Das neue Seminar im Wintersemester wirft bereits seine Schatten voraus. „Mensch und Mee/hr“ ist ein Thema, zu dem wirklich viele Seminarteilnehmer schon etwas gehört, gelesen oder selbst erlebt haben. Natürlich werben die großen Reedereien mit ihren Kreuzfahrten und bitten darum immer wieder Prominente um Mitfahrt und Bericht darüber.
Einen der bekanntesten Selbsterfahrungsberichte hat der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace geschrieben: „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“. Über ihn und seine ironisch-sarkastische Darstellung wird im Seminar noch ausführlich gesprochen werden.
Hier ein kleiner Auszug dazu:
… Ich muss allerdings zugeben, dass ich wohl lediglich durch eine Art Peter-Prinzip an den Job gekommen bin. Weil nämlich eine gewisse Edelgazette von der Ostküste der Meinung war, mein erster Auftrag, ein formal nicht näher festgelegtes »Feature« über die gute alte State Fair, sei ganz gut gelaufen, haben sie mir diesmal diese superlaue Kreuzfahrt-Geschichte anvertraut, wiederum ohne jeden Hinweis darauf, was genau von mir erwartet wird. Dennoch hat sich für mich persönlich der Druck erhöht; denn betrugen die Spesen für die State-Fair-Story (die Glücksspiel-Verluste nicht eingerechnet) noch schlappe 27,00 Dollar, so müssen sie hier gleich 3000 Dollar hinlegen, bevor auch nur eine einzige – womöglich auch noch »packende« – Zeile auf dem Papier steht. Und wann immer ich mich von Bord aus, über Satellitentelefon, bei ihnen melde, versichern sie mir mit der größten Gelassenheit, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen. Mehr kriegt man von diesen Zeitungsleuten nicht zu hören, schon gar kein ehrliches Wort. Alles, was sie wollen, behaupten sie, sei eine persönliche Doku-Postkarte im Breitwandformat. Mit anderen Worten: Junge, lass dich feudal durch die Karibik schippern und schreib einfach auf, was du gesehen hast… (6. Auflage 2020, S. 5-6).
Ein anderer bedeutender deutscher Schriftsteller wurde ebenfalls zu einer Kreuzfahrt eingeladen. Obwohl eine Karibik-Kreuzfahrt bei freier Kost und Logis durchaus verlockend klingt, auch für einen weitgereisten Schriftsteller wie Bodo Kirchhoff, fand er sehr schnell den Haken an der Sache heraus.
Lesen Sie bitte dazu einen Leserbrief von Dr. Anne Winckler.
Liebe Elke,
bald startet das neue Semester. Auf das Kreuzfahrt-Seminar bin ich schon sehr gespannt.
Mir ist übrigens ein kleines Büchlein von Bodo Kirchhoff zum Thema Kreuzfahrt wieder in die Hände gefallen. Sonst ist Bodo Kirchhoff nicht unbedingt einer meiner Lieblingsschriftsteller, aber diese Parabel hat mich begeistert. So viel hintergründigen Humor hätte ich ihm nicht zugetraut. Wobei ich durchaus einkalkuliere, dass er alles was er da schreibt auch ernst meint. Aber diese scharf geschliffene Sprachklinge macht einfach Spaß.
Hier ein Link mit einer Besprechung.