Im Jahre 2017 lernte ich Gabriele Pfeifer kennen. Damals hatte ich die Idee, eine Veranstaltung in der Stadtbücherei Dietzenbach zu initiieren. Unter dem Titel „Lebenskunst in Anderswelten“ wollten wir fremde, unvertraute Lebenswelten und Lebenssituationen erkunden, die sich anders als die Erfahrungen in unserer Alltagswelt gestalten und zu denen ein Zugang oft nur schwer möglich ist. In biographischen und literarischen Lesungen, untermalt mit Musik, symbolisiert durch die Mittel der Kunst (Malerei) wollten wir darauf aufmerksam machen, wie Menschen in Übergangs- und Umbruchssituationen wie plötzlicher Erkrankung, Behinderung, Not oder Obdachlosigkeit eigene Lebenskünste entwickeln können, und den Zugang zu diesen Anderswelten zu erschließen suchen.
Anderswelten hat viele Facetten. Das betrifft nicht nur die Frage, wie parallele Lebenswelten in modernen pluralistischen Gesellschaften miteinander existieren und umgehen können, sondern vor allem auch, wie das Fremde sich in der eigenen Kultur und Nähe wahrnehmen und verstehen lässt. Auftakt zu dieser neuen Veranstaltungsreihe war der Themenabend „Brüche und Umbrüche im Lebenslauf am Beispiel der Krankheit Demenz“ im Rahmen der Demenzwoche vom 18. bis 23. September 2017 in der Stadtbücherei Dietzenbach. Um die Anderswelt der Demenzkranken besser begreifen zu können, hatten die Künstlerinnen Sabine Räbiger und Gabriele Pfeifer zu diesem Thema passend jeweils ein Bild zur Verfügung gestellt.
Das Thema der Brüche und Umbrüche im Lebenslauf begleitet uns auch im Jahr 2022 und wird in unserem Sommersemester 22 durch das Seminar Krise, Entscheidung und Mut zur Veränderung https://www.elkewehrs.de/krise-entscheidung-und-mut-zur-veraenderung/ einen Relaunch erfahren.
Auch Gabriele Pfeifer habe ich wieder getroffen. Sie gehörte zu den Dietzenbacher Künstler:innen, die nach zwei Jahren Corona bedingter Pause endlich wieder ihre Bilder bei der Kunstausstellung „Artig“ zeigen durften.
Dazu hat sie mir Ihre Eindrücke geschrieben.
Hallo liebe Elke,
gestern Abend ging die ARTig 2022, die große Kunstausstellung organisiert von der Stadt Dietzenbach, zu Ende. Ich durfte mit 22 weiteren Künstlern teilnehmen. Endlich, nach zwei jähriger Corona bedingter Pause, konnte ich mal wieder einige meiner Arbeiten einem breiten Publikum präsentieren. Viele Besucher schlenderten und bewunderten die Vielfalt der gezeigten Werke. Auf der Bühne wurden Arbeiten zum Thema „Die Macht der Farben“ ausgestellt. Hierzu sollte jeder Künstler ein Werk erarbeiten.
Ich habe hier ein Bild zur Verfügung gestellt, ein Portrait, welches schwungvoll von mir in kräftigen Farben gemalt worden ist. Schon gleich nach der Eröffnung am Freitagabend hat es einen neuen Besitzer gefunden und ist auch bereits schon bei ihm eingezogen. Es freut mich immer riesig, wenn meine Bilder gefallen und ein passendes Zuhause finden.Von der Kunst kann ich nicht leben, aber sie schenkt mir Freude beim Arbeiten. Es macht mich besonders glücklich, wenn andere auch damit Freude haben. Und, es spornt an wieder „Neues“ zu tun. Es ist das Porträt rechts! – mal wieder ein Portrait – für mich eine Hommage an die schönen, starken Menschen in Afrika. Du weißt, dass Afrika mein Lieblingskontinent ist und ich viel Zeit dort verbringe. Immer wieder inspirieren mich die Menschen und das Land für meine Darstellungen.
Wie Du ja weißt, habe ich sehr spät mit der Malerei begonnen. Eigentlich nach dem Start in den Ruhestand. Nun bin ich über 70 und kann endlich tun, was mir Freude macht. Es ist nicht immer leicht als „älteres Mädchen“ zwischen junge Studenten auf Akademien und Lehrgängen mitzuhalten. Es spornt an und hält mich jung. Und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten! Das habe ich auf dieser Ausstellung wieder erfahren dürfen und natürlich auch sehr genossen.
Gerne schicke ich Dir einige meiner Bilder von meiner Ausstellung bei der Artig, damit Du einen Eindruck davon bekommst, was mich in den letzten Jahren bewegt hat. Ich war mit der Resonanz der Ausstellung sehr zufrieden, und einige Bilder von mir haben nun ein neues Zuhause gefunden. Nun hoffe ich, dass die nächsten geplanten Ausstellungen nicht wegen der Pandemie oder sonstigen, schrecklichen Ereignissen abgesagt werden müssen, damit die Menschen wieder mal die Möglichkeiten haben, sich an den schönen Dingen im Leben erfreuen zu können.
Liebe Grüße
Gabi
Noch mehr Bilder von mir findet man unter www.gabriele-pfeifer.de