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Immer mal wieder gibt es am Staatstheater Darmstadt die Veranstaltung „Lauschangriff“. Dabei öffnet der Sinfoniedramaturg des Staatstheaters seinen Plattenschrank zu einem bestimmten Thema. Zuletzt berichteten wir darüber im Beitrag “Musik weckt Stille und schafft Raum“.

Aktuell war das Thema: “Tiere”. In welchen Musikwerken kommen Tiere vor? Spontan überlegt, Zauberflöte mit Drachen, Siegfried ebenfalls Drachen, Die diebische Elster von Rossini, Don Quijote reitet auf einem Esel. Im Freischütz wird zur Hirschjagd gerufen, Orpheus in der Unterwelt (Offenbach), Zeus verführt Eurydike als Fliege, Im Sommernachtstraum (Britten) wird der Weber in einen Esel verwandelt, im Schwanensee kommen Schwäne vor, das schlaue Füchslein, Karneval der Tiere.

Das wären die Vorschläge des UniWehrsEL-Kulturbotschafters, was fällt Ihnen noch ein?

Hallo, liebes UniWehrsEL

komme gerade vom musikalischen Nachmittag mit den Ensemblemitgliedern des Staatstheaters und Gästen. Auf dem Programm standen Verdis Rigoletto, das Blumenduett aus Lakme, Donizettis Liebestrank, Robert Stolz mit Kaiser meiner Seele, Arie der Olga aus Eugen Onegin, Der Vetter aus Dingsda, die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen.

Vom Ensemble mit dabei Jana Baumeister, zur Zeit als Pamina in der Darmstädter „Zauberflöte“ zu erleben und Lena Sutor-Wernich, demnächst in „Lulu“ von Alan Berg zu sehen. Sehr schönes Programm mit ca. 160 Zuschauern.

Welcher Titel hätte dir am Besten gefallen?

Und genauso begeistert war ich vom letzten Lauschangriff, denn Tiere in der Musik sind genau mein Thema!

Cats

Musik und Tiere entpuppt sich als nahezu unerschöpfliches Thema mit vielen Musikbeispielen. Begonnen wurde mit dem Lieblingstier der Deutschen. Nicht was dir gerade in den Kopf kommt. Es ist die Katze, nicht der Hund, der folgt auf Platz zwei. Bei Katzen liegt natürlich das Musical „Cats“ nahe oder die „Aristocats“ von Disney, das “Katzenklo” von Helge Schneider nicht zu vergessen. Alle Titel wurden genannt, kamen aber nicht in die Playlist. Die Songs werden mit Hilfe des Computeralgorithmus und einem Spotify Abo via Laptop abgespielt, aber es gibt auch einen Platten- bzw. CD-Player als technische Unterstützung.

Dschungelbuch

Der Hund ist der treue Begleiter des Menschen. Daher gab es einen Song, indem Herrchen und Hund gemeinsam in Eintracht miteinander durch einen Park schreiten. Der Elefant durfte natürlich auch nicht fehlen. Disney hat in seinem „Dschungelbuch“ eine lustige Elefantenparade abgehalten. Sie stapft munter durch den Urwald. Balu der Bär und seine Gemütlichkeit kamen nicht zum Zug, wurden aber genannt. Der Fuchs ist ebenso ein beliebtes Tier. Mit dem “schlauen Füchslein” hat der Komponist Janacek dem Fuchs ein Denkmal gesetzt. Das Urmel aus dem Eis aus der Augsburger Puppenkiste hatte auch einen Auftritt in der Playliste. „Monkeys“ (Affen) sind wohl beliebte Bandnamen, auf „Snakes“ (Schlangen) wurde ebenfalls musikalisch verzichtet. Der Song von der neuen deutschen Welle “Die Kuh macht muh und wie machst du” und “eine Kuh so wie du ist das Schönste auf der Welt” aus der Operette „Das weisse Rössl“ wurden nicht gespielt, aber die Tiere erwähnt.

Der Jäger wurde ebenfalls gewürdigt, der den röhrenden Hirschen jagt. Die Jagdgesellschaft aus dem „Freischütz“ wurde erwähnt, aber nicht gespielt, dafür gab es für den Kettenhund, ebenfalls aus dem Freischütz, man denke an das Ännchen, eine Erwähnung. Zur Einordnung sei die Stelle erwähnt: Agathe hat Lampenfieber vor ihrer bevorstehenden Hochzeit, um sie abzulenken, singt Ännchen eine Schauerballade, in der der Kettenhund vorkommt.

