Du betrachtest gerade Teil VIII Schreibwerkstatt „Tatort Frankfurt – Welche Rolle spielt die Magie der Musik?“ Auftakt: Frankfurt Hühnermarkt

In Teil VII unseres „Tatort Frankfurt“ Opernkrimis und die Rolle der Musik setzte der Tenor und Möchtegern Regisseur Strahlemann zum alles entscheidenden Finale an – Kommissar Ritter und Opernkenner und Kritiker I. Burn waren beim Tatort im Holzhausenschlösschen zur Stelle. Und da gab es noch eine, die sofort berechnet, welche Schlagzeilen so ein verpasster oder verpatzter Showdown bringen wird. Paula Pechstein ist Klatschreporterin, sie überlegt sich gerade die Schlagzeilen für die nächste Ausgabe ihrer Zeitung: „Tenor Strahlemann stürzt – Oper in Trümmern“, „Skandal im Opernhaus: Unfall oder Anschlag?“, „Kampf um die Bühne: Wer steckt hinter Strahlemanns Sturz?“, „Opern‑Drama: Tenor fällt – Publikum in Aufruhr“, Exklusiv: Insider‑Tipps zum Tenor‑Skandal – alles, was Sie wissen müssen!“

Eingefügte Szene K. B.: Paula Pechstein tauchte bislang in dem Opernkrimi nicht auf, darum hier ihr Kurzporträt: Paula ist eine 1,60 m große, sportlich‑schlanke Klatschreporterin mit scharf geschnittenen, blonden Haaren, die sie meist zu einem straffen Pferdeschwanz zusammenbindet. Ihre Bewegungen sind schnell und präzise – sie gestikuliert häufig mit den Händen, um ihre Punkte zu betonen, und hat stets ein spitzes Lächeln auf den Lippen, das zugleich schmeichelnd und leicht provokativ wirkt. Als besserwisserische, forsche und freche Persönlichkeit scheut sie sich nicht, unbequeme Fragen zu stellen; sie liebt es, Details zu sammeln und diese dann zu einem sensationellen Story‑Paket zu verknüpfen.

Ihr Ziel ist klar: Auf die Spiegel‑Bestsellerliste zu kommen, ein Buch aus „Tatort Frankfurt – Welche Rolle spielt die Magie der Musik“, den inzwischen aus der Schreibwerkstatt im UniWehrsEL bekannten Frankfurter Oper-Mordfällen zu veröffentlichen und es auf der Frankfurter Buchmesse 2025 zu präsentieren. Das wird knapp für sie, denn die weltberühmte Frankfurter Buchmesse beginnt in wenigen Tagen. „Da hat doch letztes Jahr die iranische Poetin Nahid Ensafpour so einfühlsam gelesen und liest in diesem Jahr wieder, am Freitag, den 17.10.25″, sinniert Paula. Sie notiert es gleich in ihrem Kalender.

Und sie erinnert sich an einen anderen Schauplatz in Frankfurt, das Gesundheitsamt, wo die Universität des dritten Lebensalters (U3L) die „Projektgruppe ÜberLebensKunst“ ihre Stadt „Frankfurt mit eigenen Augen“ gesehen hatte und das dazu gehörige Buch zu

Frankfurter Augenblicke“ vorgestellt hatte. „Die dort vorgestellten Schauplätze (abstracts UniWehrsEL) sind eigentlich auch alle potentielle Schauplätze für einen weiteren (Opern-)mord …“, fährt es Paula Pechstein durch den Kopf.

Nicht zuletzt wegen der interessanten Tatorte, besonders natürlich im Opernbereich, nutzt Paula jede Gelegenheit, um den Kommissar Ritter zu umgarnen, ihm zu schmeicheln und gleichzeitig Zweifel an Ivo Burns Kompetenz zu säen, denn, so sagt sie zuz sich selbst :“Es kann nur Eine geben!“ Und gerade jetzt rund um die Aufklärung der geheimnisvollen Schauplätze rund um die Opernmorde, da ist doch einer, der sich immer wieder als Kenner aufspielt, besonders verdächtig. Ist er vielleicht mehr als ein Opern-Kenner? Hat er vielleicht selbst Ambitionen das große ‚Finale‘ entsprechend zu gestalten?

Paula Pechstein weiß, wie man Medienberichte entsprechend manipuliert, nicht nur, dass sie sich selbst bestens in der Opernszene auskennt. Es erscheint ihr auch als ein leichtes, Zweifel auszustreuen, I. Burn als „den Bösewicht Jago aus Otello“ in der Öffentlichkeit darstellen – bei Othello, da geht es doch um Diskriminierung, Eifersucht und Rache.

Passt das nicht auch perfekt zu ihrer Berichterstattung über den Opernworkshop zu Otello in der Oper Frankfurt, bei dem Opernfreaks herzlich eingeladen sind, die Seiten zu wechseln, .., was immer das auch heißen mag.

 Szene 1 – Paula Pechstein im Redaktionsbüro

Paula sitzt an ihrem Schreibtisch, ein Stapel Notizen liegt neben einem dampfenden Kaffee. Sie tippt, stoppt, überlegt laut.

Paula: (murmelnd) „Wenn ich das richtig spinne, könnte ich den Tenor‑Unfall als das größte Opern‑Drama des Jahres verkaufen. … Ein bisschen Drama, ein Hauch Verschwörung – das zieht die Leser. Und dann noch ein bisschen… ‘Geheime Machenschaften hinter den Kulissen’… Ja, das ist es!“

Sie greift nach ihrem Notizblock, schreibt schnell ein paar mögliche Überschriften auf und wirft einen Blick auf das Bild von Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter an der Wand.

