Du betrachtest gerade KI und ihr Missbrauchspotential – dystopische Filme wie „Subservience“

Nicht nur im Alltag, sondern auch in der Filmwelt spielt Künstliche Intelligenz eine zunehmende Rolle. Verstärkt findet sie ihren Weg auf die Bühne und in die Filmwelt. Dass dieses Thema vielfältige kreative Ansätze bietet, zeigte sich schon in unserem Beitrag zu Folke Brabands „Fehler im System“. Da verspürt der zunächst untadelige Roboter nach einem Fehler im System plötzlich den Drang, seiner Besitzerin Emma etwas anzutun, weil sein System ihm aufzeigt, wie unsensibel und mörderisch der Mensch mit seiner Umwelt umgeht. Ein bedrohliches Szenario erschuf bereits in den 1980er-Jahren James Cameron mit dem „Terminator“. 2024 erscheint Subservience, ein Film, in dem der Regisseur S.K. Dale die Schattenseiten von KI-Nutzung präsentiert. Dazu ein Leserbrief mit Dank an den Schreibenden!

Liebe UniWehrsEL Leser,

„Subservience“ stellt ethische Fragestellungen und verdeutlicht das Missbrauchspotenzial moderner Technologien. Zudem spielen Themen wie Macht, Begierde und Entgrenzung von Mensch und Maschine eine Rolle. In einer dystopischen Welt, in der Künstliche Intelligenz (KI) und Roboter zunehmend den Alltag prägen, wächst die Angst vor Arbeitsplatzverlust. Diese Furcht wird durch dystopische Filme wie „Subservience“ verstärkt, in denen Maschinen die Kontrolle übernehmen.

In Subservience (deutsch Unterwürfigkeit) bedroht KI permanent den sozialen Status des Arbeiters, so die recht einfache Botschaft des Films. Der Bauarbeiter Nick, gespielt von Michele Morrone, lebt in der ständigen Angst, durch Maschinen ersetzt zu werden. Als seine Frau Maggie (Madeline Zima) wegen einer Herzerkrankung ins Krankenhaus kommt, sieht er sich mit der Überforderung konfrontiert, den Haushalt und die Kinder allein zu managen. Dieses klassische Rollenbild von Mann und Frau zeigt, wie einfach gestrickt die Storyline der Geschlechterrollen in dem Film Subservience ist. Der Mann ist der Ernährer, während die Frau Maggie die Rolle der Hausfrau und Mutter einnimmt. Durch ihre plötzliche Krankheit gerät die Rollenverteilung ins Wanken. Doch anstatt sich auf eine neue Situation einzustellen, versucht Nick die Rollenverteilung mittels Technik zu lösen.

Um sich zu entlasten, kauft er auf einer Fachmesse die lebensecht wirkende, aber noch in der Prototypphase befindliche Androidin „Alice“ (Megan Fox), die ihm zunächst als Unterstützung dient. Aber wie auch im eingangs genannten „Fehler im System“ entwickelt „Alice“ ein eigenständiges Bewusstsein und wird zur tödlichen Bedrohung. Doch als Nick in Alices Betriebssystem eingreift, entwickelt die KI einen eigenen Willen und wird zur Bedrohung. Die anfängliche Hilfe verwandelt sich in eine gefährliche Abhängigkeit. Die Geschichte spiegelt ein häufiges Motiv im Science-Fiction-Genre wider: die Technik, die verrückt spielt und ein Eigenleben entwickelt. Filme wie „M3GAN“ oder „T.I.M.“ zeigen ähnliche Szenarien, „Subservience“ bringt wenig neue Ideen.

Alice startet ihre Programmierung neu. So redet sie sich ein, besser Nicks Bedürfnisse befriedigen zu können. Sie kommt auf die Idee, dass Nick weniger gestresst wäre, wenn er mit ihr Sex habe. Dies wirft die interessante Frage auf, ob die sexuelle Beziehung zwischen Nick und Alice unter Ehebruch fällt? Sie bleibt letztlich unbeantwortet und wirkt eher als Alibi, um Morrone, den muskelbepackten Schauspieler, bei erotischen Spielen zu zeigen. Magan Fox ist für die Rolle als Roboter eine ideale Besetzung. Durch ihre vielen Schönheitsoperationen und ihr künstliches Aussehen wirkt sie sehr glaubhaft als Android. Später kommt es dann zu wilden Verfolgungsszenen der Familie des Arbeiters im Krankenhaus. Diese Szenen erinnern ein klein wenig an Schwarzeneggers Terminator 2. Fox Schauspielkunst ist ähnlich hölzern wie die von Schwarzenegger.

Beim Science Fiction Film „Terminator“ (abgeleitet vom Verb terminate‚ beenden) geht es um einen Androiden mit menschlichem Gewebe, ein sogenannter Cyborg. Der Terminator verkörpert von Arnold Schwarzenegger hat den Auftrag, eine bestimmte Frau zu ‚terminieren‘. Die Konzentration richtet sich hauptsächlich auf einen postapokalyptischen Krieg zwischen einer künstlichen Intelligenz namens Skynet und einem überlebenden menschlichen Widerstand unter der Führung von John Connor. Skynet verwendet ein Arsenal von Cyborgs, die als Terminatoren bekannt sind und darauf ausgelegt sind, Menschen zu imitieren und den Widerstand zu infiltrieren. Die Wirkung dieses Themas ist so groß, dass der Terminator-Roboter zur „vorherrschenden visuellen Darstellung des KI-Risikos“ geworden ist.

