You are currently viewing Es ist vollbracht: FRANKFURTER Augen-BLICKE

“Frankfurt mit eigenen Augen gesehen” – Stadterkundungen für Neugierige auch als Buch (ISBN 978-3-7562-0455-7) im Buchhandel erhältlich

Es ist gerade erschienen, und ich halte das erste gedruckte Exemplar in meinen Händen. Das ist ein wunderbares Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit zwischen Studierenden der U3L und Dozentinnen in den Fachbereichen Kulturanthropologie und Kunstgeschichte. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz!

Ich möchte nicht verhehlen, dass es keine “leichte Geburt” war, und es sehr viel Ambiguitätstoleranz von allen Seiten bedurfte, das “Projektlabor ÜberLebensKunst” zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Wer je ein Projekt mit einer größeren Gruppe erwachsener Menschen geleitet hat, der weiß, es braucht Ausdauer, Mut und Zuversicht. Mein Leitsatz: “Alles wird gut am Ende und wenn nicht, dann ist es noch nicht das Ende…” hat mir da sehr geholfen. Aber auch die Studierenden waren in ihrem Willen, ihrer Beharrlichkeit und ihrer Geduld in manchen Krisensituationen ein Vorbild für mich. Allen voran auch unser “Mediengestalter” und “Webmaster” Helmut Röll, der sich ganz wenige Male anmerken ließ, dass er am Ende seiner Kräfte angekommen war, viele Male aber übermäßige Geduld und auch Können und Freude am Projekt bewiesen hat.

Für alle die jetzt neugierig geworden sind, ein einleitendes Kapitel aus dem Buch, mit dem Ziel, Einblicke in unsere Stadtforschung in Frankfurt am Main zu geben.

Einen kurzen Überblick bieten auch die Abstracts der Schreibenden, hier auf unserem UniWehrsEL. Nochmals ein ganz großes Lob und Dankeschön an alle Beteiligten!

Frankfurter Augen-Blicke – Ergebnisse der Projektforschung an der U3L

Wer Frankfurt besucht und erlebt, der findet noch malerische Hinterhöfe, weniger bekannte Parks, Geheimnisse noch nicht erschlossener Namen und Hinweise auf diese. Goethe konnte sich für die Italienreise zwei Jahre Zeit nehmen. Neben bekannten Sehenswürdigkeiten verfolgte er auch eigene Interessen und forschte nach touristisch wenig erschlossenen Besonderheiten.

Auch unsere Forschungsreise im „Projektlabor ÜberLebensKunst“ war auf zwei Jahre begrenzt, mit dem analogen Ziel: Frankfurt anders zu entdecken und auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise zu beschreiben. Dabei zeigten sich sowohl Alleinstellungsmerkmale als auch Besonderheiten, die Frankfurt von anderen Städten unterscheidet. Frankfurt einmal ganz anders betrachtend zeigt metaphorische und reale Bilder eines gesellschaftlichen Wandels einer Stadt. Präsentiert und thematisiert wird das Bild, das sich Projektteilnehmer*innen von der Stadt Frankfurt gemacht haben. Ihr Stadtbild ist geprägt durch die eigene Identität, durch die der Stadtbewohner und die der potentiellen Besucher oder Reisenden. Somit also durch Alle, die eine Stadt und ihr Erscheinungsbild als unverwechselbar erleben oder erlebbar machen wollen.

