Schon mal was vom berühmten „Katzenduett“ von Rossini gehört?
Als Opernfan möchte I. Burn einmal mehr seine Eindrücke vom musikalischen Nachmittag am Staatstheater Darmstadt vom 10.09.25 mit dem Leser teilen — besonders vor dem Hintergrund aktueller Wiederaufnahmen: Am 11.09.25 läuft Rossinis „Cenerentola“ am Staatstheater Darmstadt wieder, und ab dem 28.09.25 wird „Il barbiere di Siviglia“ in Wiesbaden neu aufgelegt. Kein Wunder, dass auf dem Programm des musikalischen Nachmittags diesmal das berühmte „Katzenduett“ von Rossini stand.
Liebe Leser des Blog UniWehrsEL,
zur Uraufführung des Barbiers von Sevilla soll es zu einem tierischen Zwischenfall gekommen sein: Eine Katze hatte einen besonderen Gastauftritt. Als der Tenor gerade seiner Rosina ein Ständchen singen wollte, betrat die freche Miezekatze die Bühne und stahl den Sängern die Show. Das Publikum jaulte und miaute — Begeisterung pur. Möglicherweise hat dieses Erlebnis Rossini zu seinem wohl abgefahrensten Musikstück angeregt, dem Katzenduett. Ob diese Anekdote wirklich stimmt, ist nicht gesichert; das miauende Duett wurde lange Rossini zugeschrieben, doch gegenwärtig sind sich Musikhistoriker nicht mehr sicher, ob er das Werk allein fabriziert hat. Es könnten auch andere Personen daran beteiligt gewesen sein.I
Ich finde diese Story so interessant, weil sie gut zum Seminarthema „Anima(l) — Tiere als Spiegelbilder menschlicher Seelenzustände“ im Wintersemester 25/26 an der U3L passt. Über Ravell als Katzenliebhaber hat ja bereits ein anderer Fan dieser Tiere geschrieben. Die Faszination für Katzen lässt sich am liebsten in kleinen, charmanten Gegensätzen beschreiben: ihre Verspieltheit, die plötzlich in einen akrobatischen Sprung umschlägt; ihre Scheu, die sie geheimnisvoll macht und den Menschen neugierig hinterherblicken lässt; ihr Wesen voller Neugier, das jedes Wollknäul zur großen Entdeckung stilisiert; zugleich sind Katzen anhänglich, aber auf ihre eigene, unverwechselbare Art — niemals aufdringlich, immer wählerisch. Dazu kommen die anmutigen Bewegungen und das samtweiche Fell, das man fast meditativ streicheln möchte.
All das macht Katzen zu perfekten Gefährten für Menschen: Sie sind mal verspielte Komplizen, mal rätselhafte Muse — und genau dieser Mix aus Nähe und Unabhängigkeit sorgt dafür, dass Menschen sie lieb haben.
Auf dem musikalischen Nachmittag erklang außerdem ein heiteres Lied aus „La Fille du Tambour-Major“ von Jaques Offenbach dem Meister der Satire, in dem die Sängerin eine schwere Migräne beklagt — ob die Migräne vom Gejaule der zuvor gesungenen Katzenmusik mit „Miao“ herrührt, ist dem Publikum nicht ganz klar. Dazu wurde „Der Vogelfänger bin ich ja“ aus Die Zauberflöte gegeben; das Stück lässt mich über die Beziehung von Katzen gegen Vögel nachdenken. Diese schwierige Beziehung zieht sich durch Pop-Kultur und das TV. Dabei denke ich sofort als Zeichentrickfilmfan an Sylvester und Tweety aus den „Looney Tunes„.
In den Looney Tunes ist Sylvester der stets hungrige, tollpatschige Kater, der sich unermüdlich bemüht, den kleinen, gewitzten Vogel „Tweety“ zu fangen. Tweety entkommt ihm meistens durch seine Schlauheit, sein geschicktes Agieren beim Versteckspiel und gelegentliche Hilfe von außen, sodass Sylvesters Mordpläne oft auf lustig-tragische Art scheitern. Vermutlich war Papageno beim Fangen von Vögeln erfolgreicher als der tollpatschige Kater Sylvester. Schließlich war Papagenos Beruf Vogelfänger und er rühmt sich sehr selbstbewusst seines (Berufs-)Standes: „weiß mit dem Locken umzugeh´n und mich aufs Pfeifen zu verstehen.“ Im Mittelmeerraum sind Vogelfänger heute noch aktiv. Organisationen wie der Nabu Naturschutzbund kämpfen gegen diese Vogelfänger an.
Ob Andrew Lloyd Webber sich bei seinem Musical „Cats“ vom Katzenduett Rossinis hat inspirieren lassen, ist ungeklärt. Dennoch darf die Frage an die Lesenden gestellt werden: Welche Katze wären Sie gern? Meine Antwort: „Mr. Mistoffelees“ — der Kater, der zaubern kann. Für mich vereint Mr. Mistoffelees die Eigenschaften Verspieltheit, Anmut und geheimnisvolles Auftreten perfekt.
Dem Film „Flow“ bin ich erstmals durch ein Werbeplakat begegnet, das in der Nähe der Oper Frankfurt aufgehängt war. Der Zauber des Films liegt für mich in der Filmmusik und den spannenden Geräuschen. Der Film kommt ohne Worte aus. Die Musik schafft eine dichte Klangwelt, die das Bild der Handlung trägt. Flow zeigt eine Welt ohne Menschen, in der die unbändige Kraft der Natur im Mittelpunkt steht — und in deren Zentrum eine extrem mutige Katze kämpft, während eine Flut die Tiere zu gemeinsamen Überlebensanstrengungen zwingt.
Der Film Flow kommt mir in den Sinn, weil hier die Katze nicht nur als Symbol, sondern als handelnde, solidarische Figur erscheint — ähnlich den konkurrierenden Katzen in Cats, die auf einer Londoner Müllkippe sich zum „Jellicle Ball“ treffen, um eine einzige Katze für ein zweites Leben im „Heaviside Layer“ auszuwählen, und doch ganz anders: hier geht es um Zusammenarbeit und Überleben.
Außerdem wurde beim musikalischen Nachmittag „Una furtiva lagrima“ aus „L’elisir d’amore“ gesungen. In der Spielzeit 2023/24 wurde Der Liebestrank auf der Darmstädter Bühne aufgeführt. Dort wirkte zwar keine echte Katze mit, doch eine schöne Nachtigall in Puppenform umflog den verliebten Titelhelden Nemorino und tröstete ihn über seinen schweren Liebeskummer ausgelöst durch die divenhafte Adina hinweg (das passt auch zu unserem Beitag Trillern der Nachtigall und ewige Selbstzweifel). Das zeigt, dass Vögel in musikalischen Erzählungen manchmal als gute Gefährten bei Liebeskummer auftreten und als Seelenverwandte des Menschen fungieren können.
Katzen und Vögel mimen in Opern, Musicals und Filmen nicht nur Tiere, sondern sind Allegorien der Sehnsüchte des Zuschauers — mal als wilde Show-Katzen in Cats, mal als sanfte Seelentröster im Darmstädter Liebestrank. Ob samtweiche Mitbewohner zuhause, mutige Zeichentrickheldinnen in Flow oder tröstende Nachtigallen auf der Bühne — Katzen bringen Emotionen in Ton und Bild, die uns als Publikum tief berühren.
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