Teil X Schreibwerkstatt UniWehrsEL „Tatort Frankfurt und die Magie der Musik“ – Enlightment
In Teil IV unseres Opernkrimis entwickelte der Opernkenner I.Burn dem Kriminalkommissar Ritter die Idee einer ‚Kunstinstallation is going wrong‘. Es stellte sich die Frage, ob wieder ein radikaler Performance-Künstler, warum auch nicht weiblich, dabei sei, die Grenzen zwischen Bühne und Realität zu sprengen. Diese weiterführende Idee in der Schreibwerkstatt des UniWehrsEL bringt den Leser nicht nur zum Tatort eines Enlightments in der Dreikönigskirche in Frankfurt, sondern darüber hinaus soll es Kommissar Ritter und Opernkritiker Burn helfen „Verständnis zu schaffen“ und „aufzuklären“, im Sinne von „über eine Sache erhellend zu informieren.
Geplant ist eine Klang- und Lichtshow nach den Vier Jahreszeiten von Vivaldi. Als „atemberaubendes visuelles und auditives Erlebnis“ angekündigt, erscheint dies nicht nur als einzigartige Perspektive den Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit Vivaldis Musik untermalt zu erleben. Auch für einen potentiellen Mordanschlag könnte dieses Spektakel ein willkommener Anlass sein, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Für Kommissar Ritter und Opernkritiker I. Burn könnte diese Veranstaltung für den „Opernmörder“ eine Gelegenheit sein, wieder zuzuschlagen. Weiß er doch inzwischen, dass der „Tatort Oper Frankfurt“ für ihn keine sichere Möglichkeit mehr bietet, seine Ambitionen auszuleben, weil es ein zu hohes Polizeiaufgebot gibt.
Doch auch andere potentielle Tatorte geraten in den Fokus der Aufmerksamkeit von I. Burn. Erinnert er sich doch noch ganz genau an die Sicherheitsvorkehrungen, die in der Raumfabrik in der Heddernheimer Landstraße bei der Lichtinstallation zu Monets Garten getroffen werden mussten. Kunst mit allen Sinnen zu erfassen, das versuchten nicht nur die französischen Maler des 19. Jahrhundert, indem sie Landschaften und Momente auf Leinwand bannten. Auch Burn, der sich in der Oper genau wie in der künstlerischen Gestaltung auskenntt, weiß, dass sich mancher Möchtegern genau wie Monet, Manet, Renoir, Degas, als ‚wahrer Künstler‘ versteht.
In Folge dessen inspizieren Ritter und I. Burnwegen die Dreifaltigkeitskirche in Sachsenhausen aufgrund der geplanten Veranstaltung. Im Anblick der schlichten, monumentalen Architektur verstummen zunächst beide.
„Welch ein spannender Kontrast zur Opernwelt“, flüstert Ritter und Burn flüstert zurück: „Geradezu ideal als Ort der Inszenierung einer dramatischen Szene! Eine moderne sakrale Lichtinstallation mit Musik und Farben, die einen Raum in ein mystisches Erlebnis verwandeln kann!“
Für Burn markiert dieser potentielle Tatort inmitten der gemeinsam mit Ritter angestellten Ermittlungen eine „kryptische, musikalische Spur, die wie ein ‚letzter Vorhang‘ zwangsläufig in eine Kirche führen muss,“ wie er es für sich selbst ausdrückt.
Die Kirche ist dunkel, bis auf vereinzelte Lichtquellen, die im Rhythmus einer modernen Klanginstallation pulsieren. Burn und Ritter lauschen den elektronischen Tönen, vermischt mit den sich verfremdeten Orgelklängen.
Heute ist die Generalprobe für das Enlightment in der Dreikönigskirche, die groß angekündigte Klang- und Lightshow nach den vier Jahreszeiten von Vivaldi. Der hohe Raum wirkt sakral und surreal zugleich. Ritter verfolgt die Lichtbahnen, die für ihn wie Klingen wirken, die die Dunkelheit durchschneiden.
Burn steht regungslos in der Mitte des Kirchenschiffs. Er trägt wie immer seinen langen, dunklen Mantel. Für den ihn beobachtenden Ritter scheint der Mantel sich wie im Wind aufzublähen. Ritter denkt bei sich, „er wirkt wie eine Figur aus einem expressionistischen Theaterstück. Irgendwie erinnert mich das an meine Schulzeit, das hat so etwas morbides an sich.“
Ritter fühlt sich leicht irritiert von diesem ganzen Spektakel, gesellt sich zu Burn und spricht laut, um die Musik zu übertönen: „Was ist das hier eigentlich? Ein potentieller Tatort oder eine Techno-Messe? Welche Beweise glaubst Du denn hier zu finden? Was soll das Ganze hier?“
Burn ist leicht angewidert von Ritters Ignoranz: „Hier wurde sie zuletzt gesehen – zwei Tage vor der Premiere. Maria Bellani kam oft her. Nicht aus Glauben, sondern weil sie gerade diese durch das Licht erzeugte Atmosphäre liebte!“
Kommissar Ritter weiß, wovon der Opernkenner Burn spricht. Nicht nur, dass Maria Bellani, die für eine gefeierte Inszenierung von Tosca in der Hauptrolle vorgesehen ist, anonyme Drohbriefe mit Zitaten aus der gleichnamigen Oper erhalten hat ((vergleiche Schreibwerkstatt Tatort Frankfurt Teil IV Café Hauptwache). Er weiß auch, dass sie seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist, und das verheißt nichts Gutes.
