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Begonnen hat es recht harmlos. Da gab es plötzlich eine Handvoll zunächst nicht ganz ernst genommener neuer Computerprogramme. Im Jahr 1984 erwähnte der Informatiker Fred Cohen in seiner Doktorarbeit „Computer viruses: Theory and experiments“ zum ersten Mal„einen Computervirus, als ein Programm, das andere infizieren kann, indem es diese verändert, um eine möglicherweise weiterentwickelte Version von sich selbst einzufügen“. Erst einmal entdeckt zog es rund um den Erdball. 1986 infizierte es einen Großrechner an der FU Berlin. Dann verbreitete es sich durch zwei Software-Händler aus Pakistan auf das Betriebssystem MS-DOS und wurde schnell unter dem Namen „Ashar“ oder seine weiter entwickelte Variante „Brain“ bekannt. Sehr einfach war es für diese Händler billige Schwarzkopien von Originalsoftware zu verbreiten; einer Softwarekopie das Virus beilegen und damit eine Händlerbindung zu erzielen, war der Plan. So reiste das Virus in die Vereinigten Staaten, galt aber als harmlos, weil es nur das Inhaltsverzeichnis der befallenen Disketten in „Brain“ umbenannte.

Die Notwendigkeit, Daten auf externen Medien zu speichern, nutzte das Virus gnadenlos aus. Speichermedien wie Disketten (heutigen USB-Sticks), explizit für den Einsatz mit dem Computer entwickelt, boten sozusagen „Nährböden“ zum Einschleusen von Viren. So konnten, natürlich nur rein theoretisch, unzufriedene Studierende einen computerbegeisterten Bekannten anheuern, um mit Hilfe einer Diskette unbemerkt einen Virus beim ungeliebten Prüfer einzuschleusen. Auch Raubkopien von Standardprogrammen und beliebten Spieledisketten konnten schnell von Hand zu Hand gereicht werden und sich so rasch verbreiten. War der Virus erst einmal auf der, unzählige Male kopierten Diskette, gelang es ihm rasch, die Festplatte zu infizieren und so eine Massenverseuchung zu erreichen.

1989 lag die Anzahl der Haupt-Viren-Familien auf IBM-Rechnern bei geschätzten 10-12, bereits 1990 bei über 50 Arten und Unterarten. Heute ist jeder PC-Besitzer potentiell bedroht. Schäden wie Datenvernichtung und Datenkriminalität stellen längst eine immense Gefahr dar. Hilfe naht im Neueinrichten der Festplatte und der Installation spezieller Viren-Erkennungsprogramme, die testen, ob das Programm virenfrei ist oder sich besonders geschickte Viren trotz allem weiterverbreiten. Prophylaxe heißt das Zauberwort, denn wenn sich auch durchaus Analogien zum menschlichen Körper auftuen, so verfügen Computer (noch) über kein Immunsystem, welches sich der eingedrungenen Viren erwehren könnte.

Und noch ein Ratschlag zum Schluss: Wenn auf Ihrem Computer plötzlich Buchstaben wie Herbstlaub herunterfallen, der Schneewalzer ungewollt ertönt oder die Meldung kommt „Your Computer ist now stoned. Legalize Marihuana“, ist Vorsicht geboten. Es ist möglich, Ihr PC hat sich mit dem „Herbstvirus“, dem „Ohropax-Virus“ oder dem „Marihuana-Virus“ infiziert. Es besteht allerdings die Hoffnung, es handelt sich dabei nur um eine „Schabernack-Virusinfektion“, die nicht auf das Zerstören aus ist, sondern einen Angriff auf die Lachmuskeln geplant hat.

Quelle:
Die Geschichte der Health-IT. Die Entwicklung von Klinik-IT und Praxiscomputer von Hartmuth Wehrs, 2019

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:11. Dezember 2021
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