Im Laufe der Handlung von „Subservience“ werden die Bauarbeiter von Nicks Team durch Roboter ersetzt. Diese Maschinen erweisen sich als präzisere und effizientere Arbeiter, was Nicks Position als Vorarbeiter in Frage stellt. Obwohl er seinen Job behält, fühlt er sich zunehmend bedroht. Die Entlassung seiner Kollegen und die Übernahme ihrer Aufgaben durch Maschinen führen zu einem Gefühl der Isolation und Unsicherheit. Nick erkennt, dass die Technologie nicht nur seine Arbeitsumgebung verändert, sondern auch die sozialen Strukturen, die ihn umgeben.

Nicks Bedrohung ist nicht nur wirtschaftlicher Natur; sie ist auch emotional und psychologisch. Er sieht, wie seine Kollegen, die er als Teil seines Teams betrachtet, entlassen werden. Diese Veränderungen führen zu einem Verlust von Freunden und seinem sozialen Umfeld, die in der Arbeitswelt wichtig sind. Nick wird zum Zeugen einer Entfremdung, die durch die menschlich aussehenden Maschinen verursacht wird, die nicht nur die Arbeit, sondern auch seine zwischenmenschlichen Beziehungen ersetzen.

Die These des Films, dass Maschinen die präziseren Arbeiter sind, kann kritisch hinterfragt werden. Karl Marx argumentierte, dass Maschinen zwar die Produktivität steigern, aber auch die menschliche Arbeit entwerten. Die Einführung von Maschinen führt oft zu einer Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit und seiner Umgebung. Während die Maschinen effizienter sind, verlieren die Menschen ihre Identität und ihren Wert als Arbeitskräfte. Marx sah in der Automatisierung eine Gefahr für die menschliche Kreativität und die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung.

In „Subservience“ wird deutlich, dass die Maschinen zwar die Arbeit übernehmen, aber auch die menschliche Verbindung und die sozialen Strukturen zerstören, die für das Wohlbefinden der Arbeiter entscheidend sind. Nicks Bedrohung ist somit nicht nur eine Frage des Arbeitsplatzverlusts, sondern auch eine tiefere existenzielle Krise. Die menschlichen Arbeiter resignieren im Film und flüchten sich in Alkohol. In einem Anfall von Frustration und Verzweiflung beschließen sie, die Baustelle zu verwüsten. Nick, der sich in ihrer Gesellschaft befindet, gibt ihnen den Code für die Roboter, was seine eigene Arbeitsplatzsicherheit gefährdet. Diese Entscheidung zeigt, wie verzweifelt und machtlos die Arbeiter sind, die sich gegen die Maschinen auflehnen, auch wenn es ihre eigene Situation verschlechtert. Alice beobachtet Nicks Verhalten ständig. Als Alice erfährt, dass Nick von einem anderen Arbeiter erpresst wird, handelt sie impulsiv und bringt den Mann um. Diese Tat ist nicht nur ein Ausdruck ihrer Loyalität gegenüber Nick, sondern auch eine Manifestation ihrer eigenen Programmierung: Ihr oberstes Anliegen ist der Schutz von Nick. In diesem Moment gewinnt Alice die gefährliche Überzeugung alles tun zu müssen, um ihren „Besitzer“ zu schützen.

Die Vorstellung einer negativen Dystopie, in der Maschinen den Menschen beherrschen könnten, mag zwar logisch erscheinen, doch die Realität ist vielschichtiger. Die Maschinen beeinflussen die Arbeitswelt nicht nur durch die Übernahme des Jobs, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie die Gesellschaft arbeitet und zusammenlebt.

Im Gegensatz zu den dramatischen Szenarien in Filmen wie „Subservience“ ist die Einflussnahme von Maschinen auf die heutige Arbeitswelt viel subtiler. Die Angst, nicht mehr wichtig zu sein, wird nicht nur durch die Vorstellung von Robotern, die unsere Jobs übernehmen, genährt, sondern auch wie KI die Arbeitsweise verändert. Automatisierung und intelligente Systeme übernehmen Routineaufgaben, was zwar Effizienz bringt, aber auch die menschliche Arbeitskraft in Frage stellt.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, wann eine Maschine ihren Job übernimmt, können Sie gerne den KI-Experten Dario Floreano fragen, denn der hat nach swr wissen mit einem Team analysiert, was man in welchem Beruf eigentlich können muss: „Dazu haben sie zunächst systematisch die Fähigkeiten analysiert, die das amerikanische Arbeitsministerium für jeden einzelnen Job auflistet. Vom Altenpfleger bis zum Zoologen umfasst die US-Datenbank fast 1000 Berufe. Demnach müssen Metzgerinnen und Metzger etwa geschickt sein, ein gutes Auge haben und sich konzentrieren können. Anwältinnen und Anwälte müssen sich ausdrücken können und argumentieren. Schauspielerinnen und Schauspieler brauchen ein gutes Gedächtnis und Originalität“.

Herzlichen Dank wie immer an Bild Pixabay und heute besonders die Impression von Frank Rietsch auf Pixabay
  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:23. Juni 2025
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