Du betrachtest gerade Veranstaltung: Unerhört! – Mexikanische Komponistinnen am 17. Juni 2025

Am 17. Juni 2025 fand im Staatstheater Darmstadt ein ganz besonderer Liederabend unter dem Titel „Unerhört! – Mexikanische Komponistinnen“ statt. Musikliebhaber, die eine Leidenschaft für die Klänge Mexikos hegen, kamen hier voll auf ihre Kosten. Der Abend wurde von dem talentierten Sänger Marco Mondragon gestaltet, der als Mitglied des Ensembles des Staatstheaters Darmstadt bekannt ist.

Marco Mondragon wurde am Klavier von Clemens Flick und am Percussion von Sergio Fernandez Alvarado begleitet. Gemeinsam schufen sie eine fesselnde musikalische Atmosphäre, die das Publikum in die Welt der mexikanischen Musik entführte. Die Dramaturgin Julia van der Horst moderierte den Abend mit Charme und Fachwissen, was zu einem rundum gelungenen Erlebnis beitrug.

Ein besonderes Highlight des Abends war die Präsentation der Werke von vier herausragenden mexikanischen Komponistinnen. Die erste Komponistin, María Grever, ist besonders bekannt für ihren berühmtesten Song „What a Difference a Day Made“, der 1959 international Anerkennung fand. Dieser zeitlose Klassiker wurde von zahlreichen berühmten Künstlern interpretiert, darunter Frank Sinatra, Aretha Franklin und der spanische Tenor Plácido Domingo. In der Version von Dinah Washington erhielt der Song sogar einen Grammy, was die Bedeutung und den Einfluss von Grevers Werk unterstreicht.

Ihre Kindheit in Mexiko-Stadt, gefolgt von einem Umzug nach Sevilla, prägte ihre musikalische Sensibilität. In Frankreich studierte sie unter dem Einfluss von Claude Debussy, (Komponist von Pélleas und Méllisande) bevor sie 1900 nach Mexiko zurückkehrte, um ihre musikalische Ausbildung fortzusetzen. Grever war ein wahres Wunderkind: Mit nur vier Jahren komponierte sie ihr erstes Weihnachtslied, und mit 18 Jahren schrieb sie das legendäre „A Una Ola“, das sich über drei Millionen Mal verkaufte. Zu ihren bekanntesten Werken zählen auch „Jurame“, ein gefühlvoller Habanera-Bolero, und „Ti-Pi-Tin“, das von Horace Heidt und seinem Orchester populär gemacht wurde.

Grever, die 1907 Leo A. Grever heiratete und 1916 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, verbrachte den Rest ihres Lebens in New York City. Dort schrieb sie über 200 Lieder, vor allem Boleros, und eroberte damit die Herzen von Zuhörern in Lateinamerika, Europa und den Vereinigten Staaten. Ihr bemerkenswertes Gehör und ihre Fähigkeit, die meisten ihrer Lieder in einer einzigen Tonart zu komponieren, machten sie zu einer einzigartigen Künstlerin.

Im Jahr 1920 begann sie als Filmkomponistin für renommierte Studios wie Paramount Pictures und 20th Century Fox zu arbeiten. Ihre Leidenschaft für die Musik war unermüdlich, und als sie 1935 der ASCAP (American Society of Composers, Authors and Publishers) beitrat, arbeitete sie mit Größen wie Stanley Adams und Irving Caesar zusammen. In der Vereinigung waren auch Kompnisten wie Georg Gershwin oder Benny Goodman aktiv. So entstand die Musik für den Musical-Klassiker Bathing Beauty (Badende Venus). 2949 erhielt sie für ihr Werk die angesehene „Medalla del Coranzon de Mexiko (Medallie der Herzen von Mexiko). Grever starb 1951 in New York.

Als nächstes erzählte Julia von der Horst über Natalia Lafourcade, die als Tochter einer mexikanischen Mutter und eines chilenischen Vaters in Coatepec (Veracruz) aufwuchs. Von klein auf erhielt sie eine umfassende künstlerische Ausbildung, die neben Musik auch Tanz und Malerei umfasste. 1998 kehrte sie nach Mexiko-Stadt zurück und wurde Mitglied der dreiköpfigen Band Twist, die jedoch nur ein Jahr bestand. Ihre ersten Soloaufnahmen machte sie 2000 mit dem italienischen Produzenten Loris Ceroni, gefolgt von ihrem Debütalbum, das 2002 veröffentlicht wurde und sofort Platz eins der mexikanischen Albumcharts erreichte. Bei den Grammy Awards 2004 wurde sie für das beste Latin-Pop-Album nominiert und erhielt vier Nominierungen für den Latin Grammy, darunter als Newcomerin des Jahres.

