Vielleicht haben Sie den hellen Stern schon in den Weihnachtstagen ausgemacht, die Venus. Bis Januar wird sie immer auffälliger und schon gleich nach Sonnenuntergang erkennbar. Im März und April erscheint Venus als „Luzifer“, dem lateinischen Namen des „Morgensterns“. In der römischen Mythologie gilt der personifizierte „Luzifer“ als „Lichtträger oder „Lichtbringer“. Am Himmel ist er ein Einzelgestirn, das von der Erde aus in frühen Morgenstunden in der Nähe des Planeten Venus erkennbar ist. Venus trägt ungewöhnlich viel Licht an den Himmel. Nach Sonne und Mond ist sie immer das hellste Objekt am Firmament.
In Heute am Himmel kann man nachlesen: Die Rahmenbedingungen für die Beobachtung des Planeten Venus seien in diesem Jahr günstig. „Venusaufgang ist am 28.12.2024 (Sa) um 10:54 Uhr und Venusuntergang am 28.12.2024 (Sa) um 20:29 Uhr. Beobachtbar ist Venus nach der Abend- und vor der Morgendämmerung und zwar 3 Stunden und 23 Minuten lang vom 28.12.2024 (Sa) um 16:31 Uhr bis zum 28.12.2024 (Sa) um 19:54 Uhr“. Die Venus ist nicht nur als Stern spektakulär, sondern macht Ihrem Namen auch sonst alle Ehre.
Göttinnenbewegung
Sicherlich ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es schon einmal eine friedlichere Zeit auf Erden gegeben hat. Diese These bestätigt Marija Gimbuta im 1974 erschienenen Buch The Gods and Godness of Old Europa (Die Zivilisation der Göttin). Friedlich ging es danach zu, als die Hauptgottheit Mutter Natur war, Schöpferin und Beherrscherin des Universums. Dies bestätigt auch Karen Armstrong indem sie ausführt, der hebräische Gott Jahwe sei „ein eifersüchtiger Gott“, der das „auserwählte Volk“ zwang den Götzendienst an den geliebten Göttinnen aufzugeben.
Der Mythenforscher Kenneth C. Davis (von Zarathustra und Mithraskult) beschreibt die „Göttinnenbewegung“. In traditionellen Religionen genossen die großen Göttinnen ein hohes Ansehen. Dahinter verberge sich die Verehrung des Weiblichen. Maskuline Tugenden wie martialische körperliche Stärke waren mit der Entstehung der Städte gefragt. Somit verberge sich hinter der Ablösung des Göttinnenkultes das Merkmal des kulturellen und sozialen Wandels.
Kenneth C. Davis beschreibt eine dieser bekannten Göttinnen, die Aphrodite (Venus). Sie gehört auf die Liste der Hauptgötter des Olymps mit ihrem griechischen Namen und dem römischen in Klammern. Die Römer hätten sich, so Davis, nach und nach die gesamte griechische Mythologie angeeignet.
Die Göttin der Liebe und Schönheit, Aphrodite, ist die Tochter von Uranus – der Sohn von Uranus, Kronos, schnitt seinem Vater die Geschlechtsteile ab und warf sie ins Meer. Und so wurde Aphrodite im Meeresschaum geboren. Die Kunstwelt ist begeistert von ihr, wie die berühmte Darstellung des italienischen Renaissancemalers Sandro Botticelli durch sein Werk „Die Geburt der Venus“ zeigt. Wiedererkennungsmerkmal ist die Halbmuschel auf der Aphrodite steht, Hesiods Version von der Erschaffung der Aphrodite nachempfunden. Homer beschreibt in der Ilia, sie sei als Tochter des Zeus und der Dione geboren. Die Zweideutigkeit, die Aphrodites Geburt umgibt, macht Aphrodite sogar mehr geheimnisvoll und begehrenswert, hat ihren Grund aber in regional unterschiedlichen Traditionen.
Schöne Statuen werden lebendig
Berühmt ist auch die griechische Statue von Aphrodite aus dem 4. Jahrhundert namens Aphrodite von Knidos, geschaffen vom griechischen Bildhauer Praxiteles. Die schöne Nackte weckte zu allen Zeiten Begehrlichkeiten. Bekannt ist der Bildhauer Pygmalion, der sich in die von ihm selbst geschaffene Statue verliebte. Aphrodite hat seinen Wunsch erfüllt und seine Statue wurde lebendig. Auch das war eine von Aphrodites Fähigkeiten. Pygmalion ist ein Schauspiel von George Bernard Shaw nach Ovids Darstellung des Pygmalion-Stoffs, auch die Verfilmung ist bekannt. Übrigens erinnert dieses himmlisch schöne Geschöpf an „Hoffmanns Erzählungen„. In Jaques Offenbachs Oper geht es um den Physiker Spalanzani. Der hat den Automaten Olympia erschaffen, den er als seine Tochter ausgibt. Hoffmann, der bei Spalanzani studiert, ist von Olympia fasziniert.
Die Vielgeliebte
Aphrodite oder Venus ist nicht die einzige Göttin, die Macht über die weibliche Sexualität habe, führt Davis weiter aus. Fruchtbarkeitsgöttinnen gab es auch in Mesopotanien und Kanaan, wie Inanna, Ischtar und Astarte. Verehrt wurde Aphrodite nicht nur von Männern; vielmehr auch von Prostituierten, die als hochgebildete Hetären, „Kurtisanen“ genannt, die Gäste bei Symposien mit Musik und Tanz unterhielten und Kunden aus der griechischen Aristokratie hatten. Natürlich gab es auch gewöhnliche Prostituierte, „porne“ genannt. Übrigens „Pornographie“ bedeutet wörtlich aus dem griechischen übersetzt: „über Prostituierte schreiben“. Aphrodite selbst hatte viele Liebhaber. Interessant ist auch ihre Vereinigung mit Hermes, der ihr die Sandale wieder holen soll, die der Adler als Zeus gestohlen hat. Bekanntlich entstammt diesem Beischlaf der Hermaphroditos, ein Wesen mit Brüsten und männlichen Genitalien.
Ich möchte mich ganz herzlich für die Bilder der Venus auf Pixabay bedanken!