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Das „Projektlabor ÜberLebensKunst“ hat seinen Abschluss gefunden und die Teilbeiträge sind in einem Stadtführer mit dem Titel „Frankfurter Augen-Blicke“ erschienen. Schon während seiner Laufzeit erregte ein Teilprojekt besondere Aufmerksamkeit. Herr Thomas Brand recherchierte zum Themengebiet der „Lost Places“. Sein Beitrag „Vor dem Vergessen bewahrt“ und auch unser Beitrag im UniWehrsEL „Feinfühlig“, wo wir einen Blick auf die Beiträge zu Lost Places der Universität Freiburg werfen, erregten großes Interesse bei einer Kampagne für das Reiseunternehmen TUI.

Sie baten mich um ein „Expertenstatement“ zu „Lost Places“.

In einem Interview mit dem Team von TUI ging es um einige Fragen zur Thematik.

Daraus ein kurzer Auszug:

Warum sind Menschen von Lost Places so fasziniert? Was ist es, das sie anzieht?

  • Lost Places haben sehr viel mit Identität zu tun. Woher komme ich? Wer bin ich eigentlich? Was ist meine Heimat? Spannend ist die Geschichte der vergessenen und geheimnisvollen Gebäude. Sie sind mehr als nur ‚alte Steinhaufen‘. Sie erzählen viel über eine gelebte Vergangenheit. Warum beschäftige ich mich mit der Ästhetik alter Gebäude? Weil ich etwas vorfinde, als ob die Zeit stehen geblieben sei. Ich finde Spuren der Vergangenheit.
  • Lost Places ist gelebte Authentizität, man kann darüber kommunizieren, etwas nacherleben, Interesse am Verfall signalisieren und medial darstellen. Es werden für Fotografien auch künstliche Spuren gelegt, das bedeutet Mechanismen zu nutzen, die verfälschend sind, aber einen hohen medialen Effekt erzielen. Dahinter steckt das unausgesprochene Wissen um das zuweilen illegale Tun, wie ein Haus zu betreten ohne Erlaubnis, Gefahr zu zeigen, die Einschätzung der Haltbarkeit von Decke und Fußboden bildnerisch zu dokumentieren. Oder etwa vergessene Kleidungsstücke aufzuspüren und diese zu posten. Ästhetisch reizvolle Bilder zu zeigen, ist geteilte Kommunikation einer ganzen Subkultur. Hinter den Bildern stehen Hintergründe und Geschichten, die von „Urbexern“ im Blog hochgeladen werden, die für eine neue Wissenskultur von großer Bedeutung sind.      
  • Nicht jede Ruine ist spannend. Kontrovers diskutiert wird, ob es sich um simple Baustellen handelt, die abgerissen werden sollten, um die Areale zügig zu bebauen, oder ob es wirklich noch so etwas wie geheimnisvolle Lost Places gibt, die es zu erhalten gilt. Auch der Denkmalschutz spielt da eine große Rolle. Ein altes Gebäude ist dann faszinierend, wenn es „alterswert“ erscheint, das bedeutet, man kann Emotionen darin lesen. Der Prozess des Verfalls muss mit einer Sinnhaftigkeit belegt werden. Lohnt es sich, dem Verfall entgegen zu wirken, muss ich intervenieren? Bei den Urbexern gibt es einen Verhaltenskodex. Der bedeutet, etwas so wieder zu verlassen wie es vorgefunden wurde. Kann man Verfall wirklich in seiner ganzen Unbegrenztheit akzeptieren? Wahrscheinlich nur solange, wie es eine „Raumwahrnehmung“ gibt, die den Akteuren Sinn stiftet und gestattet, Räumen mit der Offenheit zu begegnen, die verschiedene Zugänge zu ihnen ermöglichen.

Nun erreichte mich nun die Nachricht, dass die Lost-Places-Kampagne der TUI veröffentlicht wurde. Hier finden Sie die Seite mit meinen Antworten und noch vielen weiteren nützlichen und spannenden Informationen.

Über weitere Kommentare und Ideen zur Thematik würden wir uns sehr freuen.
Nutzen Sie dazu bitte das Kontaktformular im UniWehrsEL.