Der deutsche Titel klingt sperrig „Der phönizische Meisterstreich“ und doch lockt die Filmografie von Wes Anderson dazu ein, sich den Streifen, nach der Weltpremiere in Cannes, im deutschen Kino anzusehen. Denn das Multitalent Anderson ist nicht nur Filmregisseur, sondern auch Filmproduzent und Drehbuchautor. Wer einen Streifen von ihm gesehen hat, weiß was ihn erwartet: eine Welt, wie aus einem Bilderbuch, Puppenhaus-Ästhetik, bizarre Szenerien mit vorherrschender Symmetrie in sanften kraftvollen Mustern, perfekt durchkomponiert.

Schon die Titel seiner Filme lassen spannendes Erhoffen. Da war der Film „Die Tiefseetaucher“ (2003), in dem Steve Zissou (Bill Murray) mit seinem Team das Leben unter Wasser in einem U-Boot erforscht, auf der Jagd nach einem unbekannten Jaguar-Hai. Der soll angeblich seinen besten Kumpel gefressen haben und das schreit nach „Rache“.
Legendär auch die gemeinsame Zugreise dreier Brüder in Indien, auf der Suche nach ihrer Mutter in „Darjeeling Limited“ (2007), seiner sechsten Veröffentlichung.
Die Oscar-Nominierung in der Kategorie bester Stop-Motion-Animationsfilm bekamt „Der fantastische Mr. Fox“ (2009), basierend auf Roald Dahls gleichnamiger Erzählung.
Andersons bekanntester Film war wohl „Grand Budapest Hotel“ (2013), der mit dem Großen Preis der Berlinale prämiert wurde. Der Drehort dieser Erzählung von einer Freundschaft war ein ostdeutsches Jugendstilkaufhaus.
Auch „Die Royal Tenenbaums“ (2001) kennen die eingefleischten Anderson Fans, die seinen speziellen Humor mögen und ein dystopisches Familienleben schätzen. An der Spitze des Clans steht Royal Tenenbaum, ein Hochstapler, der sich mit Reden aus jeder Notlage befreien kann und ohne die Zeche zu bezahlen in einem 5-Sterne-Hotel Freundschaften mit dem alternden Liftboy geknüpft hat.
Nun also „The Phoenician Scheme“ (Originaltitel), in dem es um eine große Familie und ihr alteingesessenes Unternehmen geht, das in eine Spionagegeschichte verwickelt ist. Das setzt nun voraus, dass man weiß, welches Gebiet sich hinter „Phönizien“ verbirgt. Ein Gebiet, das während des Altertums (1. Jahrtausend v. Chr.) am östlichen Ende des Mittelmeers lag, war in Stadtstaaten strukturiert. Die Phönizier – die sich selbst nicht als solche bezeichneten -, nannten sich nach dem Namen der jeweiligen Stadt und spezialisierten sich auf Handel und Seefahrt. Sie dehnten ihr Einflussgebiet teilweise bis Spanien aus und erlangten Reichtum, u.a. durch den Verkauf von Holz der Libanonzedern. Ihr Einfluss reich bis heute in der Sprache, denn das phönizische Alphabet diente als Grundlage für verschiedene europäische Schriften (z.B. griechisch) sowie der hebräischen und arabischen Schrift.
Der „Meisterstreich“ dreht sich um den charismatischen Geschäftsmann Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro), der mehrere Flugzeugabstürze unter ungeklärten Umständen überlebt hat. Dessen Leben, ist durch Familienkonflikte, wachsende Spannung und ungelöste Konflikte gekennzeichnet. Das Verhältnis von Zsa-Zsa zu seiner Tochter Liesl (Mia Threapleton), die mittlerweile als Nonne in Abgeschiedenheit lebt, wird auf einer gemeinsamen Reise zu einer großen Herausforderung.

„Zsa-Zsa“ Korda hat einen lebenslangen Wunsch, den er detailliert in Schuhkartons aufgehoben hat. Sein Ziel, die Weltherrschaft oder zumindest die Herrschaft über das meiste Kapital zu erlangen. Dazu besucht er Investoren – und bringt als Gastgeschenk Handgranaten mit – die wie gewohnt von Stars wie Tom Hanks, Bryan Cranston oder Scarlett Johansson gespielt werden.Besonders eindrücklich Benedict Cumberbatch in der Rolle seines Halbbruders, der sich letztlich auch als der eigentliche Vater von Lis entpuppt. Auch wie üblich bei Wes Anderson Film wartet er dazu mit detailverliebten, pastelligen Filmsets und schrägen Charakteren auf.
Wes Anderson war mit seinen Filmen bereits in Indien, Frankreich, Japan, Ungarn und nun sogar im Fantasiereich Großphönizien unterwegs. Der phönizische Meisterstreich wurde von Andersons verstorbenen libanesischen Schwiegervater Fouad Malouf inspiriert, dem der Film auch gewidmet ist. Gedreht wurde im Studio Babelsberg, das er als eines der ältesten Filmstudios sehr schätzt.Die Bundesregierung hatte die Produktion mit der Rekordsumme von 10,4 Millionen Euro gefördert.
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