Ausstellung Paula Doepfner „I heard the Sound of thunder, it roared out a warning“
Die Künstlerin Paula Doepfner begibt sich auf Spurensuche, fertigt Skizzen über das menschliche Gehirn, setzt sich mit menschlichem Leid auseinander. Das knüpft auch an unsere Ausführungen im UniWehrsEL zur Thematik von aktuellen Studien zu Verlust, Schmerz und Angst und deren Linderung, vor allem bei Kindern, an. Zudem kann man es als Ergänzung zu unserem Beitrag über die Künstlerin Annegret Soltau verstehen. Ein Leserbrief im UniWehrsEL beschreibt die vom 22. März bis 29. Juni 2025 stattfindende Ausstellung von Paula Doepfner »I heard the sound of a thunder, it roared out a warnin´« im Kunstforum der TU Darmstadt. Sie findet im Rahmen des rheinmainübergreifenden Kooperationsprojekts INTERIOR statt. Ihr Ziel ist die Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft.
Liebe Leser des UniWehrsEL,
Fans von Bob Dylan Songs haben die Zeile zum Titel der Ausstellung sicher gleich erkannt, stammt sie doch aus Bob Dylans song A Hard Rain’s A-Gonna Fall.
Die Künstlerin Paula Doepfner holt sich ihre Ideen für ihre Skizzen, indem sie bei Operationen zuschaut. Sie interessiert sich für das menschliche Gehirn und dessen Funktionsweise. Alle ihre Arbeiten erinnern an Strukturen, die neuronalen Netzwerken ähneln. Sie hat starkes Interesse an Nervenzellen und Arealen des menschlichen Gehirns. Das verbindet sie mit den beiden Professoren, die auch über das menschliche Gehirn forschen. Sie ist regelmäßig Zuschauerin bei Hirnoperationen und Obduktionen an der Berliner Charité. Bei diesen Sitzungen skizziert sie, was sie sieht. Wer operiert wird, weiß die Künstlerin jedoch nicht. Von den Menschen ist außerhalb der operierten Stelle nichts zu sehen. Die Skizzen, die in der Charité entstehen, bilden die Grundlage für die feinen Zeichnungen, die später in der Ausstellung zu sehen sind. Zum ersten Gespräch „Science & Art“ hat die Kuratorin Julia Reichelt zwei Experten auf dem Gebiet der Biologie eingeladen: Prof. Ralf Galuske und Prof. Constantin Rothkopf.
Ralf Galuske arbeitet im Forschungsgebiet System Neurophysiologie. Als Neuropsychologe beschäftigt er sich mit der Verbindung zwischen Gehirnfunktion und menschlichem Verhalten und Erleben. Er untersucht, wie Schäden oder Erkrankungen des Gehirns kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Störungen verursachen und entwickelt Therapien, um diese zu lindern oder zu verbessern.
Das Gehirn zählt zu den geheimnisvollsten Organen des menschlichen Körpers. Es empfängt, sortiert und sendet kontinuierlich Nachrichten, die dem Menschen helfen, seinen Alltag zu bewältigen. In dieser zentralen Schaltstelle pulsiert unaufhörlich die elektrische Energie von Millionen Nerven. Ralf Galuske erläutert mit Hilfe von Musterbildern, wie viele Nerven in einem reiskorngroßen Stückchen Gehirn vorhanden sind, warum das Gehirn zuverlässig funktioniert und welche Auswirkungen es hat, wenn Teile davon ausfallen.
Sein Gesprächspartner, Constantin Rothkopf, beschäftigt sich mit der Psychologie der Informationsverarbeitung. In seinem Vortrag geht es um die Wahrnehmung des Menschen mit Tests. Beispielsweise zeigt er den Zuhörern ein Video mit Basketballspielern in weißen Trikots. Die Zuhörer sollen die Körbe zählen. Dabei entgeht den Betrachtern durch das Fokussieren auf das weiße Team ein Affe, der kurz durchs Bild läuft. Warum sehen die Leute den Affen nicht? Ein anderes Beispiel ist eine Zeichnung, die aussieht wie weiße Punkte. Erst als der Professor einen Hund aus der Zeichnung hervorhebt, kann der Zuschauer diesen selbst wahrnehmen.
Paula Doepfners vom menschlichen Gehirn inspirierte Zeichnungen sind ganz zart und sehr fein. Der Besucher muss ganz nah an die Zeichnungen herangehen, um sie in Gänze zu erfassen. Zu sehen sind hauchdünne Adern, die sich durch das Papier ziehen. An einigen Stellen werden sie zu dickeren Knoten und laufen in vielgliedrigen Verästelungen wieder auseinander. Diese Adern sind mit winzigen Buchstaben verziert. Es ist eine sehr feine Arbeit, die sich dem Betrachter nur langsam erschließt. Die Adern sind mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen.
Eine Besonderheit der im Kunstforum gezeigten Zeichnungen ist, dass sie aus Gedichten von Paul Celan und der kanadischen Lyrikerin Anne Carson zitieren. Die Zeichnungen werden verbunden mit Gedichten und Passagen aus dem sogenannten Istanbul-Protokoll, einem medizinischen Handbuch der Vereinten Nationen für die Untersuchung und Dokumentation von Folter.
Das Hauptthema der Ausstellung sind existenzielle Fragen über das menschliche Leid. Dies ist für die Künstlerin schon immer ein Herzensthema. Warum brennen sich bei manchen Menschen negative Erinnerungen im Gehirn ein? Wie hat dies Einfluss auf das Leben dieser Menschen? Wie wirkt sich Angst auf das Gehirn aus? Mit diesen Fragestellungen beschäftigt sich die Künstlerin bereits im Studium der Kunst an der Freien Universität Berlin und am Chelsea College of Art and Design in London und in ihrer Heimatstadt im Studium als Meisterschülerin bei Rebecca Horn.
Dazu nutzt Doepfner unterschiedliche Medien. Zum einen mit Zeichnungen, die mit winzig kleiner Schrift Texte zitieren. Außerdem arbeitet sie mit skulptural erschaffenen Objekten, die aus Panzerglas, Eis oder anderen organischen Substanzen bestehen. In der Ausstellung zu sehen ist die Installation „A million dreams gone“, ein mehrere Meter hoher Haufen von Blättern, der frisch aus dem Wald in das Kunstforum gebracht worden ist.
Die Werke von Döpfner sind mittlerweile in Sammlungen wie dem Kupferkabinett Berlin oder den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vertreten. Die Ausstellung ist Teil der Kooperationsreihe „Interior“, bei dem in sechs Kunst-Institutionen im Rhein-Main-Gebiet seit September 2024 verschiedene Präsentationen gezeigt werden. Die Räume des Ausstellungssaals liegen im historischen Ornamentiksaal der TU Darmstadt.
Die Ausstellung „I heard the Sound of thunder, it roared out a warning“ von Paula Doepfner im Kunstforum der TU Darmstadt ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst und Wissenschaft auf einzigartige Weise miteinander verwoben werden können. Die Zusammenarbeit mit Experten wie Prof. Dr. Ralf Galuske und Prof. Dr. Constantin Rothkopf bereichert die Ausstellung zusätzlich. Die Ausstellung ist noch bis 29.06. im Kunstforum Darmstadt zu sehen.
Mit freundlichen Grüßen vom Kulturbotschafter des UniWehrsEL
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