Egal ob musikalisch, kulinarisch oder traditionell – Ostern ist ein Fest, das tief in der menschlichen Sehnsucht nach Hoffnung und Neubeginn verankert ist. Wenn die Osternacht beginnt, die Osterkerzen brennen und die Menschen sich am Osterfeuer versammeln, wird klar: Dies ist ein Moment der Besinnung und der Freude.
Liebe UniWehrsEL-Leser,
ein kleiner Junge sitzt in seinem roten Theatersessel, die Beine baumeln über dem Rand, viel zu kurz, um den Boden zu berühren. Nationaltheater Mannheim, ein Abend, der sein Leben verändern wird. Dann hebt das Orchester an. Ein Klang breitet sich aus, schwerelos und doch voller Schicksal. Er hält den Atem an. „Parsifal“ – er versteht nicht alles, aber er fühlt alles. Die Musik durchdringt ihn, ein Versprechen, eine Ahnung, eine Sehnsucht nach etwas Größerem.
Parsifal Nationaltheater Mannheim: Hans Schülers legendäre Inszenierung von Wagners »Parsifal« erscheint seit 1957 als gewaltiges Musikdrama. Im Bühnenweihfestspiel wird die Geschichte des »reinen Toren« Parsifal erzählt, der zerrissen ist zwischen der weihevoll asketischen Welt der Gralsritter und der sinnlich aufgeladenen Lustwelt Klingsors.
Die Bühne erstrahlt, der Heilige Gral leuchtet, und tief in seinem Herzen brennt die Frage: Was ist Erlösung? Was ist Hoffnung? Und warum fühlt sich das alles so nach Ostern an?
Parsifal, Gänsehaut und der Zauber von Ostern
Jahre später, immer wieder dieses Gefühl. Ostern beginnt, und wieder erklingt Wagner. In der Staatsoper Unter den Linden dieses Jahr mit René Pape, Andreas Schager und Elīna Garanča. Diese Musik öffnet eine Tür zu einer Welt voller Mystik, Glaube und Erlösung – und genau deshalb gehört sie zur Osterzeit. (Parsifal | Staatsoper Berlin Wiederaufnahme Spielzeit 2024/25)
Denn Ostern ist mehr als ein Feiertag mit Schokohasen. Es ist Neubeginn, Hoffnung, Überwindung von Dunkelheit. Genau darum geht es auch in „Parsifal“: Die Reise eines reinen Toren, der am Ende nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Welt erlöst.
Osterbrot – Mehr als nur ein süßer Laib
Jetzt aber zum wirklich Essenziellen: dem Backen an Ostern! Schon in unserem Beitrag zur Bedeutungsaufladung des Essens berichteten wir, das Brot als Grundnahrungsmittel gilt nicht nur als lebensnotwendig, sondern steht in der christlichen Eucharistie für den Leib Christi, weil Jesus ihm beim „Abendmahl“ diese Bedeutung zugesprochen hat. Gerade rund um die religiösen Feiertage wie Ostern oder Weihnachten werden Speisen mit Bedeutung aufgeladen. Osterlämmer gelten als Friedenssymbole, der weihnachtliche Christstollen soll an das in Leinen gewickelte Jesuskind erinnern.
Metaphorisch gesprochen und auch Wort wörtlich ‚verleiben‘ wir uns etwas ein. Die Literaturwissenschaftlerin Tanja Rudtke beschreibt in „„Narrative Delikatessen – Kulturelle Dimension von Ernährung“, bedeutungsträchtige Szenen von Nahrungsaufnahme und -zubereitung: „Während des Kochens teilt Großmutter den Speisen Eignungen zu“ und analysiert die Mythisierung weiblicher Nahrungszubereitung in Romanen der Gegenwart von Maja Haderlap, Kerstin Hensel und Zsuzsa Bánk.
Osterbrot, dieses duftende, goldbraune Meisterwerk, das nach Kindheit, Tradition und Heimat schmeckt; mit Rosinen, Mandeln und oft einer feinen Note von Orangenblüten – eine Mischung aus Süße und Symbolik. Es steht für Gemeinschaft, für das Teilen, und ganz ehrlich: Es ist einfach köstlich.

Seit Jahrhunderten wird es zu Ostern gebacken. Ein Brauch, der weit zurückreicht – schließlich sind Brot und Religion untrennbar verbunden. Es erinnert an das letzte Abendmahl, an die Fülle des Lebens, an das „Brot des Himmels“. Kein Wunder also, dass es zu Ostern auf keinem Tisch fehlen darf.
Eier, Hasen und die Magie des Frühlings
Was wäre Ostern ohne die berühmten Symbole? Eier – Zeichen für Leben und Neubeginn. Der Hase? Schnelles, quirliges Frühlingswesen, das die Natur zum Erwachen ruft. Schon in vorchristlicher Zeit wurden Eier als Symbol für Fruchtbarkeit verehrt, später erhielten sie christliche Bedeutung als Zeichen der Auferstehung. Der Hase kam dazu, weil er in vielen Kulturen als Bote des Frühlings gilt – flink, voller Energie und überall gleichzeitig.
Eier wurden auch aus praktischen Gründen zum Ostergeschenk. Verbot doch die Kirche in der vorösterlichen Fastenzeit den Verzeht von Eierspeisen und Fleisch. Die Folge war, dass sich vor Ostern große Mengen an Eiern ansammelten. Damit der Eierüberschuss nicht verdarb, wurden die Eier abgekocht und haltbar gemacht. Den um Ostern oft fällig gewordenen Pachtzins entrichteten die Bauern üblicherweise mit den angesammelten Eiern. Die restlichen wurden verziert, zur Weihe in die Kirche mitgenommen und anschließend verschenkt. (Quelle: https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/ostern/ostereier-140.html)
Parsifal und der Gral – Warum Wagner und Ostern zusammenpassen
Zurück zur Musik: Wagner und Ostern? Klingt erst mal ungewöhnlich, aber es passt perfekt. Sein „Parsifal“ basiert auf Wolfram von Eschenbachs Erzählung vom Heiligen Gral – dem Symbol für göttliche Erlösung. Parsifal selbst durchläuft eine Reise voller Prüfungen, Irrwege und Erkenntnisse, bis er schließlich den Gral berührt und Heil bringt. Die Botschaft? Läuterung, Mitleid, Erlösung – genau das, worum es auch an Ostern geht. Kein Wunder also, dass dieses Werk traditionell an Karfreitag gespielt wird.
Das große Osterfinale – Feuer, Kerzen und Osterlachen
Egal ob musikalisch, kulinarisch oder traditionell – Ostern ist ein Fest, das tief in der menschlichen Sehnsucht nach Hoffnung und Neubeginn verankert ist. Wenn die Osternacht beginnt, die Kerzen brennen und die Menschen sich am Osterfeuer versammeln, wird klar: Dies ist ein Moment der Besinnung und der Freude.
Also, genießen Sie das Fest, kosten das Osterbrot, lauschen Wagners ergreifenden Klängen oder einer anderen Musik, welche Sie glücklich macht und feieren den Frühling!
Frohe Ostern wünscht Ihnen das Team UniWehrsEL!
Danke für das italienische Osterbrot by smiley671 from Pixabay