Moderne Kommunikation: Emojis und was sie uns verraten
Das Seminar Anima(l)untersucht unter anderem, wie tierische Bilder und animistische Vorstellungen das menschliche Innenleben prägen. Genau diese Verbindung lässt sich auch an den kleinen Bildzeichen erkennen, die Millionen Menschen täglich über ihre Smartphones verschicken: die Emojis. Sie sind digitale Abbilder von Tieren, Pflanzen und Alltagssituationen und fungieren als visuelle Brücke zwischen unserem bewussten Denken und den tieferen, oft unbewussten Gefühlswelten – ein Thema, das im Seminar Animal immer wieder auftaucht. Angeregt durch einen kritischen Artikel in der Sendung Essay und Diskurs – eine bildexegetische Annäherung an die kalifornische Ideologie/ Emoji-Welt vom 26. Oktober 2025 hat sich ein Lesr des UniWehrsEL Gedanken zu Emojis und ihre Nutzung auf die Sprache gemacht.
Liebe Lesende des UniWehrsEL,
in der heutigen Kommunikationslandschaft, in der fast zehn Milliarden Menschen täglich über die Displays ihrer Mobiltelefone schreiben, haben sich kleine Bildzeichen – die Emojis – zu einem festen Bestandteil des Sprachgebrauchs entwickelt. Diese bunten Icons, die von Blumen über Menschen bis hin zu alltäglichen Gegenständen reichen, wirken wie ein freundlicher Blick in eine idealisierte Miniaturwelt, ähnlich einer Modellbahnanlage von Faller oder der Playmobil‑Welt der Kindheit.
Emojis sind mehr als bloße Illustrationen; sie stellen eine große Vielfalt von Standardsituationen des modernen Lebens dar und scheinen den Zeitgeist unserer Gesellschaft zu spiegeln. Sie verkörpern Träume, Hoffnungen und die Sehnsucht nach einer freundlichen, vereinfachten Darstellung der Realität. Die Auswahl neuer Emojis wird von einem Konsortium in Mountain View, Kalifornien, getroffen, das darüber entscheidet, welche Symbole in die universelle Bildschrift aufgenommen werden.
Wie verändert die häufige Nutzung von Emojis unsere eigene Sprache? Durch die ständige Einbindung von Emojis wird unser schriftlicher Ausdruck zunehmend bildhaft. Ein einfacher Satz wie „Ich komme später“ erhält verbunden mit einem Uhr‑Symbol ⏰ sofort eine zeitliche Nuance, während ein lächelndes Gesicht 😊 die Stimmung des Absenders verdeutlicht. Emojis ergänzen also die reine Wortbedeutung, indem sie Tonfall, Mimik und Gestik simulieren, die in reinem Text fehlen. Sie verkürzen komplexe emotionale Zustände auf ein einziges Symbol und erweitern damit unser Vokabular um eine visuelle Ebene.
Positiv betrachtet könnten Emojis als eine neue, fast universelle Sprache gelten: Menschen, die unterschiedliche gesprochene Sprachen verwenden, können dennoch über dieselben kleinen Bildchen miteinander kommunizieren. Dennoch ersetzen sie die gesprochene oder geschriebene Sprache nicht, sondern ergänzen sie. Sie sind zu unspezifisch, um differenzierte Inhalte vollständig zu transportieren, doch sie verstärken Emotionen in Texten und verleihen abstrakten Botschaften eine persönliche Note – ähnlich wie Tonfall, Betonung oder Mimik in einem direkten Gespräch.
Welche Gefühle drücken Emojis aus? Die Palette reicht von Freude (😄), Liebe (❤️) und Überraschung (🤯) bis zu Unsicherheit (🤔) oder Traurigkeit (😢). Tierische Emojis – ein fröhlicher Hund 🐶, ein neugieriger Kater 🐱 oder ein verspieltes Kaninchen 🐰 – transportieren nicht nur die jeweiligen Tiercharakteristika, sondern auch die damit verbundenen menschlichen Empfindungen: Treue, Verspieltheit, Schutz.
Was sagt das über die Seele des Menschen aus? Dass Menschen in der digitalen Kommunikation sofort zu bildhaften Symbolen greifen, offenbart ein tiefes Bedürfnis, unsere inneren Zustände greifbar zu machen. Emojis fungieren als kleine Spiegel unserer Seele: Sie zeigen, welche Emotionen Menschen hervorheben, welche Ängste Menschen mildern und welche Hoffnungen wir teilen wollen. Wie im Seminar Animal diskutiert, projizieren Menschen tierische Eigenschaften auf sich selbst, um komplexe Gefühle zu externalisieren und damit leichter verständlich zu machen.
(als Beispiel könnte unser Beitrag „Die Banditen“ dienen)
Wie entsteht die Emoji‑Welt? Die ersten Emojis wurden in den 1990er‑Jahren von dem japanischen Grafikdesigner Shigetaka Kurita für den Mobilfunkanbieter NTT Docomo entwickelt. Das Wort „Emoji“ setzt sich aus dem japanischen „e“ (Bild) und „moji“ (Schriftzeichen) zusammen – also Bild‑Schriftzeichen. Anfangs ein lokales Phänomen, wurde die Symbolik 2010 von Apple, Google und anderen Plattformbetreibern weltweit standardisiert. Ein Konsortium mit Sitz in Mountain View, Kalifornien, entscheidet heute, welche neuen Emojis zugelassen werden, um die wachsende kulturelle Vielfalt – etwa unterschiedliche Hautfarben und Gesichtsausdrücke – abzubilden.
Sind Emojis nur ein Trend oder ein fester Bestandteil unserer Kultur? Mit rund 3 000 Symbolen ist die Emoji‑Bibliothek bereits so umfangreich wie ein Comic‑Strip. Manche empfinden die vielen kleinen Bildern als Störung des Leseflusses, andere sehen in ihnen ein unverzichtbares Mittel, um digitale Botschaften zu emotionalisieren. Sie sind kein Ersatz für die gesprochene Sprache, sondern ein ergänzendes Werkzeug, das unsere schriftliche Kommunikation farbiger, persönlicher und oft universeller macht.
Fazit
Emojis sind mehr als bunte Icons; sie sind visuelle Ausdrucksformen, die unsere Sprache erweitern, Gefühle unmittelbar vermitteln und einen tiefen Einblick in die seelische Beschaffenheit des Menschen geben.
Im Kontext des Seminars Animal zeigen sie, wie wir tierische und symbolische Bilder nutzen, um innere Zustände zu externalisieren und zu teilen. (als Beispiel könnte der Löwe dies verdeutlichen, nachzulesen unter „Der König der Löwen„.)
Die Emoji‑Welt ist damit ein moderner Spiegel unserer kollektiven Seele – mal freundlich, mal weniger, aber vielfältig und ständig im Wandel. Der Artikel des Deutschlandfunks wirft die Frage auf, wer diese neue Sprache kontrolliert und ob die Emojis auch missbräuchlich eingesetzt werden können. Dies sollte bei der Nutzung stets mitbedacht werden.
Herzlichen Dank für den Beitrag und danke an Pixabay für die unterstützdenden Blder!
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