Du betrachtest gerade Teil XII: Schreibwerkstatt „Tatort Frankfurt. Welche Rolle spielt die Magie der Musik?“ Mord im Kommunikationsmuseum

Rückblick Teil XI: Kommissar Ritter, Opernkenner I. Burn, Klatschreporterin Paula Pechstein und die Theaterwissenschaftlerin Claudia Elfriede treffen im Kommunikationsmuseum aufeinander. Dort läuft gerade eine Halloween-Party. Paula hat sich kurzzeitig von ihnen entfernt, erscheint dann mit Tränen in den Augen um von einem weiteren Mord zu berichten. In der Sonderausstellung Nachrichten“ wurde eine als Maria Callas verkleidete, Leiche gefunden, offensichtlich inspiriert von Angelina Jolies Rolle im Film Maria von 2024. Die ermordete Diva trug ein Kostüm, das an den Film Maria erinnert – ein makabres Echo von Film und Oper.

Der Opernkenner Ivo Burn klärt darüber auf, dass die Oper Medea von Cherubini speziell für die Callas aus dem Giftschrank der Opernliteratur genommen wurde.Es sei der einzige Spielfilm, in dem Maria Callas überhaupt vorgekommen sei – Pasolinis Maria von 1969.

Eingefügte Szene K. B.: Ritter (leicht skeptisch): „Ja, das war der Film, in dem sie nie sang, sondern nur spricht. Warum ist das für uns relevant?“

IvoBurn: „Pasolini hat den altgriechischen Mythos von Euripides genommen und ihn zu einer freien Bearbeitung gemacht. Statt einer Opern‑Performance nutzt er Callas’ Stimme als reine Sprechrolle – das ist ein bewusster Verzicht auf das, was sie berühmt gemacht hat.“

Ritter: „Also ein Kunstfilm, der die Opern‑Tradition bricht. Wie passt das zu unserem Fall?“

IvoBurn: „Die Leiche, die wir gefunden haben, ist als Callas verkleidet. Wenn wir den Film als Referenz nehmen, suchen wir nicht nach einer gesungenen Note, sondern nach einer Stimme, nach einem Wort, das der Mörder hinterlassen hat.“

Ritter: „Ein Wort, das vielleicht in den Nachrichten‑Plakaten versteckt ist?“

IvoBurn: „Genau. In Pasolinis Version spricht Callas über Schuld, Schicksal und das Unausweichliche – Themen, die unser Mörder ebenfalls thematisiert. Wenn wir die Sprechrolle analysieren, finden wir Hinweise, die nicht musikalisch, sondern textlich sind.“

Ritter (nachdenklich): „Dann sollten wir die Transkription des Films prüfen, besonders die Dialoge, die Callas’ Stimme tragen. Vielleicht gibt es ein Zitat, das wir im Museum wiederfinden.“

IvoBurn: „Und achten Sie darauf, dass Pasolini die Euripides‑Quelle nutzt – das Drama Medea. Die Parallele zu unserer Situation ist klar: Ein Opfer, das von einem Verräter umgebracht wird, während das Umfeld – hier die KI‑Mode‑Ausstellung – die wahre Tragödie verschleiert.“

Ritter: „Also: Medea = Mörder, Callas = Opfer, Pasolini = der Regisseur, der das Spiel inszeniert. Wir müssen die Sprechrolle entschlüsseln, um den Mörder zu entlarven.“

Ivo Burn (lächelt): „Genau, Kommissar. Manchmal spricht die Stille lauter als jede Arie.“

Eingefügte Szene H. U.:

Der Alptraum kam, bevor das erste Licht des Morgens die Terrasse des Museums erreichte.

Ich stand wieder im Hauptraum der Ausstellung „New Realities – KI erfindet die Mode neu“. Die holografischen Laufstege flimmerten, doch anstatt glänzender Stoffe sah ich nur endlose Reihen von Brieftauben, die in winzigen Käfigen an den Wänden hingen. Jede Taube trug ein winziges Pergament um den Hals, darauf in altmodischer Schreibschrift: „Hinweis – der Mörder ist nahe.“

Plötzlich hörte ich das krächzende Flattern der Flügel, und eine Taube stürzte sich auf den Boden, zerbrach das Pergament und ließ ein Stück Papier zurück, das ein Bild von mir zeigte – in meiner blauen Jeans, meinem weißen Hemd, den abgenutzten Turnschuhen – umgeben von den schaurigen Kostümen der Halloween‑Party.

Ich folgte dem Pfad der Tauben, die mich durch die Ausstellung führten, bis ich vor einem riesigen Plakat über Nachrichtenagenturen stand: das Logo der DPA leuchtete in grellem Rot, daneben ein Bild der Leiche, die wie eine Statue aus Marmor wirkte, gekleidet als Maria Callas. Ihre Hände hielten ein altes Mikrofon, das wie ein Relikt aus den 1940er‑Jahren aussah.

Ein leises, fast unhörbares Flüstern drang aus dem Plakat: „Die Brieftaube trägt die Botschaft, doch der Empfänger ist blind.“ Ich spürte, wie die Realität um mich herum zerbrach und ich in ein endloses Labyrinth aus Federn, Papier und digitalen Stoffmustern fiel. Jede Tür, die ich öffnete, führte zu einer neuen Kostüm‑Szene: die grüne Hexe Elphaba, die leuchtende Glinda, die schaurige Frankenstein‑Braut, und schließlich Ivo Burn – nicht als Musketier, sondern als Graf Dracula mit den langen, scharfen Eckzähnen, die im Mondlicht glitzerten.

Ich sah, wie er sich an meinem Kragen festhielt, sein kalter Atem auf meiner Haut, und hörte sein leises Lachen: „Ein Blutsauger, der sich als Experte tarnt, ist das perfekte Werkzeug, um die Wahrheit zu verschlingen.“

Als ich erwachte, lag ich keuchend auf dem Boden der Museumsterrasse, das Frühstücksgeschirr noch halb leer vor mir. Die Erkenntnis schnitt wie ein Messer durch das dichte Nebelmeer meines Traums: Ivo Burn war nie ein Musketier – er war der Graf Dracula, ein blutiger Schatten, der sich in jede meiner Ermittlungen einschlich, um die Spuren zu verwischen.

Die Vorstellung, dass der Mörder mit mir wie mit einer Brieftaube spielt, ließ mich erschaudern. In der Ausstellung hatte ich die Taube nur als Relikt vergangener Kommunikation gesehen; jetzt war sie das Symbol für die Art und Weise, wie der Täter meine Nachrichten übermittelt – leise, unsichtbar, immer wieder zurückkehrend.

Wie schwer wäre meine Arbeit, wenn ich meine Fälle tatsächlich per Brieftaube lösen müsste? dachte ich. Jede Notiz könnte durch die Taube verloren gehen, jedes Detail könnte vom Sturm weggeblasen werden. Und doch, während ich den letzten Bissen Kuchen kaute, hörte ich das entfernte Flattern einer Taube – ein leises, unheilvolles Versprechen, dass die Ermittlung erst begonnen hatte.

Jetzt wird es wirklich spannend, verdichten sich die Hinweise auf I. Burn als potentieller Täter? Warum tritt Claudia Elfriede plötzlich nicht mehr in Erscheinung? Hat der Mord tatsächlich etwas mit der Sprechrolle der Callas zu tun? Jetzt sind Sie wieder gefragt, liebe Schreibende – und natürlich dürfen die Lesenden sich auch gerne an dem Weitergang der Story beteiligen. Und klar, was wäre eine solche Geschichte ohne die wunderbaren Fotos von Pixabay?

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:5. November 2025
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