Du betrachtest gerade “Knochenzart” Bernd Pfarr im Carricatura Museum Frankfurt – über die Liebe zu Tieren

 Tiere waren hier in unserem UniWehrsEL schon häufig ein Thema, sei es im Zusammenhang mit „Animal Farm“ oder auch bei Filmhunden wie „Snoop“ oder im „Lauschangriff“, wo es um Musik ging, in denen Tiere eine Rolle spielten. Auch der 1958 in Frankfurt geborene Cartoonist Bernd Pfarr, zum engeren Umkreis der „Neuen Frankfurter Schule“ gehörend, stellt im „CarricaturMuseumFrankfurt“ vom 14.09.24 bis 19.01.24 ‚Tierisches‘ in den Mittelpunkt seines Interesses. Dazu ein Leserbrief mit großem Dank!

Liebes UniWehrsEL,

am 19.09.24 hatte ich das große Vergnügen, die neue Sonderausstellung in der Caricatura Frankfurt mit dem Titel “Knochenzart” des verstorbenen Zeichners und Texters Bernd Pfarr zu besuchen. Diese Erfahrung möchte ich gerne mit den Lesern teilen. Beim Betrachter lösen die Zeichnungen spontane Verblüffung aus. Neben den Zeichnungen gibt es diese Bild-Text-Pointen. Diese sind einfallsreich und keineswegs platt. Der, inzwischen in zahlreichen Beiträgen zu berühmten Persönlichkeiten oder auch in Filmen hier im UniWehrsEL beschriebene, Wow-Effekt entsteht beim neugierigen Betrachter von Pfarrs Kunst durch die kreative Verbindung von Bild und Text, die den Betrachter zum Lachen und gleichzeitig Nachdenken anregt: Da sitzt also dieser grün-gelbe Hund auf dem Boden, in der Hand hält er einen übergroßen Knochen. Hinter ihm ein Haus mit blauen Fenstern und Türen, hinter einer Mauer. Der Hund schaut etwas betröppelt in die Gegend. Der Hund heißt Fido und ist eine Entwicklung seines “Herrchens”, des Zeichners Bernd Pfarr. Sein Anblick hat etwas Liebenswertes.

Hunde gelten den Menschen als treue Begleiter und bieten bedingungslose Liebe. Sie sind nicht nur Haustiere, sondern werden oft als Familienmitglieder angesehen, die Freude und Trost spenden. Ihre verspielte und loyale Natur macht sie zu beliebten Gefährten.

Diese Eigenschaften, welche Hunden von Menschen zugeschrieben werden, könnten den Zeichner Bernd Pfarr dazu bewegt haben, eine seiner beliebtesten Figuren in Gestalt eines Hundes Fido zu entwickeln, die alle diese positiven Charaktereigenschaften aufweist und loyal zu seinem Herrchen steht. Auch der Titel “Knochenzart” deutet auf einen Hund hin. Knochenzart beschreibt etwas, das sehr zart oder empfindlich ist und gleichzeitig eine Herausforderung an den Kiefer eines Hundes darstellt. Im Kontext der Ausstellung von Bernd Pfarr könnte es auf die feine und humorvolle Art hinweisen, mit der er seine Figuren, wie Fido, darstellt. Diese Kombination aus Zartheit und Humor macht Fido zu einem Charakter, der den Betrachtern ans Herz wächst und die Ausstellung zu einem besonderen Erlebnis macht.

Fido, der beschriebene grün-gelbe Hund von Bernd Pfarr, verkörpert auf charmante Weise die kleinen Missgeschicke und Herausforderungen des Alltags, die jedem vertraut sind. Seine etwas skurrilen Art und die humorvollen Szenen, in denen er sich wiederfindet, spiegeln menschliche Schwächen und Unsicherheiten wider. Diese Darstellung ermöglicht es den Betrachtern, sich selbst in Fidos Erlebnissen wiederzuerkennen und über das eigene Verhalten nachzudenken. Fido wird zu einem liebenswerten Spiegelbild unserer eigenen kleinen Unzulänglichkeiten, was die Identifikation mit ihm erleichtert und den Humor der Ausstellung verstärkt.

Sein Schöpfer Bernd Pfarr ist ein waschechter Frankfurter und wuchs in der Umgebung der “Neuen Frankfurter Schule” auf. Er ist mit seinem Werk einer der bedeutendsten Vertreter der Komischen Kunst in Deutschland. Pfarr malte, zeichnete und textete für das Satiremagazin “Titanic” und den “Stern”. Daneben schrieb und illustrierte er eigene Bücher. Die Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt zeigt, wie Pfarr Humor und Kreativität miteinander kombiniert. Er gehörte zu den Gründern der Zeitschrift „Hinz und Kunz“ in 1978. Diese Spielwiese benutzte Pfarr als Versuchslabor, um „hemmungslos herumzuprobieren“. Er entwickelte bei seinen Arbeiten über die Jahre eine Methode, seinen Humor unter die Leute zu bringen.

