Du betrachtest gerade Frau – Leben – Freiheit – Kommentare zu „Wer ist hier eigentlich das Opfer?“

Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg hat eine Essayreihe „Freiheit“ ins Leben gerufen. Die Islamwissenschaftlerin Anja Pistor-Hatam forscht zum Thema der Sehnsucht nach Freiheit im Iran. Sie konstatiert, Forderungen nach Freiheit würden im Iran bereits seit dem 19. Jahrhundert geäußert, seien in der heutigen Zeit allerdings vor allem mit der Protestbewegung verbunden. Diese versammelten sich hinter dem Motto „Frau – Leben – Freiheit“. Eine radikale Veränderung stellen die, im September 22 begonnenen, Demonstrationen nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini dar. Es geht um Einschränkungen der persönlichen Freiheit und gegen Gewalt, die von staatlichen Stellen ausgeht. Die Diskussion um Sittenwächterinnen und -wächtern ist wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt, seitdem auf einem Pressefoto eine iranische Studentin in Unterwäsche auf dem Campus zu sehen ist (Unser Beitrag: „Wer ist hier eigentlich das Opfer„?) Einige Kommentare darauf hat Nahid Ensafpour dankenswerterweise für uns zusammengestellt. Für Ihre Anmerkungen und Kommentare nutzen Sie bitte den Kontakt hier im UniWehrsEL.

Nahid Ensafpour: Kommentare von verschiedenen Menschen zu dem zivilen Widerstand der iranischen Studentin. Die Stellungnahme unter Punkt 4 soll von einem Psychologen sein.

1-Eine Frau zog sich aus irgendeinem Grund aus und zeigte mit ihrem nackten Körper, ihre Wut und ihren kritischen Zustand. Es ist offensichtlich, dass unter normalen mentalen und psychologischen Bedingungen diese Reaktion unerwartet ist. Die Wahl dieses Verhaltens deutet auf eine tiefe Krise und intensive Emotionen hin.

2-Was ich sah und was mir wichtig war, war die Einsamkeit dieser Frau und die Angst der Menschen in dieser Szene. Ich sah Leute in dieser Szene, die nicht das offensichtlichste soziale Verhalten kannten. Sie wussten nicht, wie man mit einer chaotischen Situation umgeht.

3-Die Szene der Entkleidung dieser Frau und das Verhalten der Menschen um sie herum zeigte, dass wir geschickte Zuschauer sind. Unsere Aufgabe ist es, ein Thema zu finden und zu sitzen und zuzusehen. Die Leute dieser Szene haben bewiesen, dass wir nicht die Menschen der Intervention und Verantwortung sind, und dass wir weder ausgebildet noch vorbereitet sind, um mit Krisen dieser Art umzugehen, aber das normale Verhalten einiger Leute in dieser Szene geht in die Nähe dieser Frau.

4-Diese Szene war ein Ausdruck der Angst und Einsamkeit unserer Gesellschaft. Alle waren allein und verängstigt; ohne Unterschied. Die Frauen hatten Angst und die Männer waren allein. Es gab keine Anzeichen einer informierten, lebendigen und verantwortungsvollen Gesellschaft. Es zeigt eine chaotische Gesellschaft. Niemand kannte seine Aufgabe in dieser Szene. Nichts war richtig an Ort und Stelle. DIE GLEICHGÜLTIGKEIT DER MENSCHEN UM SIE IST EIN ZEICHEN DER UNIVERSALEN EINSAMKEIT DER GESELLSCHAFT. Angst und Einsamkeit aufheben. Diese Szene zeigte, dass wir nicht verbundene Bürger sind.

5-Ich weiß nicht, und wenn ich es weiß, ist es egal, ob die Frau eine Revolutionärin oder eine Konterrevolution war, war psychisch krank oder gesund. Sie hatte das Recht oder nicht, Was auch immer es war, ich sah eine einsame Frau unter den feigen Männern.

6-Was ich sah, war nicht die Nacktheit einer Frau, die Nacktheit einer einsamen verängstigten Gesellschaft war die Gleichgültigkeit. Zeigt einsame Töne und einsame Feiglinge.

Die Brisanz des Themas zeigt sich unter anderem auch in aktuellen Ausstellungen

Frau.Leben.Freiheit sowie Begleitprogramm zur feministischen Revolution im Iran

Dazu der Ausstellungshinweis: „In der Gedächtniskirche Speyer werden vom 6. November bis 19. November 2024 sowie im Hohenfeldschen Haus Speyer vom 25. November bis 11. Dezember 2024 im Rahmen der Ausstellung Frau.Leben.Freiheit Werke von Mädchen und Frauen aus dem Iran sowie von Exil-Iraner*innen präsentiert.
Auch zwei Jahre nach dem Tod von Jina Mahsa Amini kämpfen Menschen weiterhin für ihre Rechte und tragen mit der Protestbewegung auch die verbundene Lebensgefahr.

Dazu auch das Museumsportal in Berlin SPÄTI – Frau. Leben. Freiheit Wie iranische Künstler*innen aus Berlin die Proteste in Iran unterstützen

Über SPÄTI: „Freitags ist SPÄTI-Time im Humboldt Forum: Gespräche und Musik im entspannten Rahmen. Künstler*innen stellen ihre Konzepte vor, Musiker*innen spielen neue Stücke, Designer*innen präsentieren erste Entwürfe. SPÄTI ist die kleine Bühne des Unvollendeten, der neuen Ideen und der ungeplanten Zusammenkunft. SPÄTI bietet aber auch Raum für Austausch zu aktuellen politischen Themen.

Seit dem Tod von Mahsa Amini protestieren viele Menschen im Iran für Frauen- und Menschenrechte und damit gegen die Regierung. Wie unterstützen iranische Künstler*innen aus Berlin den Kampf aus dem Exil? In welcher Form leihen sie den Menschen aus ihrer Heimat ihre Stimme, was treibt sie an und wie können wir sie unterstützen?“

Danke für das Bild der Frau im Spiegel von mokhalad musavi auf Pixabay