Burn unterbricht seinen Gedankengang: „Wusstest Du, dass sie die Dreikönigskirche einmal als ihren akustischen Beichtstuhl bezeichnet hat?“
Ritter zuckt die Achseln: „Darum sind wir hier. Vielleicht hat sie eine Spur hinterlassen?“
Burn geht langsam vor bis zum Altar, auf dem ein moderner Flügel steht, nur für die Installation hier aufgestellt. Lichtkreise rotieren um ihn. Er setzt sich, legt die Finger auf die Tasten, spielt langsam eine Tonfolge. … Fis … H … E … A …
Ritter kommt näher, bleibt hinter ihm stehen: „Ein musikalisches Sudoku?“
Burn schüttelt den Kopf: „Nein, ein Name. Fis – H – E – A. „Fishea“; Bellanis Spitzname für jemanden, den sie nie öffentlich erwähnte. Einen gewissen Phillipp F.“.
Bei Ritter weckt das Erinnerungen: „Doch nicht dieser religiöse Fanatiker, der bei seinem Amoklauf in den Räumen der Zeugen Jehovas acht Menschen erschossen hat und noch dazu in einem Buch Hinweise auf sein krudes Gedankengut gegeben hat. Ein Gutachter der Polizei hat es analysiert.“
Burn wird sehr ernst: „Er soll wohl mit ihr in Richtung Musik gearbeitet haben und jetzt als Lichtkünstler arbeiten …“
Ritter: „Um Himmels Willen, hat etwa dieser unsägliche Mensch diese Lichtshow programmiert?“
Burn drückt einen weiteren Akkord. Das Licht über dem Altar verändert sich schlagartig. Eine Projektion erscheint auf der Rückwand der Kirche. Es erstrahlt eine digitale Partitur, nicht öffentlich zugänglich, mit einer seltsamen Unterschrift …
Ritter ist entsetzt: „Was zum Teufel ist das?“
Burn grinst, Ritter erscheint es fast diabolisch: „Eine Botschaft! Versteckt in Licht und Klang – Maria wusste, dass sie in Gefahr war. Und sie hat versucht uns eine Mitteilung zu geben, ganz raffiniert, durch die Musik … nur was für Kenner …“. Und er fährt fort: „Es ist ein Close-Up der Partitur, der Name „Phillipp F. ist in einem musikalischen Kryptogramm kodiert …“
Ritter geht dazwischen: „Was soll das bedeuten?“
Burn entgegnet sehr überlegen: „Es geht um eine Nahaufnahme, die bei Filmaufnahmen oder auch bei Foto-Kampagnen zum Einsatz kommt. Ein beliebtes Gestaltungsmittel für Sedcards und Modelbooks, denn mittels Nah- oder Detailaufnahme können potenzielle Darsteller auf ihre individuellen Vorzüge fokussieren. Hier allerdings geht es wohl kaum darum, irgendwelche Vorzüge herorzuheben, sondern …“
Das Licht flackert. Die Orgel beginnt automatisch eine Tonfolge zu spielen. Und dann plötzlich und völlig unerwartet erklingt das für Ritter genauso grausam wie schrecklich empfundene „Vissi d’arte“ ihre Arie, die nur von Kunst und Liebe lebt … (vgl. Teil III Schreibwerkstatt UniWehrsEL „Tatort Frankfurt“, Hochschule für Gestaltung).
Lassen Sie uns hier einen Schnitt machen und Ritter und Burn gemeinsam erst einmal weiter forschen, während wir uns wieder unseren Seminaren im Wintersemester 25/26 zu Puppen und Tieren zuwenden. Mitnehmen wollen wir bis hierhin: Musik ist Schlüssel zur Wahrheit, die Kunst ein Ort der Eitelkeiten, aber auch tiefer menschlicher Konflikte. Unterschiedliche Ermittlungsansätze werden irgendwann zur gemeinsamen Lösung führen, vorausgesetzt es schwingt ein Hauch von Ironie und Kultursatire mit, aber ohne den Respekt vor der Kunst – hier vor allem der Oper – zu verlieren! Danke sagt Ihr Team UniWehrsEL
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