Unser nächstes Seminar an der U3L im Wintersemester 22_23 wird sich mit dem Themenbereich der Melancholie beschäftigen. Erste Recherchen verweisen da auf den „Saturn“ und die ihm zugewiesene Stellung als Verantwortlicher trauriger Stimmungen. Eine sehr interessante Konstellation.
Anknüpfen will ich bei meinen Recherchen an das Thema des „Storytellings“ und den dort bereits angesprochenen Bereich der Mythologie bei Kenneth C. Davis.
Beim Stichwort „Saturn“ lande ich in der Zeit des Römischen Kaiserreiches (ca. 27 v. Chr. Bis 476 n. Chr.). Eine Zeit, in der Rom sich in einer Phase des Umbruchs befindet und alte religiöse Vorstellungen frontal mit dem Christentum zusammenstoßen. Wie Kenneth C. Davis beschreibt, waren in dieser Zeit die „Bacchanalien“ das tatsächlich einzig interessante an der langweiligen römischen Religion. Es handelt sich dabei um wilde mystische Feste zu Ehren des Weingottes Bacchus – des griechischen Dionysos. Sie wurden im Geheimen gehalten und ca. 200 v. Chr. eingeführt.
Ursprünglich nur von Frauen gestaltet, nahmen auch Männer später daran teil. Sie standen im Ruf wilder Trinkgelage und sexueller Orgien (vgl. Davis 2005, S. 235ff).
Die Ähnlichkeiten zum Münchner Oktoberfest mit Masse, Rausch und Ritual beschreibt die Diplom-Psychologin Brigitte Veiz in ihren Studien. Auch hier lassen sich Zustände von Ekstase und vorübergehender Selbstentgrenzung beobachten. Vergleichbar Freuds „ozeanischem Gefühl“, als kosmisch-mythisches Erleben, als „trunkenes Betreten des Elysiums“, das in „modernen massenpsychologischen Phänomenen von Woodstock bis Love-Parade als Formen des dionysischen Rausches einen sinnlichen Taumel erzeugt“ (vgl. Veiz 2006, S. 195).
Weiter lesend komme ich zu „Saturn“ und einem weiteren beliebten religiösen Fest, den „Saturnalien“. Es handelte sich ursprünglich um ein Erntedankfest zu Ehren von Saturn, dem Gott des Ackerbaus. Als Symbol des Goldenen Zeitalters, der „Saturnia regna“, wurde er mit dem griechischen Titan Kronos identifiziert. Und wieder ging es um ausgelassene Vergnüglichkeiten, ohne die ursprüngliche Bedeutung seines Bezuges zum Erntedankfest. Sklaven erhielten ihre Freiheit, die Römer besuchten sich, brachten Geschenke mit und zündeten Kerzen an.
Fällt ihnen etwas auf? Kenneth C. Davis verweist darauf, dass bei den Christen der 25. Dezember zum Tag der Geburt Christi – unserem Weihnachtsfest – erklärt wurde. Dessen Grundlagen würden sich auf den heidnischen Festtag der „Saturnalien“ beziehen. In diesem Sinne blieben beliebte Feste erhalten, bekamen aber im Laufe der Zeit eine andere Konnotation.
Danke an Gianni Crestani auf Pixabay für sein Bild des rauschenden Bacchusfestes.
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