Labubus, Lafufus und die Beanie Bubbles – Projektionsflächen für Wünsche und Ängste
2025 lässt sich beim Spazieren gehen durch die Innenstadt beobachten, wie die niedlichen Monster Labubus, ein entzückendes Plüschtier aus China und ihre massenproduzierten Kopien Lafufus, die Herzen zahlreicher Kinder und Erwachsener erobern. Labubus ist ein kleines, zotteliges Wesen mit einem breiten Grinsen, das an die süßen Monster aus dem Horrorfilm Gremlinserinnert. Das wussten Sie nicht? Eine UniWehrsEL-Leserin blickt auf den neuesten Trend.
Liebes Redaktionsteam des UniWehrsEL,
Die meisten im Handel zu sehenden Exemplare von Labusus sind keine Originale, die gibt es nur in speziellen Shops der Firma Pop Mart. Labubus sind mit einem speziellen Echtheits‑Code verifiziert. Dagegen gibt es in den Shops in den deutschen Innenstädten jede Menge sogenannter Lafufus – Nachahmerprodukte. Sie sind keine Orginale, sondern Raukopien und Kosten zwischen 5 Euro und 10 Euro, während die Originale je nach Auflage schon 60 Euro kosten können. Beide Varianten werden als limitierte Auflagen angeboten, wodurch sie zu einem verknappten, kostbaren Gut werden.
Der psychologische Mechanismus, der hinter der Faszination für diese Figuren steckt, lässt sich gut imit der Thematik „Puppen und andere anthropomorphe Wesen“ erklären. Dort wird gezeigt, dass anthropomorphe Objekte Projektionsflächen für eigene Wünsche und Ängste bieten. Das flauschige Äußere und das freundliche Grinsen von Labubus aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn und lösen eine Ausschüttung von Oxytocin aus – das gleiche Gefühl, das Menschen bei echten Babies empfinden.
Gleichzeitig erinnert das breite Grinsen leicht an eine unterschwellige Bedrohung (der sogenannte „Uncanny Valley Effect“), was das Interesse noch verstärkt. Andererseits schafft die Verbindung zu Kindheitserinnerungen, etwa an „Baby-Puppen“ eine emotionale Bindung, die das Sammeln zu einem Teil des persönlichen Lifestyles macht. Der Besitz dieser vermeintlich seltenen Figuren wird im Hype des Sommers 2025 nicht mehr nur als reines Kinderspielzeug, sondern als modisches Accessoire wahrgenommen, das das eigene Trendbewusstsein signalisiert.
Das Sammeln von Labubus und Lafufus beruht auf mehreren psychologischen Prinzipien. Die bewusste Verknappung – limitierte Auflagen und Echtheits‑Codes – erzeugt beim Sammler einen Hype im Kopf etwas besonders wertvolles zu erwerben. Mit der künstlichen Verknappung wird das Verlangen nach Besitz verstärkt. Jeder neue Erwerb wird zu einem kleinen Erfolgserlebnis, das das Belohnungszentrum des Gehirns aktiviert.
Darüber hinaus dient die Sammlung als Symbol für sozialen Status: Das Zeigen der seltenen Figuren in öffentlichen Räumen signalisiert Trendbewusstsein und Zugehörigkeit zu einer exklusiven Community. Schließlich schafft das wiederholte Suchen und Finden von seltenen Exemplaren ein narratives Gerüst, das das eigene Leben mit einer „Jagd‑Geschichte“ anreichert und damit das Selbstwertgefühl langfristig stärkt.
Der aktuelle Hype um die Labubus‑Monster erinnert stark an die Ereignisse, die im satirischen Film The Beanie Bubble auf Apple TV dargestellt werden. In dem Film wird gezeigt, wie Ty Warner – ein gerissener Unternehmer – zusammen mit seiner Nachbarin Robbie und der jungen Mitarbeiterin Maya das damals noch junge Medium Internet im Jahr 1993 nutzte, um die Beanie Babies zu einem globalen Phänomen zu machen. Durch gezielte Online‑Kampagnen, limitierte Auflagen und einen bewusst niedrigen Einstiegspreis von etwa 5 US‑Dollar im Jahr 1995 weckten sie bei amerikanischen Käufern die Erwartung, dass die Figuren schnell an Wert gewinnen würden. Tatsächlich stieg der Preis für begehrte Exemplare bis 1998 auf rund 250 US‑Dollar, bevor die sogenannte Beanie-Baby-Blase Ende der 1990er‑Jahre platzte, nachdem Warner 1999 die Einstellung der Serie ankündigte.
