Liebes UniWehrsEl,
das Nationaltheater Mannheim hat seit mehreren Spielzeiten Barockopern im Programm. Am 4. Mai habe ich mir den Stream von Operavision angesehen. Ich bin sehr begeistert von den Barockkostümen aus der Zeit Ludwig XIV. Wobei es auch moderne Elemente in dieser Inszenierung von Lorenzo Fioroni gibt. Die Kostüme machen den Reiz dieser Inszenierung aus. Die Menschen, Götter und Helden sitzen im Publikum und kommentieren das Gesehen gestenreich. Es geht um das Begehren in dem Stück. Ich finde, dass der Text dies sehr deutlich hervorhebt.
In einer Szene halten eine Gruppe Demonstranten Transparente hoch, auf denen sie ‚Disire‘ – das Verlangen – anpreisen. Es geht um Grenzüberschreitung. Das Verlangen nach Nähe. Nach Berührung. So wirken die Figuren in ihren Kostümen doch wie aus einer anderen Zeit.
Ludwig dem XIV. war es ganz wichtig, dass er zu der Musik von Jean-Philippe Rameau selbst tanzen konnte und so lädt die Musik zum Mitmachen ein. Es wird mächtig Energie freigesetzt und diese muss heraus. Daher kommt der Bewegung eine wichtige Rolle in der Inszenierung zu.
Beispielsweise wird Hippolyte nicht von einem Seeungeheuer verspeist, sondern hat mit einem Mercedes einen Autounfall. Die Geschichte von Hippolyte und Aricie basiert auf dem Schauspiel von Jean Racine über Phèdre, die sich in ihren Stiefsohn verliebt und versucht ihn zu verführen. Als dieser sie zurückweist, erfindet sie eine Vergewaltigung und ihr Gatte betet zum Gott Poseidon er möge Hippolyte für seine Untat bestrafen. Er wird trotz Unschuld von einem Seeungeheuer gefressen. Da dieses Ende für den Komponisten Jean-Philippe Rameau zu düster war, wird Hippolyte durch die anderen Götter gerettet und darf Aricie seine wahre Liebe heiraten.
Neben den Hauptfiguren Hippolyte, Phèdre und Aricie machen bei dieser Oper viele Götterfiguren wie z.B. Diana und Jupiter aus der griechischen Mythologie mit. Diese diskutieren das Verhalten der Hauptfiguren untereinander und geben ihre eigene Meinung zum Thema Liebeslust ab.
Mein Fazit dieses Bühnenspektakel ist absolut sehenswert und lohnt sich. Das Ensemble ist stimmig besetzt und nimmt den Zuschauer mit.