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Alle Jahre wieder beschäftigt den Operngänger die Frauen bei Puccini (1858-1924). Gerade sind am Staatstheater Mainz und am Staatstheater Darmstadt wieder die Puccini Opern am Start. Darmstadt bietet einen Blick auf “La Bohème” und Mainz auf “Manon Lescaut”. Doch warum erfreuen sich diese Opern so großer Beliebtheit beim Publikum? Das liegt wohl an den Frauenfiguren bei Puccini. Zum erfolgreichen Opernkomponisten wurde Puccini durch Manon. Eine Frauenrolle, die zwischen kindlicher Unschuld und der eines Vamps schwankt. Manons Liebhaber muss den Tod von Manon, sie verdurstet in der Wüste während er nach Wasser sucht, literarisch verarbeiten.

Auch die Titelheldin Mimi aus „La Bohème“ ist ein unschuldiges fröhliches Mädchen, dass durch ihren frühen Tod an einer Lungenkrankheit die Gruppe ihrer Freunde nachhaltig beeinflusst. Nie wieder werden ihre Freunde so unbeschwert sein, wie vor Mimis ableben. Loser Lebenswandel der fahrenden böhmischen Musiker des 18. Jahrhunderts prägte den Begriff der Bohème. “Böhmisch” zu leben bedeutete: ungezwungen, aber arm, ganz für die Kunst, aber ohne Geld zu existieren. So auch der mittellose Dichter Rodolfo, der auf Mimi trifft, deren “eiskaltes Händchen” ihm körperliche Entbehrungen in äußerster Armut und kurzem Glück verkündet.

In „Madame Butterfly“ begeht die Titelheldin Selbstmord, nachdem ihr Ex-Liebhaber ihr das gemeinsame Kind wegnimmt. Das Thema dieser Oper ist die „Ehe auf Zeit“ zwischen dem amerikanischen Marineoffizier Pinkerton und der Japanerin Cio-Cio-San, genannt Butterfly. In einer männlich dominierten Welt bedient sich der Held der naiven und unterwürfigen Cio-Cio-San. Schwanger, verlassen und unglücklich nimmt sie sich das Leben.

„Tosca“ begeht ebenfalls Selbstmord, indem sie von der Mauer der Engelsburg springt. Minnie, “Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ zieht zwar den fleißig hart arbeitenden Goldgräbern das Geld für Drinks aus der Tasche, wird aber als Engel angesehen, weil sie die Goldgräber wie eine ‘Mutter der Arbeit’ umsorgt. Das Sklavenmädchen Liu in „Turandot“ wiederum opfert sich für den Prinzen, weil sie nicht seinen Namen preisgeben will und stirbt dafür einen qualvollen Foltertod.

Alle diese genannten Figuren sind idealtypisch und mussten aus Sicht des 19. Jahrhunderts unschuldig, ‚rein‘ sein. Damit der Zuschauer für die Frauen Mitleid und Empathie empfinden darf? Keine der Frauen lehnt sich auf, sondern alle fügen sich in ihr Schicksal, den Tod. Doch warum schauen die Zuschauer im 21. Jahrhundert immer noch so gerne diese Figuren an? Liegt es an der klaren Rollenzuteilung der Geschlechter? Auf der einen Seite der Mann als Abenteurer, Draufgänger, ein wenig naiv und jung mit großer Eifersucht. Auf der anderen Seite die unschuldige Frau, deren Tod tragisch aber unvermeidlich ist. Gefällt dem Zuschauer diese klare Rollenverteilung in einer Welt, in der die Geschlechterrollen, wer ist der Versorger der Familie, nicht mehr so einfach sind? Werden diese Opernstoffe zu Märchen aus einer fernen Zeit und dies trotz aller Versuche der Regisseure die Stoffe in Bezug zu aktuellen Ereignissen zu setzen?

Zum Abschluss noch ein Link zu Puccinis Manon aus Mainz.

Puccini selbst galt als „Frauenversteher“, der die Inspiration zu seinen Opern aus seinen privaten Liebesverhältnissen zog. Zum Nachlesen hier ein Essay von Michael Horst

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:2. Januar 2022
  • Lesedauer:4 min Lesezeit