Consuelo Velázquez, geboren am 15. August 1916 in Ciudad Guzmán, Jalisco, ist eine der bedeutendsten Komponistinnen Mexikos und eine herausragende Figur der lateinamerikanischen Musik. Sie wuchs in einer musikalischen Familie auf, was ihre Leidenschaft für die Musik von klein auf prägte. Velázquez zeigte früh ihr Talent und begann bereits im Kindesalter mit dem Komponieren.

Ihr bekanntestes Werk, das Liebeslied „Bésame Mucho“, schrieb sie im Jahr 1941. Der Titel bedeutet so viel wie „Küss mich ganz fest“ und wurde schnell weltberühmt. Das Lied wurde von unzähligen Künstlern in den unterschiedlichsten Musikstilen und Sprachen interpretiert, darunter Größen wie Frank Sinatra, The Beatles und Plácido Domingo. Interessanterweise erzählte Velázquez in einem Interview, dass sie selbst noch nie jemanden geküsst hatte, als sie „Bésame Mucho“ komponierte und den Text dazu verfasste. Diese Anekdote verleiht dem Lied eine besondere emotionale Tiefe und zeigt, wie universell die Themen von Liebe und Sehnsucht sind.

Die Melodie von „Bésame Mucho“ zitiert ein Thema des spanischen Komponisten Enrique Granados, der es in zwei seiner eigenen Kompositionen verwendete. Velázquez‘ Fähigkeit, verschiedene musikalische Einflüsse zu integrieren, trug dazu bei, dass ihre Musik sowohl in Mexiko als auch international Anklang fand. Im Laufe ihrer Karriere komponierte Consuelo Velázquez über 300 Lieder, darunter viele Boleros und romantische Stücke, die die Herzen der Menschen eroberten. Sie war nicht nur in der Musikszene aktiv, sondern auch in der Filmindustrie, wo sie für verschiedene Filme Musik schrieb. So traf sie die wichtigsten Filmgrößen ihrer Zeit wie Walt Disney, Rita Hayworth, Bing Crosby, Salvador Dali. Consuelo Velázquez verstarb am 22. Januar 2025 im Alter von 88 Jahren, aber ihr Erbe lebt weiter.

María Teresa Lara wurde als Tochter von Joaquín M. Lara und seiner Frau María Aguirre del Pino geboren. Sie wuchs in einer musikalischen Familie auf, in der die Liebe zur Musik tief verwurzelt war. Ihr älterer Bruder, Agustín Lara, war ein bekannter Komponist und Sänger, der in der mexikanischen Musikszene große Erfolge feierte. María Teresa und Agustín arbeiteten oft gemeinsam an verschiedenen Liedkompositionen, was ihre enge familiäre und kreative Bindung unterstreicht. Ihre Zusammenarbeit führte zu einer Vielzahl von musikalischen Werken, die die Herzen der Zuhörer eroberten. Besonders bemerkenswert ist, dass das Copyright einiger Lieder allein unter ihrem Namen eingetragen wurde, was ihre eigene künstlerische Identität und ihren Beitrag zur Musikszene hervorhebt. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Lied „Piensa en mí“, das zu einem zeitlosen Klassiker wurde und von vielen Künstlern interpretiert wurde.

Es bestand jedoch die Theorie, dass ihre Nennung als Komponistin in einigen Fällen eine reine Formalie gewesen sei, da ihr Bruder Agustín sich in Verträgen verstrickt hatte und der Öffentlichkeit oft als der Hauptkomponist präsentierte. Diese Dynamik wirft Fragen über die Anerkennung und Sichtbarkeit von Frauen in der Musikindustrie auf, insbesondere in einer Zeit, in der männliche Künstler oft im Vordergrund standen.

Die Veranstaltung „Unerhört“ war nicht nur eine Hommage an die Komponistinnen, sondern auch eine Einladung, die Vielfalt und Schönheit der mexikanischen Musik zu entdecken und zu feiern.

Das Team UniWehrsEL freut sich über diesen Beitrag und bedankt sich bei Julius H. from Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:4. Juli 2025
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