Du betrachtest gerade Residenz Würzburg: Suche nach wahrer Realität,  Wolfgang Lenz und „Phantastische Orte“

Die Eisheiligen, die traditionell vom 11. bis 15. Mai gefeiert werden, sind nicht nur ein markantes Datum im Kalender, sondern auch ein wichtiger Indikator für den Gartenbau. Diese Tage, benannt nach den Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius, gelten als die letzten frostigen Nächte des Jahres und sind für viele Gärtner ein entscheidender Zeitpunkt, um ihre Pflanzen ins Freie zu setzen. Die Tradition besagt, dass man nach den Eisheiligen sicher sein kann, dass die Frostgefahr vorüber ist und die Natur in voller Blüte erstrahlen kann. Wie wäre es mit einem Ausflug von Frankfurt nach Würzburg, um die zauberhaften Gartenlandschaften der Residenz Würzburg zu entdecken?

Liebes UniWehrsEL,  

Die Zugfahrt ist nicht nur gemütlich mit dem Regionalexpress zu bewältigen, sondern auch eine wunderbare Gelegenheit, sich auf die bevorstehenden blühenden Tage einzustimmen. Mit dem Monat Mai und den damit verbundenen Eisheiligen, die uns Frankfurter Stadtbewohner oft noch einmal mit frostigen Nächten überraschen, verspüre ich eine tiefe Sehnsucht nach den bunten und blühenden Gärten, welche die Stadt Würzburg umgeben.

Der Hofgarten der Würzburger Residenz

Der Hofgarten der Würzburger Residenz liegt am Rande der barocken Stadtbefestigung, die mit ihren massiven Stützmauern das Areal noch heute im Osten begrenzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde der Hofgärtner Johann Prokop Mayer (1735-1804) damit beauftragt, diesen zauberhaften Garten anzulegen. Mayer teilte das kompliziert geschnittene und zu den Bastionen stark ansteigende Gartengelände geschickt in einzelne, symmetrisch gegliederte und in sich geschlossene Gartenpartien auf. Ganz im Stile des Rokoko stattete er die verschiedenen Gartenbereiche mit einer Fülle von geschnittenen Formobstbäumen, Kübelpflanzen, Blumenbeeten, Hecken, Spalieren und Laubengängen aus.

Ein Ort der Entspannung und Beschaulichkeit

Wenn die frostigen Nächte der Eisheiligen endlich der warmen Sonne weichen, verwandelt sich der Hofgarten in eine blühende Oase. Der sogenannte Ostgarten, der in der Verlängerung der Hauptachse der Residenz liegt, steigt über drei Terrassen bis zum Scheitel der begrenzenden Bastion an. Hier kann man die Seele baumeln lassen, während die sanften Klänge der Natur um den Ausflügler herum erklingen. Der rechteckige Südgarten hingegen ist völlig eben und besitzt in seiner Mitte ein rundes Wasserbassin mit einem großen Monolithen aus Tuffstein, über dem auch in den Wintermonaten ein kleiner Springstrahl aufsteigt.

Die Atmosphäre im Garten ist sonnig und einladend. In den Parterres des Ost- und Südgartens werden bereits seit einigen Jahren die rahmenden Blumenrabatten nach historischem Vorbild bepflanzt. Im wiederhergestellten Küchengarten unterhalb der Orangerie stehen wieder Formobstbäume, die nach alten Schnittmethoden gezogen werden. Diese liebevolle Pflege und Gestaltung machen den Garten zu einem Ort der Erholung und des Genusses. Wie heißt es doch im Faust so treffend: „O Augenblick verweile doch du bist so schön!“ – diese Zeilen kommen mir beim Flanieren im Hofgarten sogleich in den Sinn.