Frankfurt mit eigenen Augen gesehen 

Ein Projekt gestaltet sich nach und nach. Es wird geschrieben, redigiert, nochmals geschrieben, dann ist es irgendwann – wenn alles gut geht – druckreif. Bis dahin liegt ein spannender, manchmal auch dornenreicher Weg vor den Projektteilnehmer*innen. Aber wie heißt es immer so schön: “Alles wird gut am Ende und wenn nicht, dann ist es noch nicht das Ende…”

Der Wandel, die Erwartungen, das frühere und das heutige Bild Frankfurts, aus dem individuellem Erleben, aus der Position eines ‚Beobachters‘ oder ‚Flaneurs‘, so war unser Einstieg in das Forschungsprojekt „Projektlabor ÜberLebensKunst“. Das Flanieren scheint aus der Mode gekommen, wenn es mit einem bestimmten Bild verbunden wird; dem des Pariser Flaneurs, dem des elegant gekleideten Bohemiens der Belle Epoque in Paris, der scheinbar ohne Zeit und Raum durch die Boulevards und Avenues schlendert. Wir aber hatten ein anderes Bild vor Augen, das des aufmerksamen Spaziergängers der Gegenwart. In Frankfurt am Main treibt ihn die Neugierde dazu, Geschichten zu sammeln, um sie später aufzuschreiben. Beobachtend nimmt er die Umgebung auf, er streift durch die Straßen und Parks, setzt sich in ein Café und genießt den „Augen-BLICK“, ist entspannt und doch neugierig und aufmerksam für alles, was um ihn herum geschieht. Mit wachem Blick nimmt er am Frankfurter Alltag teil, wird selbst zum Teil des städtischen Lebens, in Vergangenheit und Gegenwart.  

Flanieren, das ist mehr als eine Tätigkeit, das ist eine besondere Haltung, die sowohl Flaneurinnen als auch Flaneure betrifft. Wird der Blick auf die Stadt von Frauen anders wahrgenommen?  Fokussieren sich Flaneurinnen auf andere „Augen-Blicke“? Das können Sie selbst anhand der folgenden Beiträge herausfinden. Unser „FRANKFURTER Augen-BLICKE“ ist jedenfalls nicht nur Literaten wie Baudelaire oder Benjamin vorbehalten, sondern gibt fotografisch und beschreibend ein Bild von dem, was uns an Frankfurt besonders „bewegt“ hat und wir gerne mit Ihnen als Spaziergänger durch Frankfurt teilen möchten.

Der Blick von außen – Faszination Skyline

Die Stadt Frankfurt ist durch ein bestimmtes Stadtbild geprägt. Die Stadtfront, ob vom Feld oder vom Ufer des Mains oder gar auf dem Main betrachtet, zeigt immer eine Vielzahl beeindruckender Hochhäuser, aus denen sich eine charakteristische Silhouette ergibt, die von hoher Prägnanz und Wiedererkennbarkeit ist. Der Reiz dieser unterschiedlichen Perspektiven – vielleicht sogar ergänzt durch die der Vogelperspektive – führt dazu, auf die innere Organisation Frankfurts spontan schließen zu können. Beitrag Christel Enders Faszination Frankfurt: Die „Skyline. Vor unserem geistigen Auge entstehen Verkehrsadern, öffentlichen Hochhäuser und Hauptplätze. Diese von den Projektteilnehmer*Innen (neu-)erfahrene und erlebte Wahrnehmung Frankfurts weckt Erwartungshaltungen, Vergleichbarkeiten, regt zu Blicken und Einblicken an, die bis zurück ins Familienalbum führen.

Blick in den Untergrund und auf verborgene Plätze

Die Bilder, die bei den Forschungen zu Frankfurt im „Projektlabor ÜberLebensKunst“ entstanden sind, aktivieren Erinnerungen, sedimentierte Empfindungen und Prägungen. Fotografien lassen Denken und Fühlen ineinander übergehen, Momente und bestimmte Lebenssituationen bewirken eine Wahrnehmung unseres Selbst und stoßen gleichzeitig Denkprozesse an, die uns mit unserer Außenwelt verbinden. Oder um es mit den Worten von Novalis, dem deutschen Schriftsteller und Philosophen zu sagen: „Die Vorstellungen der Innen- und Außenwelt bilden sich parallel fortschreitend – wie rechter und linker Fuß“. Die Autoren unseres Projektlabors haben nicht nur geschrieben, sondern allesamt fotografiert und damit Schritt für Schritt fortschreitend gezeigt, dass sie sich für die sichtbare Welt Frankfurts interessieren. Durch die fotografischen Bilder haben sie versucht, das zu vermitteln und zu interpretieren, was sie mit ihren Augen wahrnehmen konnten. Jedes der gezeigten Motive ist der Wunsch, Sichtbares festzuhalten und gleichzeitig Persönliches zum Ausdruck zu bringen, über das Geschriebene hinaus, das zu vermitteln, was ihnen als Fotografen selbst widerfahren ist.

