You are currently viewing Teil II – Die Magie der Nacht in der Kunst

Im Teil I unserer kleinen Zusammenfassung des Films zur Ausstellung “Die Magie der Nacht in der Malerei” stellten wir Ihnen bereits zahlreiche Kunstwerke vor, die sich mit der Nacht auseinandersetzen. Fortsetzen wollen wir dies, der Chronologie des besagten Films folgend, mit der Zeit der Romantik bis in die heutige Zeit. Unser Ziel ist es, die im Film gezeigten Werke nochmals einzeln und vielleicht mit einem erweiterten Kontext in Ruhe nochmals betrachten zu können.

Teil II Am Centre Pompidou sieht man in Metz schon von weitem die Arbeit des Belgiers Harold Ancart, quasi große rot-grün leuchtende Pflanzen, die die Vergangenheit und die Zukunft in sich enthalten. Der Kurator Jean-Marie Gallais, interpretiert diese Installation mit den Worten von Merlau-Ponty (1908-1961) und sagt, auch im Hinblick darauf, dass wir vielleicht bald keine Nacht mehr in früherer Form erleben werden, worum es ihm gehe: „Die Nacht umhüllt mich, sie ist gleichzeitig, vor und hinter mir, in mir.“

Mit der Romantik zeigt sich Unsterblichkeit, Suche nach Unendlichkeit bei Caspar David Friedrich mit Sehnsucht in nächtlichen Seelenlandschaften. Zwei Männer in Betrachtung des Mondes inspirierte sogar Samuel Becket zu seinem „Warten auf Godot“. Innensichten zeigt Friedrich, Bühnen, die eigentlich nicht betretbar sind. Für damalige Zeit zu abstrakt.

James Abbot McNeill Whistler (1834-1709) zeichnete die Serie der „Nocturnes“, die er von Chopin übrnimmt und sprengt die Grenzen der Sichtbarkeit. Fasziniert von diesen Grenzen war auch der Amerikaner Winslow Homer (1836-1910), der viele Seestücke malte wie „Sommernacht“, das er in Maine malte. Es zeigt zwei Tänzerinnen auf einem Podest, die Nacht verstärkt die Dramatisierung und Wirkung des „nächtlichen Taumels der Sinne“.

Das Moma zeigt die schlafende Zigeunerin, als eines der sensationellsten Nachtbilder von Henri Rosseau von 1897. Ein Löwe kommt, schnüffelt an einer Zigeunerin, verschlingt sie aber nicht. Zigeuner als „Volk der Nacht“ ist eine eher böse Geschichte, erfährt man durch den Film, das in diesem Bild aber nicht zu sehen ist.

Die „Sternennacht“ von Vincent von Gogh vereint den „Taumel der Sinne, den inneren und den kosmischen Schwindel“, erklärt der Kurator. Für van Gogh bedeute die Nacht Erneuerung, aber um zu einem Stern zu gelangen, müsse man durch den Tod gehen.

Technische Neuerungen verändern die Nacht. Der ukrainische Künstler Eugen Desloges dreht einen Film über „Elektrische Nächte“ 1928 in Paris Prag und Berlin. Der Mythos dieser Städte lebe von den Lichtern der Nacht. Mit den elektrischen Lichtern der Nacht kommen auch die Nachtschwärmer heraus. Auf der Suche nach Abenteuern. Der französische Maler August Chabaud (1882-1955) findet willkommene Motive. Hotels, schrille Gestalten, flackernde Glühlampen, Heimlich entstandene Nachtbilder, lange unter Verschluss: um seiner Familie nicht zu missfallen?

In Berlin wird das Leben genossen, Glamour und Nachtleben ist legendär. Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) malte das Berliner „Nachtleben“, bildet nicht Realität ab, lässt Gefühle einfliessen. Alkohol, ruinöses Glückspiel sind auch die Realität dieser Zeit, die George Grosz karikarriert, unter dem Titel „Ecce homo“ – welch ein Mensch. Grosz wird wegen Blasphemie verurteilt.

Weiter kann man in dem spannenden Film erfahren, dass auch Max Ernst, 1891-1976, Nachtbilder zum Thema “Paris” malte, die eine besondere Anziehung ausüben; auf Menschen, Tiere und die Gezeiten am Meer. Visionen wie sie die Surrealisten entwickeln. So auch der Belgier Margritte (1898-1967), mit „Im Reich der Lichter“ zeigt er, dass es den Tag nur gibt, wenn man die Nacht mit einbezieht. Das Prinzip der „Nachträglichkeit“ zeigt ihre Kausalität, bekannt auch aus der Psychoanalyse Freuds. Eine Erinnerung wird verdrängt und ist nur nachträglich zu einem Trauma geworden (Freud 1895).

Geheimnisvoll und erotisch, ist das Bild einer halbnackten Frau, die scheinbar in den Mond blickt. Erotik kennzeichnet auch die Anziehungskraft des Mondes, ursprüngliche Erotik in die wir eingebettet sind. Was macht die Magie der Nacht aus? Picasso 1881-1973, malt 1936 einen Sternenakt von seiner Muse Dora Maar, mit dem er ausdrückt, die Nacht gehört den Liebenden, die gemeinsam durch die Nacht schweben.

In New York guckt Edward Hopper, wir berichteten schon im “Nachterleben” über ihn, von der Hochbahn aus in Wohnungen, Büros und Kneipen. Seine Bilder zeigen den Status des Voyeurs, unbeobachtet traut er sich, das private Nachtleben darzulegen. Das emotionale Mitschwingen zeigt er in den „Nighthawks“, gleichzeitig Wartestand, die Furcht vor der Nacht.

Der Kurator Gallais selbst liebt die zeitgenössische Darstellung von Peter Doig (1959-) „Milky Way“: Die Erde ist verschwunden, auf dem Wasser schwimmt ein Kanu, es zeigt die Macht der Dunkelheit. Die bricht Philipp Geist, ist Lichtkünstler, der über sich selbst sagt: „Ich möchte Fassaden und Räume in Bewegung setzen.“ Ob verschiedene Spielarten von Licht, Foto- oder Videoprojektionen, „ich sehe mich immer als Maler“, erklärt der 46-Jährige, der im nordrhein-westfälischen Witten geboren wurde. Bereits als Jugendlicher experimentierte er mit Malerei. Damals noch mit dem Pinsel statt mit Licht. Bekannt wurde er durch seine Installationen an der Domplatte in Köln.

Danke an Kai Wehrs für sein künstlerisches Foto, mit dem es gelungen ist, illuminierte Frankfurter Räume in Szene zu setzen!