Nosferatu, Dracula und vagabundierende Halbwahrheiten über einen „bösen Fremden“
Gerade lebt die Gesellschaft in einer Zeit, in der die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge immer mehr verschwimmt. Eine Zeit, in der Halbwahrheiten (unser neues Thema im Sommersemester 25) als verführerische Werkzeuge dienen, um die Massen zu beeinflussen und zu manipulieren. Diese Dynamik erinnert mich unweigerlich an den schaurigen Filmklassiker Nosferatu aus dem Jahr 1922, der die gefährliche Verlockung des Unheimlichen meisterhaft darstellt. Nosferatu, das sinnbildliche Wesen der Nacht, ist nicht nur ein Vampir, der seine Opfer heimsucht. Vielmehr steht er auch für das Unbekannte, das Fremde, das im Schatten lauert, dessen Realität verzerrt wahrgenommen wird. Ähnlich wie der Vampir, der in der Dunkelheit agiert, gedeihen Halbwahrheiten im Schatten der Unwissenheit und Unsicherheit. Sie saugen das Vertrauen der Menschen aus und hinterlassen eine Spur des Misstrauens und der Angst. Der Kulturbotschafter des UniWehrsEL hat sich dazu seine Gedanken gemacht, herzlichen Dank dafür!
Liebes UniWehrsEL,
In unserer modernen Welt sind die „Vampire“ der Halbwahrheiten allgegenwärtig. Sie nutzen soziale Medien, Nachrichtenkanäle und sogar politische Reden, um ihre verlockenden, aber gefährlichen Geschichten zu verbreiten. Ihre Kraft liegt in der Fähigkeit, die Menschen zu verunsichern und die Realität so zu verzerren, dass die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion kaum noch zu erkennen ist.
Wie kann sich die Gesellschaft gegen diese Bedrohung wehren? Vielleicht liegt die Antwort in der Geschichte von Nosferatu selbst. Der Vampir wird am Ende durch das Licht des Tages besiegt. Genauso sollten wir uns bemühen, die Dunkelheit der Halbwahrheiten mit der Helligkeit der Aufklärung und des Wissens zu durchdringen. Es ist unsere Pflicht, wachsam zu bleiben, kritisch zu denken und stets nach der ‚vollen‘ Wahrheit zu suchen.
Ich habe kürzlich den neuen Filmtrailer zu „Nosferatu – Der Untote“ von Robert Eggers gesehen und mehrere Kritiken gelesen, sowie eine Besprechung im DLF angehört. Meine Eindrücke möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Der neue Film erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die von einem uralten Wesen verfolgt wird, was zu unvorstellbarem Grauen führt. Lily Rose Depp spielt die Hauptrolle in der Neuverfilmung. Ihre Rolle ist die der Ellen Hutter (früher Mina Harker, für die Neuverfilmung wurden die Namen verändert). Sie überzeugt durch ihre glaubwürdige Darstellung, die die innere Zerrissenheit und gleichzeitige Faszination ihrer Figur für Nosferatu eindrucksvoll einfängt. Bill Skarsgård als Nosferatu bringt eine neue Intensität in die Rolle.
Nicolas Hoult spielt die Rolle des Thomas Hutter (früher Jonathan Harker), eines jungen Immobilienmaklers, der nach Transsylvanien reist, um das Schloss von Nosferatu zu verkaufen. Graf Orlok (Nosferatu) möchte aus der transsilvanischen Einöde ins mondäne London ziehen. Harker ist ein rationaler und pflichtbewusster Charakter, der jedoch zunehmend in die düstere Welt von Nosferatu hineingezogen wird. Seine Rolle ist entscheidend, da er der Verbindungspunkt zwischen der vertrauten Welt Londons und dem unheimlichen Transsylvanien ist. Hoult verkörpert die innere Zerrissenheit und den wachsenden Horror seiner Figur mit großer Intensität.
Seine Frau Ellen Hutter, gespielt von Lily-Rose Depp, ist von Nosferatu fasziniert, weil er das Unbekannte und Verbotene verkörpert. Der Reiz des Fremden liegt für ihre Rolle in der mysteriösen Anziehungskraft und Gefahr, die Nosferatu ausstrahlt. Ellen ist emotional hin- und hergerissen zwischen ihrer Pflicht und der unheimlichen Faszination, die Nosferatu auf sie ausübt. Diese innere Zerrissenheit wird von Depp mit großer Sensibilität und Tiefe dargestellt.
Warum fühlen sich Frauen manchmal von einem Fremden angezogen? Nun, es könnte an der exotischen und manchmal erotisch mitschwingenden Anziehungskraft des Ausländers liegen, die einen Hauch von Abenteuer und Gefahr mit sich bringt. Ellen gerät in den Bann des Fremden, weil er so ganz anders ist als die Männer, die sie kennt. Vielleicht ist es die Vorstellung, dass der Fremde nicht nur eine andere Kultur, sondern auch aufregende Geheimnisse mit sich bringt – oder es ist einfach die Tatsache, dass er nicht ständig Smalltalk über das schlechte britische Wetter führt, wie es englische Männer gerne tun.
Der Kampf um Ellen zwischen Harker und Nosferatu spiegelt die Mentalitätsunterschiede der beiden Männer wider. Auf der einen Seite steht der kühle, distanziert wirkende Harker, der typisch steife Engländer, gefangen in seinen Konventionen. Auf der anderen Seite der heißblütige Nosferatu, der mit seiner leidenschaftlichen und unberechenbaren Art eine völlig neue Welt für Ellen eröffnet. Diese Gegensätze machen den Kampf um Ellen zu einem spannenden Duell zwischen Ordnung und Chaos, Vertrautem und Unbekanntem.
Max Schrecks Darstellung des Grafen Orlok (Nosferatu) in der 1922er Verfilmung ist auch heute noch beeindruckend. Sein intensiver Blickkontakt und das Spiel mit der Angst erzeugen einen Horror, der auf das Publikum eine fesselnde, anziehende Wirkung ausübt. Schrecks Fähigkeit, durch subtile Gesten und Bewegungen ein tiefes Grauen zu vermitteln, macht seine Darstellung zeitlos und unvergesslich. Der Originalfilm von F. W. Murnau bleibt ein Meilenstein des Kinos. Die meisterhafte Bildführung und die große Innovation die von dem Film ausgeht, machen ihn für die Zuschauer auch heute noch bedeutend. Der Film erzielt seine Wirkung in der Nutzung von Licht und Schatten. Das ist bis heute bemerkenswert. Murnaus Regiekunst, kombiniert mit der beeindruckenden Darstellung von Max Schreck, schafft eine Atmosphäre des Unbehagens und der Faszination, die bis heute nachwirkt.
Während Eggers‘ Version die Geschichte mit modernen Mitteln neu interpretiert, bleibt der Kern des Horrors und der unheimlichen Faszination erhalten. Der neue Film bietet eine tiefere Charakterentwicklung und eine zeitgemäße Erzählweise, die das Publikum von heute anspricht.
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