Wenn wir an Frankfurt denken, haben wir bestimmte Bilder im Kopf. Geprägt wurden diese durch die Medien, aber auch durch Erinnerungen und Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen durften. Fotografien spiegeln unsere persönliche Sichtweise wider. Verschiedene Themen und dazu die passenden Bilder vermitteln eine ‚Vielansichtigkeit‘ der Welt, die zeigt, dass Jeder von uns nicht nur seine eigene ‚Wirklichkeit‘ mit sich herumträgt, sondern auch aus seiner individuellen Aneignung der Welt heraus agiert. Wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, ist geprägt durch die Eltern, die Kultur in der wir heranwachsen, durch Freunde und Erziehung.
Die Bilder, die bei den Forschungen zu Frankfurt im „Projektlabor ÜberLebensKunst“ entstanden sind und von denen einige auch hier auf der Webseite unter Abstracts der Teilprojekte “Stadtforschung” zu sehen sind, aktivieren Erinnerungen, sedimentierte Empfindungen und Prägungen. Fotografien lassen Denken und Fühlen ineinander übergehen, Momente und bestimmte Lebenssituationen bewirken eine Wahrnehmung unseres Selbst und stoßen gleichzeitig Denkprozesse an, die uns mit unserer Außenwelt verbinden. Oder um es mit den Worten von Novalis, dem deutschen Schriftsteller und Philosophen zu sagen: „Die Vorstellungen der Innen- und Außenwelt bilden sich parallel fortschreitend – wie rechter und linker Fuß.“
Die Autoren unseres Projektlabors haben nicht nur geschrieben Work in progress, sondern allesamt fotografiert und damit Schritt für Schritt fortschreitend gezeigt, dass sie sich für die sichtbare Welt Frankfurts interessieren. Durch die fotografischen Bilder haben sie versucht, das zu vermitteln und zu interpretieren, was sie mit ihren Augen wahrnehmen konnten. Jedes der gezeigten Motive ist der Wunsch, Sichtbares festzuhalten und gleichzeitig Persönliches zum Ausdruck zu bringen, über das Geschriebene hinaus, das zu vermitteln, was ihnen als Fotografen selbst widerfahren ist.
Ein reichlich bebildertes Beispiel bietet der Beitrag zur Frankfurter U-Bahn. Sie ist mehr als ein Ort des Umsteigens , des Spiels mit Ober- und Unterwelt, Licht und Dunkelheit, Stillstand und Bewegung, Masse und Anonymität, sondern auch Schauplatz für „wilde Tiere“ und narrative Mythologie Winfried Obermeier Der Zoo beginnt unter der Erde.
Ein Ort, der paradigmatisch für die Großstadt steht, schon deshalb das besondere Interesse des Forschers erregt hat, ist die U-Bahn in ihrer besonderen Atmosphäre von Dunkelheit und künstlicher Beleuchtung. Sie bietet sie einen Raum des Nutzens und Erlebens. Schon der französische Ethnologe und Philosoph Marc Augé (1988): Ein Ethnologe in der Metro hat die U-Bahn, nach seinen Forschungen in Afrika, in den Mittelpunkt seiner Erkundungen gestellt.
Und besonders für die U-Bahnhöfe in Frankfurt gilt: sie sind zugleich Architekturraum, Schauplatz für großstädtische Wahrnehmungsweisen und wie der Beitrag zeigt, auch ein Raum für persönliche Begegnungen und individuelle Vorstellungen.