Auf einen spannenden Beitrag im Kontext unseres Seminarthemas des „Nachterlebens“ machte mich Herr Brinkmeyer aufmerksam. ARD ALPHA zeigte in seiner Themenreihe „Farbe für die Seele – Die Magie der Nacht in der Malerei“ einen interessanten Beitrag. Herzlichen Dank, lieber Herr Brinkmeyer, gerne erinnern wir uns noch an Ihren interessanten Vortrag zum Kolombarium!
Eine Ausstellung zur Nacht hat Jean-Marie Gallais, Kurator am Centre Pompidou-Metz, zusammengestellt. In der Ausstellung geht es nicht nur um das Malen in der Nacht und wie die Nacht in der Malerei dargestellt wird, sondern auch um die Wirkung, die die Nacht und die Malerei auf den Menschen ausüben.Filmisch präsentiert er die Magie der Nacht. Der Film ist wirklich sehr sehenswert. Ich habe ihn für unsere UniWehrsEL-Leser zusammengefasst, um einige links erweitert und in zwei Teile aufgeteilt, um die jeweilige Lesezeit der Beiträge zu verkürzen. Gleichzeitig hoffe ich auf zahlreiche Kommentare und Ergänzungen Ihrerseits. Nutzen Sie dazu bitte den Kontakt!
Nachterleben / Malerei
Guten Morgen Frau Dr. Wehrs,
… In allen Epochen wurde die Nacht gemalt. Sie wurde als Bedrohung oder auch als Versprechen empfunden. Häufig wurden in der Malerei religiöse oder mythologische Inhalte behandelt. Besonderen Einfluss auf die Betrachter hat seit jeher die Kerzenlichtmalerei genommen. Seit der Erfindung des Teleskops-1608- in den Niederlanden, nahm die Nachthimmelmalerei spürbar zu.
Einige wichtige Maler, die Nachtansichten o. Nachtmotive malten:
1. Galileo Gallilei 1564-1642
Mit Einführung der Laternen kam „Leben in die Nacht“.
2. Peter Paul Rubens 1577-1640
3. Rembrand van Rijn 1606-1669
„Nachtwache“ wurde 1642 fertiggestellt für die Amsterdamer
Büchsenschützengilde.
4. Casper David Friedrich 1774-1840
Bild: Zwei Männer in Betrachtung des Mondes
5. Vincent van Gogh 1853-1890
Einige Bilder zum Thema . Die Sternennacht.
In einem Bild keine schwarze Farbe verwendet – nur blau u. gelb
In der Zeit malten viele Pariser Maler das „Nachtleben.“
6. Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938
Malte das Berliner „Nachtleben“
7. Pablo Ruiz Picasso 1881-1973
Malte einige Bilder zum Thema „Sternennacht“
8. Max Ernst 1891-1976
Malte Nachtbilder zum Thema „Paris“
Nachtbilder üben eine besondere Anziehung auf Menschen, Tiere
und die Gezeiten am Meer aus. Auch auf Maler.
9. Silke Silkeborg * 1978 in Hamburg
Sie malt nachts im Freien mit den Lichtquellen, Laterne u. Stirnlampe
Die Fertigstellung der Bilder erfolgt oft später im Atelier.
Viele Grüße aus dem Neuschnee im Taunus
Christian Brinkmeyer
Es geht dabei um die geheimnisvolle Nacht mit ihren zahlreichen Facetten, die von Künstlern verschiedener Epochen unterschiedlich (nach-)empfunden wurde. Wie kann es anders sein, es beginnt mit der berühmten Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“. Ein Weltbild der Widersprüche und Gegensätze, gezeigt in der Figur der Königin der Nacht. 1816 kam die Zauberflöte in Berlin auf die Bühne mit 12 Bühnenbildern von Karl Schinkel. Mozart lässt uns verunsichert zurück auf einer Zwischenebene, Tag und Nacht zeigen ihren Doppelcharakter. Von der Realität sich zu lösen, dabei hilft die Nacht, in diesem Sinne sei die Nacht „die Königin der Freiheit“, die Konturen verwischen und den Horizont verschwinden lasse, erfährt der Hörer vom Kurator der Ausstellung.
Teil I:
Nächtliche Szenerien waren für die Künstler eine große Herausforderung. Untermalt mit romantischer Musik und dunkel schimmerndem Meer, auf dem Gondeln dahingleiten, erinnert an die düstere Stimmung Thomas Manns im „Tod in Venedig“. Erfahren kann man, dass bei einer Ausstellung die sich mit Nachtmalerei beschäftigt, einer nicht fehlen darf: EL Greco. Venedig spielt für seine Malerei eine wesentliche Rolle.
Das gilt auch für zeitgenössische Malerei. Silke Silkeborg, geboren 1978 in Hamburg, malt nachts im Freien mit den Lichtquellen Laterne u. Stirnlampe und bringt auch ihre Ölfarben mit. Die Fertigstellung der Bilder erfolgt oft später im Atelier. Silkeborg interessiert sich für erleuchtete Industriegebiete. Für sie bedeutet das Malen der nächtlichen Stadt, an einem Ort zu sein, der ganz andere Wahrnehmungen produziert. Die Sinne würden besonders intensiviert, was in ihre Malerei mit einfließe. Die Malerei ist für Silkeborg künstlerische „Stadt- und Feldforschung“. Damit kennen sich die Studierenden spätestens seit unserem Projekt „Überlebenskunst“ und ihrer Forschung in der Stadt Frankfurt bestens aus. Die Nacht helfe ihr, so Silkeborg, sich von der Gegenständlichkeit zu lösen und an der Grenze zur Nacht, die Abstraktion nicht suchen zu müssen.
Der Sternenhimmel ist Inspiration und häufiges Motiv für Künstler. 1609 war Adam Elsheimer einer der ersten, der das Motto im Bild „Flucht nach Ägypten“ auf Kupfer malte. Im Mittelpunkt des Bildes leuchtet der Mond, beeinflusst sicherlich auch von von Galileo Gallilei (1564-1642). Mit Einführung der Laternen kam „Leben in die Nacht“. Elsheimer malte Mond, Spiegelung und Milchstraße, um zu zeigen, was alles in einem nächtlichen Bild untergebracht werden kann, ohne Berücksichtigung der Realität.
Auch Rembrandts „Nachtwache“ zeigt den Zeitgeist und noch dazu die Amsterdamer Bürgerwehren in einem grandiosem Lichtspiel. Kerzen oder Sonne, die Kunstwelt rätselt. Brennglas, Lunte entzünden zeigt, wir befinden uns am Tag, denn nur die Sonne vermag dies Feuer zu entfachen. Zum Nachtbild wird es durch seine Düsternis.
Laternenlicht ist eine wichtige Erfindung. Früher war Nacht einfach Dunkelheit, heute strahlen überall die Lichter der Nacht. Die Nacht hat Gegensätze, wie Goja es beschreibt „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Aber er gebiert auch Kunst, Quellen die aus dem Unterbewusstsein kommen. Johann Heinrich Füssli zeigt die Nacht, ebenfalls im ausgehenden 18. Jahrhundert, als die Bemächtigung der Seele im Bild des „Nachtmahr“. Seiner Zeit weit voraus spürt man mystisch religiöse Aspekte des Gedanken der Aufklärung.
Dieser Beitrag wird im Teil II fortgesetzt!