Ein reichlich bebildertes Beispiel bietet der Beitrag zur Frankfurter U-Bahn. Sie ist mehr als ein Ort des Umsteigens, des Spiels mit Ober- und Unterwelt, Licht und Dunkelheit, Stillstand und Bewegung, Masse und Anonymität, sondern auch Schauplatz für „wilde Tiere“ und narrative Mythologie: Beitrag Winfried Obermeier Der Blick unter die Erde. Der Zoo beginnt unter der Erde.  Ein Ort, der paradigmatisch für die Großstadt steht und schon deshalb das besondere Interesse des Forschenden erregt hat, ist die U-Bahn in ihrer besonderen Atmosphäre von Dunkelheit und künstlicher Beleuchtung. So bietet sie einen Raum des Nutzens und Erlebens. Schon der französische Ethnologe und Philosoph Marc Augé hat 1988 in „Ein Ethnologe in der Metro“ die U-Bahn in den Mittelpunkt seiner Erkundungen gestellt. Und besonders für die U-Bahnhöfe in Frankfurt gilt: sie sind zugleich Architekturraum, Schauplatz für großstädtische Wahrnehmungsweisen und wie der Beitrag zeigt, auch ein Raum für persönliche Begegnungen und individuelle Vorstellungen.

Diese erlebten und auch beschriebenen Stadtbilder sind mehr als reine Dokumentation. Sie idealisieren, werden zu Erinnerungsträgern, zu Zeugen von Bedrohtem und Vergessenem. Es ist die Faszination der ‚verlorenen Orte‘, die der wenig bekannten, verlassenen Plätze, die darauf warten von den „Urbexern“ bzw. Lost Places Jägern (wieder-)entdeckt zu werden: Beitrag Thomas Brand Lost Places.

Blick zurück in die Geschichte

Industrialisierung bedingte einen dynamischen Wandel, der den Verlust vertrauter, städtischer Räume und Ordnungen nach sich zog. Die Bevölkerungszahlen stiegen, die Anbindung an die Eisenbahn ließ Stadtmauern und Wallanlagen schwinden. Grenzen, über Jahrhunderte entstanden, verwischten sich. Der innere Stadtumbau veränderte alt vertrautes Gelände, ließ Schneisen für den wachsenden Verkehr entstehen. Neue Gebäude- und Straßenzüge bedingten den Verlust von Orientierungspunkten, boten gleichzeitig Potential für Handel, Verkehr und Austausch. Beim Eintauchen in die Frankfurter Stadtgeschichte begegnen uns immer noch Namen und Persönlichkeiten, die in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurückführen und heute noch wichtige Orientierungspunkte sind, ohne dass wir uns an ihre Geschichte erinnern: Beitrag Anne Winckler Wer ist Louisa? Auf Spurensuche in der Frankfurter Stadtgeschichte. Die Recherche führte letztlich zu ihrer letzten Ruhestätte auf dem Frankfurter Hauptfriedhof als kulturhistorischem Ort, der seit seiner Eröffnung 1828 nicht nur an bedeutende Frankfurter*innen erinnert, sondern auch mit klassizistischen Portalen, arkadenartiger Gruftenhalle und beeindruckender Grünfläche mit reichlichem Baumbestand, ein Refugium für Tiere und Rückzugsort für Menschen darstellt.

