Wer zur Zeit nicht reisen kann oder will, dem bringen wir im UniWehrsEL einige Highlights des Sommers 22 zu Gehör und zum Nachlesen. Um Freiheit, Leid, um Überleben in schwierigen Situationen und unglücklichen Zeiten geht es in „Der schwarze Mönch“ im Sommerfestival in Avignon. Wie kann man im Theater Freiheit finden, sich in verschiedenen Sprachen verständigen, wie kann jeder angesprochen werden? Das sind die übergeordneten Fragen, die der Regisseur Sebrennikow in der Adaption der Novelle von Anton Tschechow stellt.
Unser Kulturbotschafter hat es für Sie entdeckt und für Sie hier zusammengefasst.
Liebes UniWehrsEL,
Arte hat vor einiger Zeit die Avignon-Festspiele im TV übertragen. Es sind Freiluftspiele. Sie fanden vor dem Papstpalast in Avignon statt. Diese Kulisse ist sehr reizvoll. Gegeben wurde eine relative unbekannte Novelle von Anton Tschechows „Der schwarze Mönch“. Die Inszenierung ist vom russischen Regisseur Kirill Serebrennikov, der im Januar 2022 Russland verlassen hat und nun im Exil in Berlin lebt. Vorher stand er zeitweise schon unter Hausarrest in Russland. Die Aufführung war auch im Thalia Theater in Hamburg zu sehen.
Inhaltlich geht es um einen Schriftsteller, der sich nicht in die Gesellschaft einpassen lassen will. Um seine Freiheit zu behalten, wird er verrückt. Er beginnt mit einem schwarzen Mönch zu reden. Daher der Titel der Geschichte. Die Familie, die ihn aufgenommen hat, wünscht sich seine Teilnahme an der gemeinsamen Gartenarbeit, denn sie betreibt ein Gartenhaus. Doch als Schriftsteller kann er sich nicht in den harten Arbeitsalltag und die Familienhierarchie einfügen. Daher ist sein Ausweg seine Verrücktheit. Diese versucht ihm seine Frau und sein Schwiegervater auszutreiben. Eine Lösung kann es aus dieser Situation nicht geben.
Die Geschichte wird viermal in unterschiedlichen Sprachen erzählt. In Deutsch, Englisch, Russisch und Französisch. Bei jeder Runde wird die Geschichte aus Sicht einer anderen Person mit etwas anderer Sichtweise erzählt. Die unterschiedlichen Sprachen, welche die Regie wählt, machen das Stück mühsam, weil russisch hart klingt. Dazu gibt es allerlei Effekte wie einen Mönchschor, vier untergehende Sonnen, Gärtner, Wind.
Die Story ist eine phantastische Geschichte und keine die bestehende Lebenssituationen beschreibt. Sie wandelt auf den Spuren von E.T.A. Hoffmann. Somit spielt sie mit einem übersinnlichen Element, in diesem Fall dem schwarzen Mönch, den der Schriftsteller als Ratgeber für den Umgang mit den Ansprüchen der Gesellschaft an ihn wählt. Der Mönch antwortet erwartungsgemäß kryptisch.
Wie sind Ihre Gedanken zu der Thematik der Freiheit und dem Theatererleben?