mit bestimmten äußerlichen Merkmalen oder Verhaltensweisen gezeigt werden, können Stereotypen entstehen. Wenn zum Beispiel Menschen mit bestimmten Merkmalen als böse dargestellt werden, verbinden viele diese Merkmale mit negativen Eigenschaften. Solche Stereotypen können zu Verschwörungsmythen führen, die behaupten, dass bestimmte Gruppen oder Personen wegen ihres Aussehens oder ihrer Herkunft gefährlich sind.
· Loki: Als Gott des Schabernacks wird Loki oft mit unberechenbarem Verhalten assoziiert. Sein
schelmisches Lächeln und seine spitzen Ohren bedienen das stereotype Bild des „bösen“ Charakters, der nicht vertrauenswürdig ist. Diese Darstellung kann dazu führen, dass Menschen, die anders aussehen oder sich anders verhalten, als potenziell gefährlich wahrgenommen werden.
· Scar: Scars schmächtige Erscheinung und die auffällige Narbe über seinem Auge verstärken das Bild des verräterischen Onkels. Diese Merkmale bedienen das Vorurteil, dass Menschen, die von der Norm abweichen, auch böse Absichten haben. Scars Verhalten, insbesondere seine Eifersucht und Machtgier, wird durch sein Aussehen verstärkt und trägt zur Festigung von Stereotypen bei.
3. Vereinfachung komplexer Themen
Die Einteilung von Charakteren in „gut“ und „böse“ kann wichtige gesellschaftliche Themen übersehen. Wenn Zuschauer denken, dass das Böse immer gleich aussieht, erkennen sie oft nicht die echten Ursachen von Konflikten oder Ungerechtigkeiten. Diese vereinfachte Sichtweise kann zu Verschwörungsmythen führen, die komplexe Probleme auf einfache und oft falsche Erklärungen reduzieren.
· Lex Luthor: Luthors Darstellung als glatzköpfiger, wohlhabender Mann, der seine Macht für egoistische Ziele nutzt, vereinfacht die komplexen Themen von Macht und Moral. Diese Darstellung ignoriert die Nuancen von Reichtum und Einfluss und reduziert sie auf ein einfaches „Gut gegen Böse“-Narrativ. Zuschauer könnten geneigt sein, alle wohlhabenden Menschen als potenziell böse oder manipulativ zu betrachten, was zu einer vereinfachten Sichtweise auf gesellschaftliche Probleme führt.
Der US-Schauspieler Gene Hackman hat als Lex Luthor in “Superman“ den Prototyp der sogenannten „Dunklen Triade“ mit den Persönlichkeitsmerkmalen: Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus verkörpert. Dieser Persönlichkeitstypus, versteht sich selbst als Philanthropen, obwohl sein Handeln oft eigennützig und zerstörerisch ist (dazu auch unser Beitrag Erinnerung an Gene Hackman und seinen Lex Luther).
4. Angst vor dem Unbekannten
Die Darstellung von Schurken als anders kann Ängste vor dem Unbekannten verstärken. Wenn Menschen, die anders aussehen oder sich anders verhalten, als Bedrohung gesehen werden, entsteht Unsicherheit. Diese Angst kann zu Verschwörungsmythen führen, die behaupten, dass „die Anderen“ geheime Pläne haben oder die Gesellschaft schädigen wollen.
· Ursula: Ihre Fähigkeit, die Wünsche der Menschen zu manipulieren, schürt Ängste vor dem Unbekannten und dem, was hinter der Fassade steckt. Zuschauer könnten dazu neigen, Menschen, die anders sind als Bedrohung einzuschätzen. Diese Angst kann in Verschwörungsmythen münden, die behaupten, dass „die Anderen“ eine geheime Agenda verfolgen.
· Jafar: Jafars manipulative Natur und seine Bereitschaft, andere zu betrügen, um an die Macht zu gelangen, verstärken die Angst vor dem Unbekannten. Zuschauer könnten geneigt sein, Menschen, die sich in Machtpositionen befinden, als potenzielle Bedrohung zu sehen, was zu einem Misstrauen gegenüber Autoritätspersonen führen kann.
5. Manipulation durch Medien
Medien, die stereotype Darstellungen verwenden, können unbeabsichtigt oder absichtlich Narrative fördern, die Misstrauen und Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen schüren.
· Scar: Die Darstellung von Scar als schattenhaftem, intrigantem Charakter, der seine eigenen Familienmitglieder verrät, kann Narrative fördern, die Misstrauen und Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen schüren. Zuschauer, die mit solchen Bildern konfrontiert werden, könnten geneigt sein, ähnliche Annahmen über Menschen in der realen Welt zu treffen, die von der Norm abweichen.
· Loki: Lokis unberechenbare Natur und seine ständige Suche nach Anerkennung können die Zuschauer dazu bringen, Menschen, die anders sind oder sich nicht anpassen, als potenzielle Bedrohungen zu betrachten. Diese Darstellung kann die Grundlage für Verschwörungsmythen bilden, die behaupten, dass Menschen, die sich nicht anpassen, eine geheime Agenda verfolgen.
Superman, stellt also für mich den Gegenentwurf zu den Disney-Schurken dar. Als einer der bekanntesten Superhelden der amerikanischen Popkultur, verkörpert er das Ideal des Durchschnitts und der Norm. Im Gegensatz zu den als bedrohlich empfundenen Eigenschaften der Disney-Schurken bietet Superman ein Bild von Bescheidenheit, Integrität und moralischer Stärke. Dennoch stellt sich die Frage, ob Superman nicht zu schön und perfekt für einen Durchschnittsmenschen ist. Sein Alter Ego der Reporter Kent spielt nur den Durchschnittstypen ist es aber nicht.
Superman und die Disney-Schurken repräsentieren zwei sehr unterschiedliche Archetypen in der Popkultur, die jeweils spezifische Werte und Ideale verkörpern. Während Superman oft als das Ideal des Helden dargestellt wird, der für Wahrheit, Gerechtigkeit und das Wohl der Menschheit kämpft, sind Disney-Schurken in ihrem Aussehen unperfekt und ihr Verhalten entspricht nicht der gesellschaftlichen Norm.
Die unterschiedlichen Reaktionen auf den neuen Superman-Film könnten darauf hindeuten, dass die Kritiker eine tiefere, komplexere Figur erwarten, die über das Durchschnittliche hinausgeht. Vielleicht ist es gerade diese Durchschnittlichkeit, die nicht den Erwartungen der Kritiker entspricht. Sie ist aber eine Botschaft an die Zuschauer. Sei lieber angepasst als zu exponiert.
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