Monumente sind für historische Fragestellungen interessant, geben Aufschluss über ihre Auftraggeber, scheinen an andere Plätze und Orte im Stadtbild zu wandern. In ihrer wachsenden Bedeutung zeigen sich Herrschaftsverhältnisse oder politische Ansprüche. Monumente in Frankfurt greifen auf kollektive Erinnerungen zurück, festigen diese und verweisen zugleich auf eine gemeinsame Gegenwärtigkeit. Damit begründet sich Stadtidentität: Beitrag Rudolf Dederer Von Frankfurts Macht und Größe. Von Friedrich Stoltze, der mit der Nas druffgestumpt worn is von seim Großvatter.

Sowohl im Diskurs um die Identität als auch in der Thematik der Reproduktion der Geschichte im Stadtbild treten in Frankfurt neben der Skyline, die Bankenwelt, der Römer und neuerdings auch der Riedberg in den Vordergrund. Auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen tun sich namentlich erwähnte Sehenswürdigkeiten hervor, wie die „Bonifatiusquelle“ auf dem Riedberg oder die der beiden Pilgerpfade, auf die durch Wegweiser hingewiesen wird: Beitrag Anne Winckler Auf Pilgerpfaden unterwegs in Frankfurt. Sie bieten Wiedererkennbarkeit ohne Austauschbarkeit, Raum für individuelle und kollektive Stadterfahrungen und -identitäten.

Frankfurt ‚anders‘, andere Einblicke, Blickwinkel, so haben die Projekteilnehmer*innen ihre Forschung zu Frankfurt begonnen. Die Hervorhebung dessen, was als „typisch“ an Bauwerken oder Blickpunkten Frankfurts gilt, hat als bildliche Darstellung eine lange Tradition. Zunächst vom Adel im 17. Jahrhundert, später vom Bürgertum als „Grand Tour“ vorangetrieben, galten Bildungsreisen durch Europa lange als das Mittel der Wahl, sich auch nach außen zu präsentieren. Mitgebracht wurden Landschafts- oder Stadtbilder, Portraits, von Mitreisenden in Auftrag gegeben. Prominentes Beispiel ist das Goethe-Portrait von Johann Heinrich Tischbein im Frankfurter Städel. Goethe selbst war nie im Besitz des Originales, sondern begnügte sich mit Reproduktionen. Hoch aktuell zeigt sich diese Variante in den Bedürfnissen, Belege für Reisen zu finden und zu sammeln. Aber auch Szenen und Portraits aus dem Alltagsleben wie zum Beispiel Scherenschnitte, von der zeitgenössischen Künstlerin Hannelore Uhse gestaltet, stehen wieder hoch im Kurs: Beitrag Beate Stahl Scherenschnitte von Hannelore Uhse.

Blick auf vertraute Plätze  

Identitätsverlust durch die Beschleunigung der Moderne kann zu Nostalgie, Heimatssehnsucht oder Kulturpessimismus in Einem führen. Aus Umbrüchen und Verwüstungen der modernen Beschleunigung taucht das Bild der alten Stadt als ein Gegenbild auf. Prominentes Beispiel ist die neue Frankfurter Altstadt. Durch sie zeigt sich ein mit Sehnsucht aufgeladenes Bild gegen die als „unwirtlich“ empfundene Nachkriegsarchitektur. „Die Unwirtlichkeit der Städte“ kritisierte der Frankfurter Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich, der selbst vom „irrationalen und keineswegs rationalen Wunsch nach dem Eigenheim“ überfallen wurde und schnell eine Kehrtwende einleitete. Mit seiner Frau Margarete zog er nach Frankfurt-Höchst, in ein 19-stöckiges Hochhaus, im Jahr 2007 komplettsaniert als das „Mitscherlich-Haus“ bekannt geworden. Der Stolz auf bekannte Frankfurter Bürger, Denker und Dichter und ihre Bedeutung für die Stadt ist allenthalben zu spüren: Beitrag Rudolf Dederer Goethe, Schiller, Stoltze in Frankfurt. Oder: Öfter mal was Neues.

