Sie ist sarkastisch, provokant und mitunter höhnisch und hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Zudem wurde sie 2004 mit den höchsten literarischen Weihen versehen, dem Literaturnobelpreis. Die österreichische Autorin Elfriede Jelinek schreibt Polemiken, Repliken, Tiraden, Romane und Theaterstücke, die sich um die Rolle des Menschen in der Welt, ihr Verhältnis zueinander und um aktuelle Bezüge drehen.
So entstand auch ihr neuestes Stück „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! Was ich sagen wollte“. Anfang Juni 21 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt. Gezeigt wird eine Stimmencollage über die Covid 19 Pandemie, ein Redeschwall zusammengesetzt aus Gerüchten, Verschwörungstheorien und Nachrichten rund um Corona. Genau wie ihr Thema polarisiert die Autorin als Meisterin der Sprache oder auch als Provokateurin. Unaufhörliches Gerede in den Medien ist die Grundlage und führt zu einer Kakophonie streitender Stimmen von denen jede behauptet, im Besitz der einzigen Wahrheit und Wirklichkeit zu sein.
Bilderwelten spielen in „Lärm“ eine große Rolle. Dabei bedient sie sich der antiken Literatur im Gelage um die Zauberin Kirke, die Odysseus Gefährten in Schweine verwandelt. Dazu zieht sie Analogien zur enthemmten Welt der Superspreader von Ischgl. Ihre Themen sind die geschändete Natur und das unaufhörliche Gerede darüber, genau wie die Irrungen und Wirrungen der Politik.
Das Schauspiel Frankfurt hat “Lärm” aufgegriffen. Der Kulturbotschafter des UniWehrsEL hat es für uns besucht und kommentiert.
Liebes UniWehrsEL,
hast du schon mal einen Elfriede Jelinek Abend im Schauspiel Frankfurt gesehen? Sie wird von den Theatermachern (Schauspiel) geliebt, weil sie zu aktuellen Themen ihren Gedanken freien Lauf lässt. Diesmal traf Odysseus auf Kirke, die Corona Pandemie und den Politiker Sebastian Kurz (Ex-Bundeskanzler von Österreich). Wie dies alles zusammen passt? Das wissen nur die Theatergötter, falls es welche gibt.
Auf jeden Fall sorgt Jelinek für schräge Bühnenbilder. Schweine die griechische Rüstungen tragen, jodeln und wie die Rheintöchter aus dem Rheingold umherstolzieren, trifft der Zuschauer selten an. Neben griechischen Schweinen gab es noch blaue Professoren und Spießerschweine in lächerlich kurzen Hosen. Dazu Bravo-Rufe und so ein “Scheiß”-Rufe.
Das Stück hat sich das Schauspiel Frankfurt exklusiv gesichert. Die Sprache ist schwer verständlich und wabert dahin. Es gab österreichischen und schwäbischen Dialekt. Das Bühnenbild war ein Ring und erinnerte an den Frankfurter Ring des Nibelungen. Die Schweine hatten niedliche Ohren. Sie wurden von vier Frauen und zwei Männern gespielt. Die Schweine haben sogar Popcorn gegessen und dabei geredet.
Beeindruckend waren die Lichteffekte mit rot, gelb, blauem Licht auf dem Ring. Frau Jelinek hatte für die Auftragsarbeit dem Schauspiel Frankfurt einen Text für 14 Stunden abgeliefert. Die Dramaturgin hat ihn auf zwei Stunden zusammengefasst und aus zwei Stücken “Lärm” und “Was ich noch sagen wollte” ein Stück gemacht. Unterlegt wurden die Texte dauerhaft von einem Beat. Daher wirkten die Schauspieler mehr wie Rapper als Textaufsager. Vor mir war ein Zuschauer ermattet in Tiefschlaf gefallen ob dieses Textsalats. Glücklich weilte der Zuschauer in Morpheus Armen. Während mir der Beat ganz schön an die Nerven ging.
Der Schlussapplaus fiel kurz aus, weil die Menschen müde waren. Keine zwei Minuten. Ich habe auf die Uhr geschaut. Alles eilte hektisch zum Ausgang, denn die Bahn wartet nicht.
Hättest Du Dir dieses Spektakel gerne angeschaut?