Wer war die Künstlerin Louise Bourgeois? – Gemeinsamkeiten mit den Künstlern Hans Bellmer und Niki de Saint Phalle
Louise Bourgeois (1911–2010) war eine französisch-amerikanische Künstlerin, die vor allem durch ihre Skulpturen, Installationen und ihre intensive Auseinandersetzung mit psychologischen Themen wie Sexualität, Angst, Kindheit und Familie berühmt wurde. Geboren: 25 . Dezember 1911 in Paris, gestorben: 31. Mai 2010 in New York, lebte sie ab 1938 in den USA.Bourgeois wurde besonders bekannt für ihre großformatigen Spinnen-Skulpturen, z. B. Maman (1999), die weltweit in Museen und im öffentlichen Raum stehen. Ihre Themen kreisen um Traumata aus der Kindheit (z. B. Untreue des Vaters, Rolle der Mutter), Weiblichkeit, Körper, Sexualität, Angst, Kontrolle und Verletzlichkeit. Ihre Werke sind oft biografisch und psychoanalytisch geprägt – sie verband also persönliche Erfahrungen mit universellen Gefühlen.Das hat einen Leser des UniWehrsEL dazu angeregt, weiter über sie zu forschen.
Liebe Leser und Leserinnen des UniWehrsEL,
In unserem Seminar über Puppen und Menschen kamen wir durch das spannende Referat von Herrn Heiner Schwens (vgl. auch sein Beitrag im Seminar „Staunen“ zur Fotografie) und Irma Hansmann (vgl. auch ihre Anregungen zum Seminar der „Trauerkultur“) auf Hans Bellmer zu sprechen. Meine Frage lautet also: Was haben die Künstler Louise Bourgeois , Hans Bellmer und Niki de Saint Phalle in ihrer künstlerischen Gestaltung gemeinsam?
Die Künstlerin Louise Bourgeois (1911–2010) hat eine außergewöhnliche Karriere vorzuweisen. Über mehr als acht Jahrzehnte prägte sie die Kunstwelt durch die Erforschung der Tiefen der menschlichen Psyche, die sie in monumentale Skulpturen und Installationenkünstlerisch umsetzte. Dabei stellte sie traditionelle Konventionen in Frage.
🕷️ Louise Bourgeois – Maman (1999) zeigt eine riesige Spinnen-Skulptur, über 9 Meter hoch, aus Bronze, Edelstahl, Marmor (Eier im Spinnennetz) und steht u. a. vor dem Guggenheim Museum in Bilbao. Gedeutet wird die Spinne als ein Symbol der Mutter: stark, beschützend, aber auch bedrohlich. Bourgeois sah ihre eigene Mutter als Weberin – geduldig, kreativ und fürsorglich, aber verletzlich. Thematisiert wird dabei eine Ambivalenz von Mutterliebe und Abhängigkeit, Schutz und Angst, Stärke und Verletzlichkeit. Die Skulptur wirkt archaisch, monumental, aber auch zart – fast wie eine emotionale Metapher.
Bewundern kann man Louise Bourgeois Werke momentan in der Ausstellung 1: Ho‑Am Museum of Art (Yongin, Gyeonggi-Provinz)
· Titel: Louise Bourgeois: The Evanescent and the Eternal (auch übersetzt mit „Vergänglich und Ewig“)
· Inhalt: Eine große Retrospektive der Louise Bourgeois mit über 110 (oder 106) Werken aus ihrem gesamten Schaffen – von frühen Gemälden der 1940er Jahre bis zu ihren späteren Skulpturen und Installationen mit den Highlights:
Die monumentale Spinne Maman (1999) wird gezeigt.„Cell XI (Portrait)“ (2000) und andere Werke aus der „Cell“-Serie. Xavier Hufkens+1, Tagebücher, Psychoanalyse-Notizen und persönliche Schriften Bourgeois’ werden ebenfalls präsentiert.
· Thematische Ausrichtung: Erinnerung, Körper, Zeit und Trauma – zwischen dem Bewussten und Unbewussten, zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit.
· Thematische Schwerpunkte:
Motive wie „Mutter und Kind“, Paarbeziehungen, Selbstporträts, Familie. Korea Joongang Daily+1
Farblich stark betont: das Rot – Bourgeois benutzte z. B. rote Gouache und setzte Rot als emotionalen und symbolischen Farbton ein. cm.asiae+1
Arbeiten mit Kaffee-Filtern (z. B. Kreisdarstellungen) – ungewöhnliches Material für Bourgeois, erstmals in Korea so gezeigt.
