Wer sich an die Bar der Kammerspiele des Staatstheaters Darmstadt begibt, der kann das übliche Theatergeschehen beim „Lauschangriff“ einmal abseits der üblichen Hörgewohnheiten genießen. Das Motto, auch hier im UniWehrsEL öfters beschrieben, reicht von „Musik weckt Stille“, über „Ich will Spaß“, bis zu „Tiere sind auch nur Menschen“. Am 02.April 25 hieß es beim Darmstädter Lauschangriff: „Ins Freie“; das schöne Wetter weckt Frühlingsgefühle und lockt dazu aktiv oder entspannt die frische Luft zu genießen. Die dazu passenden Gedanken und musikalischen Titel präsentiert uns I. Burn vom Team UniWehrsEL.
Liebe Blogleser des UniWehrsEL,
Nach Vielem kann man Sehnsucht empfinden: Nach der Natur, nach einem Menschen, nach einem verloren geglaubten Glück, sogar nach der Traurigkeit, so wie es Marlene Dietrich in „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ melancholisch beschreibt.
„Ab ins Freie“ impliziert „Fernweh“, ist ein großes Thema der Sehnsucht. Ihre kleine Schwester ist das „Heimweh“, das als „Raumweh“ zur kulturellen Identität des Menschen gehört. „Heimat“ ist der räumliche Aspekt menschlicher Kultur, „Identität“ ist das, was uns ausmacht – unsere Überzeugungen, Werte, Träume, Sehnsüchte, Vorlieben und Eigenarten. Ab ins Freie“ bedeutet im deutschen Wald zu laufen, sich auf Spurensuche zu begeben, eine Identitätssuche „Woher komme ich“ und birgt die Sehnsucht nach sich-erkennen-erkannt-und-anerkannt-werden in sich.

Der Philosoph und Ästhetiker Jörg Zimmermann hat im Sachbuch „Sehnsucht nach Natur“ die Sphäre der Gefühle im Blick und nähert sich Natur und Landschaft durch beschreibende ästhetische Erfahrungen. Als eindrucksvolles Beispiel benennt Zimmermann Rousseaus 1782 veröffentlichte „Träumereien eines einsamen Spaziergängers“ und zitiert daraus:
„Was genießt der Träumer im Angesicht schöner Natur?“ Nichts, das außer uns selbst wäre, nichts als sich selbst und sein eigenes Dasein, und solange dieser Zustand währt, ist man wie Gott, sich selbst genug.“
Warum zieht es Menschen nach draußen?
Die Sonne scheint, das Wochenende naht – und plötzlich verspüren wir eine unbändige Lust, rauszugehen. Der Duft von frischer Luft, das Gefühl von Freiheit, die Sehnsucht nach Weite. Doch ist das nur „des Müllers Lust“, oder steckt mehr dahinter? Genau diesen Fragen widmete sich der Lauschangriff am Staatstheater Darmstadt am 2. April – natürlich musikalisch.
Feuerwerk – Licht, Knall und Gänsehaut
Händels Feuerwerksmusik ist pompös, triumphierend und klingt nach einer richtig großen Party. Und mal ehrlich – wer liebt kein Feuerwerk? Es bringt Menschen zusammen, wir staunen gemeinsam, halten kurz den Atem an und sammeln Erinnerungen, die bleiben.
Carmina Burana – Wild, ungebändigt und voller Schicksal
Orffs Carmina Burana basiert auf mittelalterlichen Texten, die 1803 in einer Benediktinerabtei entdeckt wurden. Die Musik? Explosiv! Es geht um Lebensfreude, Naturgewalten und das Spiel des Schicksals – O Fortuna reißt einfach alle mit.
Robin Hood – Der König des Waldes

Wer bin ich? Ich pirsche durch die Bäume, kämpfe mit Pfeil und Bogen und nehme es mit den Mächtigen auf. Natürlich – Robin Hood! Der Wald ist mein Reich, mein Zuhause, mein Schutz. Ob Mel Brooks’ Version als „Held in Strumpfhosen“ oder Erich Korngolds Filmmusik – Robin Hood bleibt der Legende nach unbesiegbar.
Pastorale – Ein musikalischer Waldspaziergang
Beethovens Pastorale klingt nach weiten grünen Wiesen, plätschernden Bächen und friedlichem Vogelgezwitscher. Und genau das tut uns gut! Studien zeigen: Vogelgesang beruhigt, weil er Sicherheit

signalisiert – Vögel singen nur, wenn keine Gefahr droht.
Haydn, Tom Waits und die Jahreszeiten
Haydns Jahreszeiten feiern die Natur im Wandel. Tom Waits geht’s düsterer an: Sein Black Rider, inspiriert vom Freischütz, mixt Märchen mit schrägem Humor – Zirkus trifft Albtraum.
Von Vampiren bis zur Lagune
Erst düster mit Tanz der Vampire, dann träumerisch mit By the Sleepy Lagoon von Eric Coates. Ob blutrünstige Jäger oder romantische Wasserspiegelungen – die Natur hat alles zu bieten.
Freiheit – auf dem Berg, im Wald, im Hofgang
In Fidelio dürfen Gefangene kurz raus – ein winziger Moment der Hoffnung. Trotz Ausgangssperre (wir denken dabei an Corona zurück) gilt bei mir das Motto „O welche Lust in freier Luft den Atem einzunehmen“ aus Fidelio. Schuberts Die schöne Müllerin besingt das Glück des Wanderns, Strauss’ Alpensinfonie zeigt, wie hart eine Bergtour sein kann. Wer’s gemütlicher mag, flaniert mit Gershwins Walking the Dog durch den Park.
Fazit: Rausgehen tut gut!

Ob im Feengarten von Ravel, unter den Clouds von Joni Mitchell oder beim Klassiker Die Post im Wald – draußen wartet das Abenteuer. Musik und Natur gehören zusammen, und ein Ausflug lohnt sich immer.
Also, wohin geht’s als Nächstes?
Es grüßt Sie herzlich I. Burn
Danke für den Feengarten im Bild von RainbowDoor auf Pixabay