Auch viele Parks und Anlagen tragen den Namen bekannter und wohlhabender Frankfurter Bürger. Den ‚Bethmanns‘ verdankt Frankfurt einen bekannten Park, auch hier wieder ein Gegenpol zur Hektik der Großstadt Frankfurts; Kontemplation am Nachmittag kommt nicht zu kurz beim Flanieren zum Landschaftsgarten mit Teich oder dem Chinesischen Garten, einem friedlichen Platz der Stille und zum Kraft auftanken: Beitrag Anita Wessling Bethmannpark – Ein Bürgerpark in Frankfurt.

Blick auf Kultur und Kulinarik

Der Blick auf Frankfurt ist eng mit der Unterhaltungs- und Gastronomieszene verbunden. So erscheint seit 1990 der Bestseller „Journal Frankfurt“ als Zusammenschluss der Stadtmagazine „Pflasterstrand und „Auftritt“, Wieder rückt ein bekannter Frankfurter in den Fokus der Aufmerksamkeit, Daniel Cohn-Bendit, Begründer und Herausgeber von „Pflasterstrand“, der bis 2017 auch als Kolumnist für das „Journal Frankfurt“ arbeitete. Als Sonderheft erscheint auch der Bestseller „Frankfurt geht aus“ einmal im Jahr. Ein Blick zurück auf das Jahr 93/94 verrät beispielsweise auf 214 Seiten, „wohin man geht, wenn man nicht isst, was auf den Teller kommt, sondern was in die Top-Ten-Liste des Journal Frankfurt Führers“ kommt. Da geht es um kulinarische Adressen Frankfurts, witzig eingeteilt in „Italiener in Top-Form“ oder „Äppler ex und top“. Immer im Trend „Gastronomie einmal anders“, mit „Top Secret“, den romantischen Plätzen, einfach schrill und hipp, das Frankfurter ‚must have‘ der VIP-Szene oder ‚on top‘, der Frankfurter Wein.

Moment mal: Spätestens hier wird es Zeit, fast zehn Jahre später hinter die kulinarischen Kulissen Frankfurts zu blicken. „Essen im urbanen Umfeld in Frankfurt“ bedeutet für Martin Willenbacher zunächst die Frage nach Herkunft, Verteilung und Nachhaltigkeit sowie bei der Beschaffung von Lebensmitteln in Frankfurt. Sein Streifzug führt über das „PCF“ am Flughafen über die Kleinmarkthalle im Stadtzentrum oder auch das Frischezentrum in Kalbach. Und tatsächlich bis hin zu Frankfurts Weinberg am Lohrberger Hang: Beitrag Martin Willenbacher Streifzug zum Thema Essen in Frankfurt.

Etwas, das im Journal Frankfurt nicht nachzulesen war betrifft die Frage, inwieweit die Stadt Frankfurt den Ansprüchen guter humanitärer Gastfreundschaft in Bezug auf annehmbare Hygieneeinrichtungen entspricht. Diese Frage stellen sich Renate Goldbach und Julius Jonasch. Sie beginnen ihren Spazier- und Erkundungsgang am berühmten Frankfurter „Eisernen Steg“, beschreiben gleichzeitig die Sehenswürdigkeiten in Vergangenheit und Gegenwart, schlendern über die Zeil und landen in Höchst. Sie sind angetan von Parks und Spielplätzen, nur eines gibt es leider nicht…: Beitrag Renate Goldbach und Julius Jonasch Genügend öffentliche Toiletten?

