Leiden Sie zuweilen unter Schwindel?
Der Mediziner nennt ihn Vertigo und spricht von einer Störung des Gleichgewichtssinns. Für die Betroffenen ein wenig angenehmes Gefühl, verlieren sie doch dabei die Körpersicherheit im Raum und die Raumorientierung. Ein Gefühl des Schwankens oder Drehens, begleitet von Fallneigung, Übelkeit, Erbrechen oder Schwarzwerden vor den Augen. An das Gehirn werden Informationen der verschiedenen Sinnesorgane übermittelt, die nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.
Berühmt geworden ist Vertigo durch den gleichnamigen Film von Alfred Hitchcock. Bei dem Altmeister des Films wird die Schwindelkrankheit unter dem Aspekt des Psychologischen betrachtet. Es geht dabei vor allem um die Überwindung von Höhenängsten und um Trauerverarbeitung.
Sehr erfolgreich hat das Hessische Staatsballett das Thema des Vertigo in einem Tanzabend umgesetzt, den der Kulturbotschafter des UniWehrsEL besucht und uns seine Empfindungen dabei beschrieben hat.
Guten Abend,
ich komme gerade aus Vertigo – dem neuen Tanzabend des Hessischen Staatsballetts – und bin noch ganz von den Eindrücken überwältigt. Bei Vertigo denkt man automatisch an den Spielfilm von Hitchcock über einen Polizisten der bei einer Verfolgungsjagd ein Trauma erleidet. Sein Trauma ist der Schwindel. So ähnlich wie dieser Polizist habe ich mich auch bei der spektakulären Darbietung im ersten Teil gefühlt: Auf einer schiefen Ebene bewegen sich 16 Tänzer hin und her. Sie lassen sich fallen, rutschen untereinander durch. Es ist ein permanentes Gefühl, gleich passiert ein Unfall. Etwas geht schief und der Beobachter wird Zeuge davon.
Nach dem ersten Rutschen haben die Tänzer dann Spezialuniformen angezogen. Dieser Teil erinnert mich an ein Vorrücken einer Armee. Es ist alles gleichzeitig. Es sieht aus wie auf einem Schachbrett mit lebenden Personen. Später hängt eine einzelne Person in einem Seil wie in einem Spinnennetz. Sie befreit sich von dem Tuch aus Seil und entsteigt dem Tuch wie ein neugeborenes Baby. Völlig nackt. Nun bewegt sich die Person über die schräge Ebene hinaus ins Licht. Sehr poetisch.
Im zweiten Teil singt ein schwarzer Chor einen traurigen Choral und dabei tanzen sechs Pärchen. Es ist ein ruhiger Teil, aber nicht minder interessant. Auch hier wirken die Personen wie nackte Statuen, aber beim genauen Hinsehen, erweist sich die Nacktheit als eine Illusion eines gutsitzenden Kostüms.
Der Chor besteht aus Sängern des Staatstheaters Darmstadt. Die Kraft der Musik kommt durch den Chor gut zum Ausdruck. Es erinnert ein klein wenig an den Chor aus Carmina Burana. Die Paare können sich deutlich besser in Szene setzen als die gleichmarschierende Truppe im ersten Teil. Dadurch wird der zweite Teil sehr viel persönlicher und hat mir deshalb besser gefallen als Teil eins.
Die Premiere war umjubelt und das Staatstheater Darmstadt – ich hatte schon öfter darüber für das UniWehrsEL berichtet – so gut besucht wie lange Zeit nicht mehr.
Hätte Ihnen der Tanzabend gefallen?