Ein besonderes Phänomen nehmen heute Schlager- und sonstige Sänger wie Bodo Wartke in ihren Fundus auf. Es geht um die offene oder implizite Angst des „starken Geschlechts“ vor Frauen, die besonders selbstbewusst oder dominant auftreten. Bisweilen schreckt die ‚Frau sogar im Ganzen‘ den neuen Männertyp, der auf gar keinen Fall der Frau missfallen möchte. Starke Frauen, die Männer abhängig machen oder sogar töten, gab es schon in der Mythologie. Denken wir nur an Medusa, Circe oder die sagenumwobenen Amazonen. Frauen tauchen immer wieder als Motiv der ‚gefährlichen Frau‘ auf, die die Vernichtung des Mannes im Allgemeinen oder im Besonderen im Sinn hat. Dazu ein amüsanter Leserbrief mit durchaus ernstem Hintergrund. Herzlichen Dank!
Liebes UniWehrsEL,
mich wundert es, wie viele Männer in Beziehungen gerade ihren Frauen gegenüber so erstaunliche Hemmungen zeigen, ihre Bedürfnisse klar zum Ausdruck zu bringen. Sie scheuen die Konfrontation mit einer selbstsicher auftretenden Partnerin und sicherlich auch die Konsequenzen. Vielleicht haben sie heimlich doch die große Angst, verlassen zu werden. Während es inzwischen in der Gesellschaft angekommen und auch thematisiert wird, dass Frauen häufig vor ihren gewalttätigen Männern Angst haben müssen, wird der umgekehrte Fall – Frau schlägt Mann – eher im ‚stillen Kämmerlein‘ abgehandelt. Über die zunehmende Angst der Männer vor physischer Gewalt ihrer Frauen, denn immerhin soll laut Statistik ein viertel der Männer unter der Angst zu ihrer Partnerin leiden, wird noch eher wenig gesprochen.
Einsichten in Männerseelen ist allerdings kein wirklich neues Thema. Schon in den 90er Jahren gab es psychologische Überlegungen, warum das sich wandelnde Frauenbild den Männern so viel Angst einflößte. Die Erkenntnisse gingen dahin, dass Frauen, die den Männern Signale übermitteln, sie würden sich auf keinen Fall dem Mann ‚unterwerfen‘, vom Mann als Liebesentzug gedeutet würden. Was bliebe wäre dann Angriff oder Flucht. Macht und Aggression gelten aber in der westlichen Gesellschaft durchaus nicht mehr als ‘besondere’ Werte und werden zunehmend ersetzt, durch früher als ‚typisch weibliche‘ geltende, wie Kooperation und Kommunikation. Das kann für die Männlichkeit verunsichernd wirken und zu verdeckter Rivalität zwischen den Geschlechtern führen.
Die sogenannte „trait anxiety“ wird heute auch zunehmend Männern eingeräumt. Es geht dabei um Ängstlichkeit als Persönlichkeitseigenschaft, zum Beispiel Schüchternheit und andere „Unsicherheiten“ von denen Menschen aus verschiedenen Gründen in relevantem Ausmaß betroffen sein können. Untersuchungen zeigen: Männer mit dieser umfassenden Form von Ängstlichkeit sind stärker durch ihre Mütter oder Partnerinnen ”steuerbar“.
Frauen, die direkte oder noch mehr indirekte oder gar subtile Drohungen ausstoßen, disziplinieren ihre Partner nicht nur stark, sondern verängstigen sie. Ihr Handlungsspielraum wird in einem beträchtlichen Maße verengt, sie fühlen sich unterlegen und subjektiv schnell angegriffen. Objektiv harmlose Bemerkungen kommen in den ‚falschen Hals‘, sie reagieren gekränkt. Kränkung wiederum ist ein Gefühl, das ungeheure (aktive) Aggression freisetzen kann. Menschen, die zu solcher Impulsivität neigen, leiden häufig selbst darunter. Ist der Wutrausch wieder verflogen, wissen sie, dass sie über das Ziel hinausgeschossen sind.
Die ängstlichen Reaktionen vieler Männer sind oft in Kindheit und Jugend konditioniert worden. Gerade ihre Mütter haben oft Drohungen ausgestoßen, vielleicht sogar entsprechende Konsequenzen folgen lassen und damit die Ängstlichkeit des Kindes nach oben „gezüchtet“.
