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Es gibt ein Theaterstück und das heißt „Indien“. Der exotische Titel scheint aber zunächst ins Leere zu führen, weil das Stück ursprünglich in die tiefe österreichische Provinz führte. Begonnen hat es mit dem Zwei-Personen-Kammerspiel der Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer. Ins Hessische übertragen durch den Dramatiker David Gieselmann erlangte es Kult-Status.

Entwurf: Helmut Röll

Zwei Männer, die Gastronomie-Inspektoren Bösel und Fellner, sind auf einem Road-Trip durch Südhessen, dem Land von Handkäs‘ un Äppelwoi. Road-Trip ist eigentlich ein Synonym für Freiheit, Spontaneität, Flexibilität, sich Zeit nehmen, tun und lassen zu können, worauf man Lust hat. Für die beiden „Gastronomie-Experten“ ist es nichts als eine endlose Autofahrt, bei der die Kür zur Pflicht wird. Gemeinsam ist den Beiden die Erforschung drittklassischer Gasthöfe für einen Tourismus-Katalog, die Verbindung zur Straße und ihr hessischer Dialekt. Aus anfänglicher Abneigung wird langsam eine Schicksalsgemeinschaft. Der Alltag ist trist, das Leben „schleecht“, das Träumen nach einem besseren Ort erlaubt: „Indien“ wird für sie zum Synonym für Lebenssinn und Überlebenskunst.

So tingeln sie gemeinsam durch triste Gasthäuser und probieren sich durch Fleischgerichte mit „Frankfurter Grüner Soße“ (Beitrag Martin Willenbacher Streifzug zum Thema Essen durch Frankfurt). Alles wird kräftig im hessischen Dialekt kommentiert. Sie selbst empfinden das durchaus nicht als komisch, mehr als verbindend, und beim Zuhörer erweckt es das Gefühl des „Insider-Wissens“. Man versteht wenig, die Beiden hingegen scheinen zu wissen, wovon sie reden.

In dieser tragisch-komischen Situation bleibt besonders eine Szene in Erinnerung. Als die beiden sich erstmals anfreunden, sitzt Bösel auf dem Klo und Fellner wartet vor der Tür, er muss auch ganz dringend. Und dann: „Urplötzlich komme se ins Schwätze un warn sich glei e bissche näher“. Das knüpft doch unmittelbar an die Frage an, inwiefern es in Frankfurt und im Umland ausreichend saubere öffentliche Toiletteneinrichtungen gibt (Beitrag Renate Goldbach & Julius Jonasch Genügend öffentliche Toiletten?).

Übrigens: Hessisch ist Nicht-Gleich ‚Frankforterisch‘. Da gibt es viele Unter-Dialekte und Spezialbegriffe, die spezifisch für einen Ort oder eine Region sind. Gieselmann hat seine Protagonisten als „Heiner“, also kurz gesagt mit Darmstädter Dialekt spechen lassen: 

Fellner: „Ich persenlisch vertrede ja die Ansicht, dass des Esse efter im Zusammenhang stehn tut mit der Landschaft. Also wenn die Landschaft karg is‘, essese da Sache vom Grill. Bei uns is‘ jetzt die Landschaft eher ippiger, dadurch grihne Sosse und so.“

Bösel: „Ums Grihne reiss ich mich nedd so.“

Und ganz kurz noch ein Hessisches Glossar (um Ihre Hochdeutsche Ergänzung wird gebeten!)

Ahle Worscht
Bethmännche
Blunse
Duggefett
Ebbelwoi, aach Stöffche, Schoppe
Grie Soß
Haddekuche
Handkäs mit Musigg
Knärzche
Kreppel
Latwersch
Ribbelkuche
Wecke zum wegbuzze Zwibbelkuche