Du betrachtest gerade Leserbrief: Walpurgisnacht und die Frage „Warum heute „Faust“ lesen?“  

Angeregt durch Ihren Artikel, in dem die „Walpurgisnacht“ und „Faust“ (im Kontext vom „Zauberberg“ von Thomas Mann) zum Tragen kommen, hier noch einige Ergänzungen: Die Heilige Walburga, eine Äbtissin, die im 8. Jahrhundert unter anderem im fränkischen Heidenheim lebte, ist die Namensgeberin dieser Nacht.  Der Begriff Walpurgisnacht tauchte zum ersten Mal im 18. Jahrhundert auf, unter anderem bei dem Leipziger Schriftsteller Johannes Praetorius.

Liebes UniWehrsEL,

Wirklich populär wurde der Begriff der Walpurgisnacht – und das entnehme ich mdr Wissen – durch Faust, der zu Mephisto sagt: „Du Geist des Widerspruchs!/ Nur zu! du magst mich führen. Ich denke doch, das war recht klug gemacht/ Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht/ Um uns beliebig nun hieselbst zu isolieren.“ Der mdr Wissen ergänzt dann, die erste offizielle Walpurgisnachtfeier sei schließlich auf dem Brocken im Jahr 1896 abgehalten worden. Diese Nacht, in der Hexen und Teufel sich auf dem Blocksberg versammeln, kann auch als ein eindrucksvolles Bild für die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung verstanden werden.

Ein bemerkenswerter künstlerischer Bezug zur Walpurgisnacht findet sich in einer Pinselzeichnung mit dem Titel Faust und Mephisto auf dem Blocksberg von Eugène Delacroix, die im Städel Museum ausgestellt ist. Diese Zeichnung beziehe sich, so das Städelmuseum, auf den Beginn der Walpurgisnacht in Goethes „Faust“ (Vers 3835ff.), als Faust und Mephisto dem Irrlicht folgend über den steilen Aufstieg zum Brocken gelangen. Delacroix wurde zu dieser Szene inspiriert, nicht durch die Lektüre von Goethes Faust, sondern durch das Erlebnis einer Theateraufführung in London, wo er den Sommer des Jahres 1825 verbrachte. Die dramatische Darstellung auf der Bühne regte ihn an, sich mit dem literarischen Stoff zu beschäftigen.

In seiner Zeichnung zeige Delacroix, wie Faust und Mephisto hastig den steilen Weg zum Brocken hinaufsteigen. Die diagonale Anordnung in der Zeichnung sorge für Spannung in der Szene. Unter Mephistos anfeuernder Geste kämpft das Duo, sich durch das unwegsame Terrain. Mit lebhaften Farben und unheimlichen Details, wie Blitzlichtern und Nebelschwaden, vermittele Delacroix ein Gefühl der drohenden Gefahr, die die beiden Figuren umgibt.

Auch Ferdinand Fellner, ebenfalls im Städelmuseum zu sehen, hat sich des Motivs in der Zeichnung „Faust und Mephisto auf dem Brocken“ angenommen.  

Und ganz aktuell berichtet SR kultur zum Start des Faust-Jahres: Warum heute Faust lesen? „Zur Walpurgisnacht eröffnete die Sonderausstellung zu „Faust“ in Weimar. Mephisto brachte Faust ja auf den Brocken zur Walpurgisnacht der Hexen, damit er dort seiner Lust nachgehe und den Verstand abschalte. Ein Gespräch mit der Kuratorin der Ausstellung, Petra Lutz.“

Die Walpurgisnacht – und das knüpft an unser Themengebiet „Exzess und Ekstase“ an, – stehe für „Exzess, Ausschweifung, Verführung und sich gehen lassen“.  In Weimar würde passend dazu, die neue multimediale und interaktive Sonderausstellung „Faust“ in Goethe-Nationalmuseum eröffnet.

Es gehe, so die Kuratorin, um Fragen nach Kapitalismus, Naturverhältnis und Naturzerstörung. Für die Ausstellung habe das Goethe-Nationalmuseum mit dem Comiczeichner Simon Schwartz zusammengearbeitet, der eine raumhohe Karte aller Faust-Orte entworfen hat. „Da sind alle Orte drauf; von der Stadt, die man aus Faust I kennt, der Brocken mit den Hexen, die klassische Walpurgisnacht, die Hexenküche.“ Ein Thema in der Sendung Der Nachmittag am 30.04.2025 auf SR kultur.

Mit besten Grüßen an die UniWehrsEL-Leser und dank für Ihre tollen Beiträge!

Für das Bild danke an das Städelmuseum in Frankfurt https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/faust-und-mephisto-auf-dem-blocksberg

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:6. Mai 2025
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