Da brennt Paulinchen, weil sie mit dem Feuerzeug spielt und die Warnung der Katzen überhört, da lutscht der Konrad am Daumen, obwohl er das unterlassen soll. Die Strafe folgt sozusagen auf den Daumen, der kurzerhand mit der Schere schnipp-schnapp entfernt wird. Auch die Missachtung der guten Suppe hat logischerweise Konsequenzen, der Kaspar verhungert eben.  „Und da Hoffmann zudem der Leiter für die „Anstalt für Irre und Epileptische auf dem sog. Frankfurter „Affenstein“ war, ergibt sich doch schon wieder ein neuer spannender Tatort“, so spinnt Paula ihre mörderischen Gedankengänge fort …

Paula: (lächelt) „Pauline, das war doch immer meine Lieblingsgeschichte. Wer hätte gedacht, dass ich heute selbst die ‚Pauline‘ spiele – nur dass ich nicht bestraft, sondern belohnt werde, wenn ich die Story knacke.“

© Anne Wickler http://Anne

Sie wirft einen Blick auf das Fenster, wo das Frankfurter Skyline‑Panorama zu sehen ist, und träumt laut.

Paula: „Spiegel‑Bestseller, Buchmesse Frankfurt… Ich sehe schon die Auflagezahlen. Und dann das Cover: ‚Mord in der Oper – Die dunklen Geheimnisse von Frankfurt am Main‘. Perfekt.“

Szene 2 – Erstes Aufeinandertreffen im Struwwelpeter‑Museum in der Frankfurter Altstadt

Nachmittagsstimmung auf dem Hühnermarkt in der rekonstruierten Frankfurter Altstadt mit Friedrich-Stoltze-Brunnen von 1895. Hier ungefähr begann der Spaziergang, den Friedrich Stoltze 1821 als 5Jähriger mit seinem Großvater machte und später in seiner Erzählung „Von Frankfurts Macht und Größe“ beschrieb. © Rudolf Dederer

Das Struwwelpeter Museum befindet sich ebenfalls auf der Rückseite des Huhnermarktes.

Ein lauter Feueralarm hat die Besucher des Museums in Aufruhr versetzt. Kommissar Ritter, in seinem dunklen Trenchcoat, steht am Ausgang, während Paula, sportlich gekleidet, mit einem Notizblock in der Hand, sich ihm nähert.

Paula: (leicht verbeugt, lächelt charmant) „Herr Kommissar, ich bin Paula Pechstein, Ihre treue Leserin und… nun ja, die Stimme, die Frankfurt über seine dunklen Geheimnisse informiert.“

Ritter: (blickt kurz auf, leicht irritiert) „Frau Pechstein, ich bin hier wegen des Alarms. Was kann ich für Sie tun?“

Paula: (legt den Notizblock auf den Tisch, streicht mit dem Finger über die Zeilen) „Ich habe von den Morden gehört – Ivo Burn, der Opern‑Fan, und die anderen Fälle. Ich will wissen, was wirklich hinter den Kulissen passiert. Die Leser verlangen Tempo, Spannung, Aufklärung.“

Ritter: (leicht skeptisch) „Sie wollen also mehr Details?“

Paula: (neigt den Kopf, lächelt verführerisch) „Genau. Und ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Arbeit in den besten Licht rücken werde. Ein bisschen… ‘Kommissar‑Ritter‑Profil’ für die Titelseite, das würde doch jedem gefallen, oder?“

Ritter: (zieht eine Augenbraue hoch) „Sie scheinen sehr gut informiert zu sein.“

Paula: (schwingt die Hand, als würde sie ein imaginäres Mikrofon halten) „Ich habe das Buch von Heinrich Hoffmann als Kind gelesen – die Strafen, die er für ungezogene Kinder beschrieb. Besonders Paulinchen, die sich verkleidete und dann… (lacht leise) …ich habe mich einmal als Paulinchen verkleidet, während der Fastnacht. Das hat mir gezeigt, wie leicht man Menschen in Rollen drängt.“

Ritter: (nickt langsam) „Und was hat das mit den aktuellen Fällen zu tun?“

Paula: (tritt einen Schritt näher, Stimme senkt sich) „Alles. Die Stadt ist ein großes Theater, Herr Kommissar. Und Sie, Sie sind der Hauptdarsteller. Aber ich sehe da einen Nebencharakter, der mehr sein könnte – Ivo Burn. Ein Opern‑Fan, der zu viel weiß? Vielleicht ein Bösewicht wie Jago, der im Schatten wartet.“ Sie verstehen, was ich meine?

Ritter: (blickt sie prüfend an) „Sie wollen also, dass ich Burn genauer unter die Lupe nehme?“

Paula: (nickt eifrig, legt die Hand auf seine Schulter) „Genau. Und wenn Sie mir ein paar Insider‑Infos geben, verspreche ich, dass Ihr Name in den Schlagzeilen glänzt – nicht nur als Kommissar, sondern als Held, der das Rätsel löst.“

Ritter: (zieht die Hand zurück, bleibt jedoch ruhig) „Ich werde prüfen, was ich kann. Aber ich warne Sie, Frau Pechstein – die Wahrheit ist nicht immer das, was die Presse will.“

Paula: (lächelt, wirft einen letzten Blick über die Ausstellung) „Dann lassen Sie uns gemeinsam die Wahrheit finden – und sie schön verpacken.“

Sie dreht sich um, geht zu einem Exponat der Ratte Ludwig als Struwwelpeter, während Ritter nachdenklich dem Alarm lauscht, der langsam verklingt.

Herzlichen Dank an Anne Winckler und Rudolph Dederer für Ihre Bilder Frankfurts in den abstracts zu den „Frankfurter Augenblicken“

  • Beitrags-Kategorie:Alltagskultur / Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:12. Oktober 2025
  • Lesedauer:13 min Lesezeit