Hans Bellmer (1902–1975) wurde durch seine „Puppen“ – surrealistische, fragmentierte weibliche Körper – bekannt. Hans Bellmer präsentiert La poupée (ab 1933), eine Reihe von lebensgroßen Puppen aus Holz, Wachs und Draht. Bellmer baute, fotografierte und arrangierte diese in surrealen Posen. I2011 präsentierte die Schirn in „Surreale Serie“ seine Kunstwerke.
Gemeinsamkeiten zwischen Bourgeois und Bellmer:
Körper und Sexualität: Beide beschäftigten sich intensiv mit dem menschlichen Körper, oft in verstörender, erotisch-psychologischer Weise.
Surrealistische Einflüsse: Beide wurden vom Surrealismus geprägt und interessierten sich für das Unbewusste und Träume.
Fragmentierung des Körpers: Sowohl Bellmer als auch Bourgeois zerlegen oder verzerren den Körper, um emotionale Zustände auszudrücken.
Unterschied:
Bei Bellmer geht es oft um den Fetisch und männlichen Blick auf den weiblichen Körper.
Bei Bourgeois dagegen um eine weibliche, subjektive Erfahrung von Körper, Mutterschaft und Erinnerung – also eher eine Umkehrung und kritische Antwort auf männlich geprägte surrealistische Darstellungen wie Bellmers.
Auch die Freunde der Nationalgalerie ziehen in der Ausstellung „Double Sexus“ Vergleiche zwischen Bellmer und Bourgeois.
„Die sexuell aufgeladenen Werke von Hans Bellmer (1902–1975) und Louise Bourgeois (1911–2010) weisen bemerkenswerte Parallelen auf, obwohl sich die Künstlerin und der Künstler nie begegneten: Verformte Körper; fehlende oder verdoppelte Gliedmaßen; männliche und weibliche Geschlechtsformen aus ihrem Körperzusammenhang gelöst und miteinander verschmolzen.“ https://freunde-der-nationalgalerie.de/blog/ausstellungsarchiv/bellmer-bourgeois/
Bellmer und Bourgeois in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin. Foto: David von Becker
Über die Ausstellung schreibt der DLF:
“ …Mit seinen Puppenskulpturen betreibt (Bellmer) die Erforschung des Unergründlichen und Abseitigen, aber zugleich versteht er seine künstlerische Arbeit auch als Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Nach deren Machtübernahme 1933 beschloss er, keine nützliche gesellschaftliche Arbeit mehr zu leisten. Er siedelt von Berlin nach Paris über und erfindet eine Welt aus visuellen Scheinwesen, Puppen mit Gesichtsmasken, echten Haaren, und verschiedenen Gliedmaßen in natürlicher Größe, die er dann in verschiedenen Posen immer wieder fotografiert und die Bilder schließlich in künstlichen Rot-, Rosa- oder Grüntönen von Hand koloriert.“ …
„Louise Bourgeois bezieht sich mit einigen Stoffobjekten ebenfalls auf die Metapher des Auges bei Georges Bataille. … Bourgeois‘ Vorgehensweise, obgleich sie jegliche Psychologie ablehnt, ist doch von einer analytischen Selbstbeobachtung geprägt, die besonders in ihren Zeichnungen zutage tritt. Doch Bourgeois‘ Zeichnungen spielen in dieser Ausstellung leider kaum eine Rolle, während von Hans Bellmer neben den Puppenskulpturen überaus exquisite Zeichnungen zur Entwicklung von Körperfantasien zu bestaunen sind.“
Auch zur Künstlerin Niki de Saint Phalle finden sich Gemeinsamkeiten wie die ‚Nanaspinnen‘. Louise Bourgeois und Niki de Saint Phalle vereint nicht nur, dass sie sich in ihrem Werk der Darstellung der Weiblichkeit widmeten, sondern auch der schmerzhafte Weg zum künstlerischen Ausdruck. Beide erfuhren in ihrer Kindheit Gewalt durch den eigenen Vater, die sie so sehr belastete, dass allein die Kunst ihnen einen Ausweg aus ihrer psychischen Bedrängnis bot. So begannen beide ihren künstlerischen Weg mit der Aufarbeitung des Schmerzes um schließlich in der Darstellung der Weiblichkeit ihren Frieden zu finden.
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.