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Vom 12. Bis 19. März finden die Theatertage aus Rheinland-Pfalz statt. Es ist ein Festival, das alle Theaterdisziplinen wie Schauspiel, Ballett, Tanz oder Musiktheater bedient. Sogar das Kinder- und Jugendtheater findet in den 18 Produktionen der beteiligten Theater Trier, Koblenz, Mainz und Kaiserslautern seinen wohlverdienten Platz. Erfahren kann der Zuschauer sowohl etwas über Rheinland-Pfalz selbst als auch über seine Geschichte und seine internationalen Bezüge.

Der Kulturbotschafter des UniWehrsEL hat sich die Kassandra im Staatstheater Mainz von James Sutherland angeschaut.

Liebes UniWehrsEL,

zu Gast war das Ensemble der Stadt Kaiserslautern. Die musikalische Untermalung war äußerst interessant: Zu hören waren Alfred Schmittke, John Cage, Philipp Glass, Michael Gordon, György Ligeti und Ralph Vaughan Williams. Also alles Vertreter der heutigen modernen klassischen Musik. Diese modernen Vertreter standen etwas in Widerspruch zum klassischen Stoff auf der Bühne. Kassandra eine Antiheldin aus der Antike. Jene Frau also die zwar stets die richtigen Prognosen wagt, aber bei der Bevölkerung und ihren Freunden auf taube Ohren trifft. In der Inszenierung von James Sutherland tritt Kassandra in einer Doppelrolle als Tänzerin und Schauspielerin auf.


Da sich Kassandra nicht dem Gott Apoll hingeben wollte, erhielt sie zwar die Fähigkeit in die Zukunft zu sehen, diese Gabe nützt ihr aber nichts, weil die Mitmenschen ihren düsteren Prognosen nicht glauben.

Es werden Texte der Dramatikerin Christa Wolf aus den 1980er Jahren vorgetragen, zusätzlich zur musikalischen Untermalung. Dies hat eine große dramatische Wirkung. Insgesamt 20 Tänzer treten als griechisches Volk auf.


James Sutherland will jedoch Kassandra nicht mit einem traurigen Ende versehen und lässt das Schlussbild zu der Musik von Williams eine positive Wendung erfahren, so wird Kassandra nicht wie im Original von der Gesellschaft ausgeschlossen, sondern am Ende wieder in die Gruppe aufgenommen, weil sie sich für die Gesellschaft aus Sicht der Regie eingesetzt hat. Das soll die Gruppe und die zeitweise in Misskredit geratene Kassandra wiedervereinen. Dies ist ein sehr theatralisches Ende.

Am Ende des ersten Akts zur Pause deutet nichts auf dieses Ende hin, im Gegenteil, so sieht der Zuschauer auf einer Videowand im Hintergrund Atomwaffen explodieren. Ein sehr bedrohliches Bild. Vor diesem Bild kämpft eine Armee miteinander.

In einer Szene zieht die Schauspiel-Kassandra der Tänzer-Kassandra eine Uniform an. Aus der Privatperson wird eine Soldatin. Am Ende gibt es den umgekehrten Schritt, von der Soldatin zurück zur Zivilperson.

Die Bühne ist über weite Strecken in Dunkelheit getaucht. Nur rote Litfaßsäulen bringen etwas Farbe in die Dunkelheit des abstrakten Raums. Im zweiten Teil sieht der Zuschauer einen Steinkreis. Dieser steht möglicherweise für die Gefallenen im Trojanischen Krieg. Es ist ein stilles Gedenken an das Leid der Menschen.

In einer Szene heißt es, dass nicht der Auslöser des Krieges von seinen Mitmenschen bestraft wird, sondern der Überbringer der schlechten Nachricht. Also Kassandra wird dafür bestraft, dass sie den Krieg vorhersagt und nicht die Griechen.

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. März 2022
  • Lesedauer:4 min Lesezeit