Die Schönheit der Natur feiern

In einer Zeit, in der der urbane Raum oft von Beton und Hektik geprägt ist, ist es umso wichtiger, solche grünen Flächen zu schätzen und zu bewahren. Die klassizistischen Gartenskulpturen, die aus der Werkstatt des Hofbildhauers Johann Peter Wagner stammen, und die aufwändigen schmiedeeisernen Torgitter aus der Werkstatt des Hofschlossers Johann Georg Oegg verleihen dem Garten eine elegante Note.

Im Jahr 2002 wurde der wiederangelegte Küchengarten im Hofgarten der Residenz Würzburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Er wurde in Anlehnung an die ehemals vorhandene Wege- und Beetstruktur neu angelegt und mit historischen und neuen Obst- und Gemüsekulturen bepflanzt. Diese Rückkehr zu den Wurzeln der Gartenkunst ist ein Zeichen für die Wertschätzung der Natur und ihrer Schönheit.

Gemeinsam können die Leser mit dem Ausflügler die Schönheit der Natur feiern und die wertvollen Gartenlandschaften, wie die der Würzburger Residenz, in ihrer vollen Pracht genießen. Mögen die Eisheiligen alle Menschen daran erinnern, dass nach jedem Frost die Farben des Lebens erblühen.

Aktuelle Sonderausstellung: Wolfgang Lenz – Phantastische Orte

In der Residenz Würzburg entfaltet sich zurzeit ein faszinierendes Kapitel der Kunstgeschichte, das die Besucher in die Welt des Wolfgang Lenz entführt – einem Meister der Nachkriegsmoderne, dessen Werke bis heute in ihrer Magie und Tiefe fesseln. Anlässlich seines 100. Geburtstags haben sich das Museum im Kulturspeicher, das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg und die Residenz Würzburg zusammengetan, um eine Sonderausstellung zu präsentieren, die den Titel „Phantastische Orte“ trägt.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Raum, der von der Aura vergangener Reisen durchzogen ist. Hier begegnen Sie den Orten, die Wolfgang Lenz in seinen Zeichnungen und Aquarellen festgehalten hat – Orten, die ihn in ihren Bann zogen und die seine Phantasie beflügelten. Von den geheimnisvollen Gassen Ostasiens über die malerischen Landschaften Frankreichs und Hollands bis hin zu den zeitlosen Schönheiten Italiens, insbesondere Rom und Venedig – jeder dieser Orte erzählt eine eigene Geschichte, die in Lenz‘ Kunst lebendig wird.

Der Titel der Ausstellung, „Phantastische Orte“, spiegelt zwei zentrale Aspekte seines Schaffens wider. Zum einen ist Lenz ein Meister des „Phantastischen Realismus“, der es versteht, die Grenzen zwischen Realität und Fantasie zu verwischen. Zum anderen sind es die spezifischen Orte, die in seinen Werken eine übergeordnete Rolle spielen – Orte, die mal kapriziös, mal rätselhaft erscheinen und die den Betrachter in eine andere Welt entführen.

Die Ausstellung lädt dazu ein, die Ortsbezogenheit seiner Werke zu erkunden und die Geheimnisse zu lüften, die in den Farben und Formen verborgen sind. Jeder Pinselstrich, jede Linie erzählt von der Faszination für das Unbekannte und dem Drang, die Schönheit der Welt festzuhalten. In dieser einzigartigen Schau wird das charakteristische Phänomen von Lenz‘ Kunst sichtbar – eine Einladung, die phantastischen Orte zu entdecken, die nicht nur in seinen Bildern, sondern auch in unseren eigenen Erinnerungen und Träumen existieren. Tauchen Sie ein in die Welt von Wolfgang Lenz und lassen Sie sich von seinen visionären Orten verzaubern! Diese bilden einen schönen Kontrast zum Würzburger Hofgarten und seiner Gartenlandschaft.

Mit freundlichen Grüßen von einer Leserin des UniWehrsEL

Danke für die Bilder auf Pixabay!

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:10. Mai 2025
  • Lesedauer:8 min Lesezeit