Die Psychologie hinter diesem Phänomen lässt sich in mehrere zentrale Mechanismen gliedern.
Erstens erzeugt die künstliche Verknappung – die limitierte Auflage und die Echtheits‑Codes – das Gefühl, dass das Gute selten und damit wertvoll ist. Dieses Gefühl führt zu einer starken Furcht, etwas zu verpassen (FOMO), und steigert das Verlangen nach dem Produkt.
Zweitens suggeriert der niedrige Anfangspreis ein hohes Gewinnpotenzial, sodass Käufer besonders optimistisch auf das Produkt blicken und zukünftige Preissteigerungen erwarten, obwohl die tatsächliche Wertentwicklung unsicher bleibt.
Drittens verstärken Medienberichte, Online‑Foren und das sichtbare Sammeln anderer Menschen die Wahrnehmung, dass das Produkt ein Must‑Have ist; das Phänomen der sozialen Bestätigung lässt das Gut automatisch wertvoller erscheinen.
Viertens wird das Sammeln zu einer persönlichen Geschichte, die das Selbstwertgefühl stärkt: „Ich habe das seltene Exemplar X erworben, bevor es ausverkauft war.“ Diese narrative Identität schafft ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer exklusiven Community.
Eine bemerkenswerte Parallele lässt sich zum Tulpen‑Spekulationsboom des 17. Jahrhunderts ziehen, der ebenfalls auf denselben psychologischen Mustern beruhte. Auch damals wurden seltene Tulpenarten als Luxusgüter gehandelt, was den Preis in die Höhe trieb. Händler kauften Tulpen zu astronomischen Preisen in der Erwartung, sie später noch teurer weiterzuverkaufen, und das Handeln an der Amsterdamer Börse wurde zum Statussymbol. Je mehr Menschen investierten, desto stärker wuchs das Vertrauen in den Markt, und das kollektive Narrativ des Erfolgs verstärkte die spekulative Dynamik. In beiden Fällen – den Beanie Babies, den Labubus‑Monstern und den Tulpen – führte die Kombination aus künstlicher Verknappung, spekulativer Erwartung und sozialer Bestätigung zu einer Preisblase, die schließlich platzte, sobald das Vertrauen erschüttert wurde.
Ähnlich funktioniert der Labubus‑Boom: Die Markenführung steuert die Strategie, kreative Ideen bringen neue Spielzeugformen hervor, und die geschickte Nutzung digitaler Kanäle verbreitet den Trend. Dabei werden die Beiträge der Mitarbeitenden – insbesondere der Frauen – oft übersehen, obwohl sie den Kern des Erfolgs bilden. So ist jedenfalls die Kernbotschaft des Films Beanie Bubble. Dieser Umstand liefert eine kritische Perspektive auf gesellschaftliche Ungleichheiten im Konsum‑ und Marketingbereich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Labubus und Lafufus zeigen, wie Niedlichkeit, Verknappung und soziale Projektion zusammenwirken, um einen nachhaltigen Hype zu erzeugen. Der Vergleich mit The Beanie Bubble macht deutlich, dass hinter jedem Trend ein komplexes Zusammenspiel aus Team‑Dynamik, Technologie und gezielter Marken‑Narrative steckt. Das Bewusstsein für diese Mechanismen hilft uns, unser Konsum‑ und Sammelverhalten reflektierter zu gestalten und die oft unsichtbaren Beiträge der Mitarbeitenden anzuerkennen.
Sind die Leser auch dem Labubu Trend verfallen oder hören Sie von den Labubus zum ersten Mal? Was weckt ihre Sammelleidenschaft?
Mit freundlichen Grüßen
eine leidenschaftliche Sammlerin
Danke für Images auf Pixabay und Bild von Alexa auf Pixabay
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