Nicht die Fliege ist es, die in Offenbachs „Orpheus und Eurydike“ versucht, die einsam-gelangweilte Eurydike in der Hölle zu verführen. Nebenbei, die Fliege ist kein geringerer als Göttervater Zeus, der fremde Frauen fast immer in Tiergestalten verführen darf, damit seine Frau nichts von seiner Untreue mitbekommt. Es ist die Küchenschabe, besungen als „la kukaratscha“. Bei kleinen Tieren denken wir sofort an die Hummel. Daher musste der berühmte Hummelflug von Nikolai Rimski-Korsakow ebenfalls vorkommen. Wo es kleine Tiere gibt, da gibt es auch sehr große. Der Elefant wurde bereits erwähnt. Leider bekommen ja bekanntlich die süßesten Früchte nur die großen Tiere, weil die Bäume hoch sind und die Tiere groß sind … Das weiß doch Jeder.

Dinosaurier

Deutlich größer ist natürlich der T-Rex, der im Senckenberg Museum in Frankfurt zu bewundern ist. Als Erinnerung daran, wurde die Titelmelodie aus dem Film „Jurassic Park“ von Stephen Spielberg angespielt. Spielberg ist für einen weiteren Filmklassiker verantwortlich, der mit Tieren zu tun hat. Dieses Tier hat er schauerlich im Film in Szene gesetzt, und ein Ausschnitt aus dem Film ist zur Zeit im Filmmuseum Frankfurt bei dem Thema „Tiefenrausch“ zu bewundern. Hast du das Tier schon erraten? Es ist der weiße Hai.

Deutlich kindgerechter ist hingegen die Titelmelodie von Flipper – einem netten Delphin. In der Bühnendekoration des Abends sah der Zuschauer einen Papagei und ein Geweih. Der Papagei erinnert an den Song, „mein Papagei mag keine hart gekochten Eier, er ist ein selten kluges Tier“. Der Song wurde aufgezählt, aber nicht gespielt. Ein weiteres Tier ist das Schwein. Zu diesem gibt es die Songs „kein Schwein ruft mich an“ oder von den Ärzten „Männer sind Schweine“. Ein Tier, das ebenfalls für großes Aufsehen und Verwirrung sorgt, ist die “diebische Elster“. Sie stiehlt das Tafelsilber und bringt in der gleichnamigen Oper von Rossini ein unschuldiges junges Mädchen, welches als Haushaltshilfe arbeitet, fast an den Galgen. Jedoch kehrt die Elster an den Tatort zurück und stielt weiteres Silber, so wird das Mädchen entlastet. Die Ouvertüre klingt nicht sehr nach einer Elster, sondern sehr erhaben.

Der T-Rex ist nicht das einzige große Tier, welches auf der Bühne für Furore sorgt. Wagner lässt den Helden Siegfried gegen einen starken Drachen kämpfen. Ein Waldvogel spricht mit Siegfried und hilft ihm zu überleben. Ein anderer Held von Wagner namens Lohengrin, reitet auf einem Schwan zur Rettung einer holden Meid. Bei dem Stichwort Schwan denkt der Hörer natürlich sofort an das Ballett Schwanensee, mit seinen drei kleinen Schwänen.

Den Liederzyklus Schwanengesang habe ich am Staatstheater Darmstadt in schönen poetischen Bildern bereits als Ballettabend gesehen. Magst du Schubert? Auch die Wintereise hatte das Staatsballet Wiesbaden bereits als Ballett umgesetzt. Es macht mir Gänsehaut daran zu denken. Franz Schubert, der Komponist der Liederzyklen “Die schöne Müllerin” und “Winterreise”, hatte selbst nie vor, die sieben Lieder nach Gedichten von Ludwig Rellstab und die sechs Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine, heute unter dem Titel “Schwanengesang” bekannt , zu einem Zyklus zusammenzufassen

Auf welche Songs wärst du selbst gekommen?

Danke mein lieber Kulturbotschafter, das war wie immer sehr unterhaltsam. Mir fiele spontan Ina Deter und „Hätt ich ‘n Hund“ ein. Und dann natürlich nach all’ Deinen unterhaltsamen Beschreibungen zu Tieren in der Musik auch noch etwas Literarisches, denn letztlich gilt “Tiere sind auch nur Menschen“.

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:27. Februar 2023
  • Lesedauer:9 min Lesezeit