Beim abendlichen Ausgehen in Musikkneipen oder auch bei den tänzerischen Vergnügungen in der Szene des Tangos zeigen sich heute persönliche Interessen, Vorlieben und Insiderwissen, abseits des ‚Mainstreams‘. Vermittelt wird urbanes Lebensgefühl und eine Auswahl der Lieblingslokalitäten: Beitrag Irma Hansmann Meine privaten Musikerlebnisse in Frankfurt. In Kneipen und an schönen Orten, die ich, teils schon seit vielen Jahrzehnten, gern zum Musikhören besuche. DieFaszination, die vom Tangotanzen ausgeht; das Besondere an dieser Frankfurter Szene, auf jeden Fall prickelnd, interessant und zum Weiterlesen herausfordernd, wird versprochen bei: Beitrag W. W. Frankfurt – die Stadt und Tango Argentino.

Während bei unseren Projektteilnehmenden die Ausgestaltungen ihrer Beschreibungen sehr individuell ausfallen, zeigen Ansichtskarten oder Andenken über Frankfurt gerne Produkte, die einen hohen Wiedererkennungswert haben, sich damit auch durch Austauschbarkeit auszeichnen. Memory-Karten über Frankfurt präsentieren vorwiegend ‚Hammering Man‘, ‚Skyline‘, Römer‘ oder Tischbeins ‚Goethebild‘. Die ‚Einheimischen‘ bevorzugen andere Motive. So haben die vorgestellten Teilprojekte viel mehr mit der Sicht der Bewohner oder speziell dem Blickwinkel der neuen Flaneure auf ‚ihre Stadt‘ zu tun. Beschrieben wird da etwa das alltägliche Leben und Besuchen des eigenen Stadtviertels, das als kultureller Spaziergang erlebbar wird: Beitrag Katrin Swoboda „Soulfood in Bockenheim: eine kleine kulturell-kulinarische Speisekarte alphabetisch“.

Zum kulturellen Spaziergang gerät auch für den Ortsfremden das „Aufsuchen“ der Bücherschränke, die öffentlich zugänglich in allen Stadtteilen Frankfurts zu finden sind. Sie laden ein, die sie umgebende Atmosphäre, die bauliche und soziale Umgebung beobachtend wahrzunehmen: Beitrag Anett Dederer-Lassen & Hans-Christian Lassen (Hamburg) Leseratte und Bücherwurm als Flaneure – Frankfurt und seine öffentlichen Bücherschränke“.

Unsere Beiträge laden zu (gemeinsamen) Stadtführungen ein, bieten sowohl Diskussionen zum Erleben der Stadt Frankfurt aus einem besonderen Blickwinkel als auch zu weiterführenden Workshops zum Themenbereich „Stadtforschung“, und auch dem des „Forschenden Lernens“ allgemein oder im Besonderen des „Lebenslangen Lernens an der Universität des 3. Lebensalters“.

Das vorliegende Forschungsprojekt hat zudem Gedanken zum „Stadtimage“ und zu „Stadtidentität“ aufgegriffen. Mit den in vier Semestern besprochenen neueren kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungen wurden diese Vorgänge ins Blickfeld gerückt. Auch künstlerische Positionen wurden dazu herangezogen und beleuchtet.

Im Ergebnis erweist sich für uns das „Projektlabor Überlebenskunst“ als ein Denk-, Forschungs- und Erlebensraum, den wir gemeinsam in zwei Jahren mit Inhalten füllen konnten. Schon die griechischen Philosophen suchten in der Antike unter dem Stichwort „Lebenskunst“ Wege zu Wohlbefinden und innerer Zufriedenheit.

Das Wortspiel „ÜberLebensKunst“ verrät einerseits den interdisziplinären Ansatz, über das Leben und die Kunst in Frankfurt zu forschen, andererseits auch das Ziel, einen Satisfaktionsraum zu finden, den wir mit lebendigen Fragen aus unserem Alltag, aber auch aus der Kunst und Kultur zusammen entwickeln wollten. Über Lebenskunst bekommt für uns über die Forschung und Entwicklung in einem „Labor“ hinaus, die Bedeutung von Erkundungen zu Biographie, Lebenswelt und Erinnerung.