In den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit dem Thema „Mensch und Umwelt“ beschäftigt. Dabei fiel mir ein Buch aus dem Jahre 1966 in die Hände, dass mir der Autor Joachim Landeck vor vielen Jahren geschenkt hat. Es heißt „Aus der Wunderwelt des Wetters“ und beschreibt in spannenden Geschichten den ewigen Wechsel der Jahreszeiten. Das Buch gibt sorgfältig recherchiert Antwort auf Fragen nach dem „Warum“ dieses Wechsels. Eine der Geschichten mit dem schönen Titel „Hundstage und nirgendwo ein Hund!“ habe ich für Sie hier zusammengefasst.
Ob wir wollen oder nicht, der Kalender diktiert uns, welches die Hundstage sind. Jeder Tag zwischen dem 23. Juli und dem 23. August zählt zu den Hundstagen, ganz gleich ob es kalt oder regengrau oder sonnig und warm ist.
Woher kommt denn eigentlich der Name „Hundstage“? Viele Leute haben sich darüber Gedanken gemacht. In früheren Zeiten kannte man das Wesen der Tollwut noch nicht und hielt sie für eine Folgewirkung von übermäßiger Hitzewirkung und großem Durst. Vor allem Hunde sollten von dieser Seuche betroffen sein. Eine völlig falsche Fährte!
Aber die Spur führt schon in die Vergangenheit und hier direkt zu den uralten Wetter- und Bauernsprüche. Hier lassen sich erste Anhaltspunkte finden:
„Ist’s in den ersten Wochen Sommer, wird der Winter kein Frommer!“
Das lässt sich nun nur dann verstehen, wenn man weiß, dass in der Zeit, als solche Sprüche geprägt worden sind, das Jahr nicht im Winter, sondern im Sommer begonnen hat. Manche Gebräuche weisen auch heute noch darauf hin. So beginnt das „Jägerjahr“ im Juli oder August, sobald die Schonzeit der Wildarten zu Ende geht. Das hängt damit zusammen, dass der Mensch in Vorzeit in der Hauptsache von den Erträgen der Jagd lebte, der Ackerbau ergänzte dies, wenn die Jagdbeute nicht ausreichte. Im Frühling und Frühsommer war die Jagd weniger lohnend, weil die Alttiere nicht mehr viel wert und die Jungtiere noch zu klein waren. Ein bedeutender Wendepunkt war dann, wenn der Sommer seinen Höhepunkt überschritten und die Jagd wieder erfolgreich war. Diese Zeit vom Mangel zum Überfluss wiederholte sich immer um die gleiche Zeit, Grund genug diesen Meilenstein im Jahresablauf gleich mit dem Beginn eines neuen Jahres gleichzusetzen.
Aber auch da wurde der Beginn nicht willkürlich gesetzt, sondern hatte seine Bedeutung in der markanten Erscheinung im Lauf der Gestirne. Der Mensch war damals ein Nachtwesen. Tagsüber lauerten zu viele Gefahren. So waren die Sterne von höchster Bedeutung, als Wegweiser, Sitz der Götter und Zeitmesser im Jahresablauf.
Und da kommt nun ein Naturereignis ins Spiel, der sogenannte „Hundsstern“. Er ist neben Sonne und Mond der hellste Stern am Himmelszelt und wurde schon in der Ilias gepriesen:
„Der zur Sommerzeit sich erhebt und in strahlender Klarheit jeden Stern überglänzt von den vielen im nächtlichen Dunkel, welchen die Menschen ‚Hund des Orion‘ mit Namen benennen“.
Gemeint hat Homer damit den Sirius, den nächsten Nachbarn unserer Sonne im nördlichen Himmelsblickfeld. Der Hundsstern blieb für eine Weile unsichtbar und tauchte dann wieder am Horizont auf, das bewegte die Menschen der Frühzeit so sehr, dass sie gleichzeitig die so bedeutsame Jagd aufnahmen. Ein neuer Abschnitt im Jahreskreis, ein neues Jahr beginnt, wenn der „Hundsstern“ wieder über dem Horizont erschien, ein „Neujahrstag“ in der Geschichte der Menschheit.
Der „Hundsstern“ leitet also nicht nur das neue Jahr ein, sondern ist auch treuer Gefährte, der in der Nacht den Weg weist. So wie der Hund auf der Erde seinem Herrn vorausläuft, so geht der Hundsstern am Himmel dem Jäger voran. Genau wie der Orion, so erzählt es die Sage, er hatte einst als wilder Jäger auf der Erde gelebt und wurde später auf Grund seiner Untaten in den Sternenhimmel verbannt.
Wer nun aber glaubt, im Sternbild des „Großen Hundes“, das Abbild eines Hundes zu sehen, der hat Pech gehabt. Die alten Assyrer sahen darin die Form eines Pfeiles und deuteten es dahin, nun würde das neue Jahr losgeschossen.