Valerie Drack fragt nach dem Einfluss von „Schönheitspuppenbildern“, angesiedelt etwa in Werbung, Kunst oder auch Schönheitschirurgie und deren Auswüchsen wie den Schlankheitswahn. Frauen- und Puppen-Bilder wie etwa Lara Croft repräsentierten ein Bild oder ein Konstrukt einer Frau, die illusionäre Wirklichkeit schaffe: Ob Vorbild oder Nachbild, sie stellen „Leinwände für gesellschaftlich konnotierte Begriffswirklichkeiten von anthropomorph weiblichen Figuren dar“. Die Identität des Objekts Puppe, erscheine in vielen Trends, zeigen Einfluss von Zeitgeit und Modeströmungen und wirken subtil auf das Selbstbild des Menschen zurück. Bildwirklichkeit in Fernsehsoaps würde den Versuch nach sich ziehen fiktive Bilder in der Realität nachzuahmen, um den Mythos von der Erreichbarkeit der Schönheit aufrecht zu erhalten. Dazu auch unser Beitrag zu Frauenbild „Lara Croft„.
Spannend auch die Betonung Dracks, die Grenze zwischen Kunstkörpern und Mode sei eine Fließende. Wie Yves Kleins Anthropometrien Abdrücke von Menschen seien, so wären auch Puppen Abbilder von Menschen, „die die Fixierung des Moments in eine vermeintlich erlebbare Realität in einer zukünftigen Gegenwart symbolisieren“.
Grund genug für uns im Seminar zu Menschen und Puppen Yves Kleins Erstellung von Anthropometrien näher anzusehen und die Frage zu stellen: was hat das mit Puppen als Abbildern von Menschen zu tun?
Unser Ergebnis: Die Grenze zwischen Kunstkörpern, Mode und dem menschlichen Körper als Medium ist tatsächlich fließend – und Yves Kleins Anthropometrien sind ein Schlüsselmoment dieser Entwicklung.
Wie Yves Klein seine Anthropometrien herstellte
Yves Klein führte Anfang der 1960er Jahre eine Serie von Performances durch, die er „Anthropometrien des blauen Zeitalters“ nannte. Dabei:
Nutzte er lebende Modelle als „Pinsel“ Die Modelle (meist nackte Frauen) wurden mit International Klein Blue (IKB) eingefärbt und bewegten sich über große Papier- oder Leinwände. ➝ Der Körper selbst erzeugte den Abdruck.
Der Künstler berührte das Kunstwerk nicht mehr selbst Klein dirigierte das Geschehen wie ein „Kunst-Regisseur“ – teils mit Orchester, teils sehr choreografiert. Das war für ihn ein Akt reiner Immaterialität: Die Spur des Körpers war Kunst, nicht der Prozess der handwerklichen Malerei.
Der Körper wurde zur ästhetischen Form Aus den Abdrücken entstanden flächige Silhouetten, oft frontal oder seitlich – wie Schatten, Abdruckbilder oder geisterhafte Präsenz des Menschen.
Was hat das mit Puppen oder Körperabbildern zu tun?
Die Verbindung ist das Verhältnis zwischen realem Körper, Abbild und Objekt:
1. Der menschliche Körper wird Objekt oder Werkzeug
In Kleins Anthropometrien wird der lebende Körper funktionalisiert – er wird ein Instrument zur Bilderzeugung, ähnlich wie eine Puppe oder Mannequin in der Mode. ➝ Der Mensch erzeugt das Bild, aber wird gleichzeitig zu etwas, das benutzt werden kann.
2. Körperabdrücke als Stellvertreter des Menschen
Die Anthropometrien zeigen keine individuellen Menschen, sondern anonyme, idealisierte Umrisse – vergleichbar mit der Funktion von Puppen, die nicht den Menschen, sondern seine Form repräsentieren. Es entsteht ein semi-abstraktes Körperbild, das zwischen „anwesend“ und „abwesend“ schwebt.
3. Parallele zu Modepuppen (Mannequins)
Mode-Mannequins tun etwas Ähnliches:
Sie repräsentieren idealisierte Körperformen.
Sie dienen als Träger ästhetischer Konzepte.
Sie sind nicht Individuen, sondern Körpermodelle.
Kleins Modelle agierten ebenfalls wie lebendige Mannequins, die eine Form präsentieren – aber nicht Kleidung, sondern die Farbe und die Geste selbst.
4. Beide erzeugen eine Distanz zwischen Körper und Identität
Klein entfernte die Individualität der Modelle, so wie Puppen keine eigene Identität haben. Der Mensch wird Medium, nicht Subjekt. In beiden Bereichen – Kunst und Mode – wird damit gespielt, wie viel „Mensch“ noch im Körperbild steckt.
Fazit: Yves Kleins Anthropometrien verwandeln lebende Menschen in Werkzeuge und Abbilder, wodurch die Grenze zwischen Körper, Kunstobjekt und Designkörper verschwimmt. Genau das verbindet seine Arbeit mit Puppen, Mannequins und anderen körperlichen Stellvertretern: Sie alle verschieben den Menschen vom handelnden Subjekt zum Träger von Form, Spur und Symbol.
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