Ein Beispiel dazu liefert für mich der Song von Bodo Wartke, mit dem Titel „Ja, Schatz“. In diesem, nicht ganz ernst gemeintem, Lied kommt ein von seiner Partnerin unterdrückter Mann auf die Idee, sich ihrer mittels einer Axt zu entledigen. Dies erinnert den Kenner an alte Wikingererzählungen, wo Männer heldenhaft mit Äxten durch die Gegend wanderten. Der unterdrückte Mann geht in modernen Zeiten statt zum Axtmacher lieber in den Baumarkt. So ein Axtmord muss natürlich um Mitternacht während der Schlafenszeit durchgeführt werden. Dass die Tat schließlich an dem Mut des Mannes scheitert, ist eine herrliche Wende, die für mich nicht nur einen WoW-Moment beinhaltet, sondern den WoW-Effekt sozusagen be-tont! Der Mann ist am Ende doch noch produktiv, letztlich spaltet er mit der neuen Axt das Holz. Auch eine Form, seine Anspannung abzubauen. Doch höre dir den Song einmal genau an. Kannst du dich mit dem Mann identifizieren? Hegst du für ihn heimliche Sympathie?
Zum Mitlesen der Text mit lieben Grüßen eines UniWehrsEL-Lesers
Ich liebe sie nicht mehr
Sie behandelt mich wie Dreck
Früher liebt’ ich nichts so sehr wie sie, jetzt will ich nur noch weg
Sie meckert immerzu und quält mich bis aufs Blut
Ganz egal, was ich auch tu, sie findet es nicht gut
Sie ist ein wahrer Drachen
Ein gemeiner und perfider
Ich muss dem ein Ende machen, doch ich sage immer wieder
Ja, Schatz! Du hast natürlich Recht
Ja, Schatz! Ja ich weiß, das war schlecht
Ja, Schatz! Nein, ich möchte keinen Streit
Ja, Schatz! Es tut mir schrecklich leid
Das kann doch gar nicht sein, ich meine nein und sage ja
Das war schon immer mein Problem, auch damals vorm Altar
Der Teufel soll sie holen
Sie bringt mich noch ins Grab
Doch ein Freund hat mir empfohlen
Mensch! Jetzt hak die Sache doch mal ab
Ja, genau! Die Idee ist genial
Na warte, Frau!
Wenn du mich wieder mal mit deiner spitzen Zunge piesackst
Hak ich die Sache ab – mit der Axt
Auch wenn du dann Reue beteuerst
Zu spät! Ich hol die Axt
Das war das letzte Mal, dass du rumzukeifen wagst
Weil: Ich hab ‘n Beil
Ich will, dass du winselnd in dir zusammensackst
Wenn ich vor dir stehe
Mit der Axt
Weil du unentwegt an meinen Nerven nagst
Mit der Axt, weil du mich mit plumpen Platitüden plagst
Mit der Axt, weil du alle meine Freunde mir verjagst
Weil die Axt das einzige ist was da noch hilft, wenn du mich fragst
Ich stell mir grade vor
Ich schneide dir ein Ohr ab
Ach was, papperlapapp
Ich schneide beide ab
Ich schwinge guter Dinge
Meine Axt und singe
Als ich mit der Klinge
Deinen Hals durchdringe
Ich treibe eine Kluft durch Luft- und Speiseröhre
Zertrenne Muskelstränge wobei ich leise höre
Wie schön dir doch im Nacken
Deine Knochen knacken
Doch genug der Worte
Taten warten
Ich gehe in das Bauhaus und suche mit Bedacht
Eine Axt für meine Frau aus und warte auf die Nacht
Ich schleich mich in ihr Zimmer
Da liegt sie tief im Schlaf
Auf ihrem Bett wie immer
Und schlummert still und brav
Der Wind bläht die Gardine und ich freu mich:
Gleich geschieht’s
Da sagt sie mit verschlafener Miene
Tür zu! Hier zieht’s
Ja, Schatz! Ich mach die Türe zu
Ja, Schatz! Sofort, Schatz, Dann hast du deine Ruh
Ja, Schatz! Ich hab auch das Fenster zugemacht
Ja, Schatz? Ich geh schon. Gute Nacht!
Na ja, was soll’s?
Hack ich halt Holz
Danke für das Bild des Holzhackens von Markus Spiske auf Pixabay