Diesen Humor kann der Leser als hintersinnigen “Off-Kommentar” benennen. Dabei tritt oft zu gezeichneten Szenen eine Stimme als Bildunterschrift, die das Gezeigte näher dem Betrachter erläutern soll. Daraus entsteht dann der Humor, über den der Betrachter mit gutem Gewissen lauthals loslachen kann. Jedenfalls funktioniert diese Masche sehr gut beim Museumsbesucher, wie ein kritischer Beobachter dieses Moments schnell feststellen konnte. Besucher haben sich auf wunderbare Weise über die Ausstellung amüsiert.

Die Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die tierischen Zeitgenossen, die dem Menschen doch manchmal näher sind, als ihm lieb ist. Es treten in Erscheinung: Krokodile, Nashörner, Hunde und, die Weihnachtszeit vorausahnend, Engel.

Tierfabeln sind seit jeher ein beliebtes Mittel, um menschliche Eigenschaften und Schwächen durch Tiere darzustellen. Sie bieten eine humorvolle und oft lehrreiche Perspektive auf das menschliche Verhalten. In der Ausstellung “Knochenzart” wird dieser Ansatz durch die Darstellung von Tieren mit menschlichen Zügen aufgegriffen. Ein besonders liebenswerter Vertreter dieser tierischen Auswahl ist der Rabe Alex. Mit seinen ungewöhnlichen Lösungsansätzen von unliebsamen Alltagsaufgaben sticht er positiv hervor.

Zur Verdeutlichung sei hier ein Comic angeführt: Der Rabe wird beauftragt, von einem alten Professor ein neues Auto in der Stadt für den rüstigen Typ zu kaufen. Diese Anweisung befolgt der Rabe genau. Er geht zum Gebrauchtwagenhändler und erwirbt ein Auto, welches noch älter ist als das beanstandete, betagte Auto des Professors. Dieses neue Auto gibt schon auf der Rückfahrt zum Haus des Professors den Geist auf. Mancher ließe sich von diesem Ereignis entmutigen. Der Rabe hingegen besorgt dem Professor ein Lastenrad und begründet seine Wahl dem überraschten Professor mit einer großen Umweltverträglichkeit und Sparsamkeit beim Sprit, den das Lastenrad nicht braucht.

Figuren wie der Rabe Alex oder der Hund Fido verkörpern menschliche Schwächen und Stärken auf charmante Weise, ähnlich wie es in klassischen Fabeln der Fall ist. Diese Verbindung zwischen Tierfabeln und Pfarrs Werken ermöglicht es den Besuchern, sich selbst in den Geschichten wiederzufinden und über das eigene Verhalten nachzudenken. Die Figuren wie der Rabe Alex oder der Hund Fido bieten den Lesern eine Möglichkeit, sich selbst in seinen Abenteuern wiederzuerkennen. Diese Identifikation schafft eine Verbindung zwischen Leser und Figur, die sowohl unterhaltsam als auch tröstlich ist.

Die Ausstellung ist lehrreich, weil sie den Besuchern ermöglicht, über die Parallelen zwischen tierischem und menschlichem Verhalten nachzudenken. Durch die humorvolle Darstellung von Tieren mit menschlichen Schwächen werden komplexe Themen auf zugängliche Weise vermittelt. Die Auseinandersetzung mit diesen Figuren regt dazu an, eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Was den Humor von Bernd Pfarr ausmacht, ist die Entwicklung von skurrilen, manchmal sonderbaren Figuren wie Alex der Rabe oder der legendäre Buchhalter “Sondermann“. Diese Charaktere sind einzigartig und verleihen seinen Werken eine besondere Note. Der Rezensent hofft, dass er diesen unnachahmlichen und feinen Humor dem Leser einigermaßen deutlich vermitteln konnte. Sicherlich ist Humor stets eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber wenn es dem Besucher gelingt, sich auf diesen Humor einzulassen, ist der Besuch von “Knochenzart” für ihn sicher ein Gewinn.

Wer gerade Lust auf das Werk von Bernd Pfarr bekommen hat, kann die Bücher zur Ausstellung mit den Titeln “Engel und sonstiges Geflügel” und den Band “Alex der Rabe” im Buchhandel oder im Museumsshop erwerben. Die Cartoons und Comics sind nicht nur unterhaltsam, sondern regen auch zum Nachdenken an. Ein Besuch lohnt sich für alle, die Kunst mit einem Augenzwinkern schätzen. Die Ausstellung läuft noch bis 19. Januar 2025 im Caricatura Museum Frankfurt.

Mit herzlichem Dank für die tollen UniWehrsEL-Beiträge und Grüßen an die Schreibenden und Lesenden hier im Blog, ein UniWehrsEL-Fan

Copyright Kai Wehrs: Apropos Liebe zum Hund – er heißt übrigens Elli und gehört meinem Sohn Kai Wehrs, der neben vielen künstlerischen Aufnahmen auch dieses spontan entstandene Bild der “Interaktion zwischen Elke und Elli” aufgenommen hat.

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:24. September 2024
  • Lesedauer:9 min Lesezeit